Antonia Widmer ist Leiterin von Allgäu Digital - dem Netzwerk für digitale Transformation und Gründung im Allgäu.
Frau Widmer, was macht die Region Allgäu als Gründungsstandort einzigartig?
Die Region Allgäu ist ein sehr attraktiver Unternehmensstandort mit vielen Hidden Champions aus dem Mittelstand. Gerade hier ist Vernetzung mit Startups und der Aufbau eines Ökosystems einfacher als in einer Metropole. Außerdem ist die Lebensqualität in der Region sehr hoch: attraktive Freizeitangebote für alle Interessen sind gepaart mit einer wirtschaftlich sehr starken Region.
Wie entwickeln sich die Gründungszahlen in den letzten 5 Jahren im Allgäu?
Laut IHK gibt es im Allgäu trotz Corona deutlich mehr Unternehmensgründungen als im Vorjahr. Mit einem Plus von 7,7 Prozent ist die Zahl der neugegründeten Unternehmen auf rund 4.600 Neuanmeldungen gestiegen. Allerdings handelt es sich dabei nicht nur um Startups im klassischen Sinne, sondern gezählt werden allg. Gründungen, d. h. Einzelhandel und Gastronomie sind ebenfalls ein Teil davon.
Wo kann man ansetzen, um das regionale Gründungsgeschehen zu beleben?
Wichtig sind die wissenschaftlichen Partnerinnen und Partner wie z. B. die Hochschulen an denen mehr und mehr das Thema „Entrepreneurship“ in den Fokus gerät. Aber auch die ansässigen Unternehmen müssen den Mut haben, mit Startups zusammen zu arbeiten und sich auf die manchmal andere Herangehensweise einzulassen. Wir versuchen hier vor allem über Vernetzen, Teilen von Best Practices aber auch spezifische Veranstaltungsreihen, zu unterstützen.
Wie kann man (vor allem junge) Gründungsinteressierte dabei unterstützen, Ihre Gründungsidee in die Tat umzusetzen? Haben Sie spezielle Unterstützungsangebote für Frauen und Migranten?
Es gibt keine speziellen Angebote: Gründen ist für uns ein inklusives Thema und wir fühlen uns mit unserem Angebot allen Interessenten verpflichtet. Wir machen Mut, wir vernetzen Startups untereinander, vernetzen mit Kapitalgebenden und potentiellen Kundinnen und Kunden, wir geben Feedback und unterstützen mit Coaching, günstigen Arbeitsplätzen und einem regionalen Experteninnen– und Experten–Netzwerk.
Inwiefern hat die Corona-Pandemie das Gründungsgeschehen im Allgäu beeinflusst?
Wir haben keine große Veränderung gespürt – einzelne unserer Startups mussten sich umorientieren und konnten das aufgrund ihrer agil aufgestellten Organisationsstruktur glücklicherweise schnell tun. Die große Einschränkung war allerdings sicherlich, dass über zwei Jahre keine Vor-Ort-Treffen mehr möglich waren. Wenn man ein Netzwerk aufbaut und betreut ist es unerlässlich den persönlichen Kontakt zu halten. Virtuell kommt man gerade bei neuen Kontakten schnell an seine Grenzen.
Vielen Dank für Ihre Einblicke!
Bildnachweise: Hier klicken, um zur Übersicht zu gelangen