Mario Leupold ist Bereichsleiter Gründung und Entrepreneurship bei der hannoverimpuls GmbH. Wir haben mit ihm über Hannover als Gründungsstandort gesprochen.
Herr Leupold, was macht Ihre Region als Gründungsstandort einzigartig?
Hannovers Startup-Ökosystem zeichnet sich dadurch aus, dass sich so viele Verantwortliche zum Standort bekennen: Ein Mix aus vernetzten Institutionen und Akteuren mit dem Ziel, Gründungswillige in allen Stadien der Gründung zu unterstützen.
hannoverimpuls, die Wirtschaftsförderungsgesellschaft von Stadt und Region, hat Aufgabe und Anspruch, die Aktivitäten der Akteure sichtbar zu machen und den Gründungsstandort stetig weiterzuentwickeln. Das reicht von der Gründungsberatung, einem gemeinsamen Gründungsservice „starting business“ mit der Leibniz Universität und der Medizinischen Hochschule Hannover, über Gründungs- und Technologiezentren wie Halle 96 und das TECHNOLOGIE ZENTRUM Marienwerder bis hin zur Förderung über Gründungswettbewerbe sowie Seminarangebote und Venture Capital mittels eines eigenen Fonds. Durch eine wachsende internationale Vernetzung beispielsweise mit Skandinavien, Israel und den USA wird die Sichtbarkeit des Standortes für Gründungswillige weiter gesteigert.
Wie entwickeln sich die Gründungszahlen in den letzten fünf Jahren in Ihrer Region?
Rund 1.000 Gründungsinteressierte suchen pro Jahr Kontakt zur Wirtschaftsförderungsgesellschaft hannoverimpuls, davon wird etwa die Hälfte bis in die Gründung begleitet – auch in der Pandemie sind die Gründungszahlen in Hannover stabil. Besonders erfreulich ist, dass in der Region immer mehr Frauen und Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen Unternehmen gründen.
Wo kann man ansetzen, um das regionale Gründungsgeschehen zu beleben?
Es ist wichtig, passgenaue Angebote für Gründerinnen und Gründer und deren Vielfalt zu schaffen: z.B. konkrete Angebote für Frauen mit Zuwanderungsgeschichte anbieten, Diversität bei Veranstaltungen und Produkten berücksichtigen, Gleichwertigkeit der Angebote für Gründerinnen und Gründer und Startups entwickeln. Ganz zentral ist es, für Startups und Gründerinnen und Gründer aller Art, z.B. gerade für Gründerinnen, mehr Sichtbarkeit zu schaffen.
Wie kann man (vor allem junge) Gründungsinteressierte dabei unterstützen, Ihre Gründungsidee in die Tat umzusetzen? Haben Sie spezielle Unterstützungsangebote für Frauen und Migranten?
Gründungsinteressierte finden im Rahmen unserer Events und Workshops Möglichkeiten zum Networking insbesondere auch mit bereits etablierten Unternehmen. Dazu gibt es privatwirtschaftliche Anbieter mit eigenen Accelerator-Programmen (Hafven, VentureVilla, RootCamp). Neben Vorbildern in Form von erfolgreichen Unternehmen und Mentorinnen und Mentoren wirbt hannoverimpuls auf Tiktok, Twitter und Instagram, bietet Veranstaltungen mit Role Models und kooperiert mit der Agentur für Arbeit und den Hochschulen und Universitäten.
Besondere Unterstützungsangebote für Frauen: Seit vielen Jahren bietet Gründerinnen-Consult vielfältige Angebote von der Beratung und Coaching über Seminare bis zu Netzwerk-Veranstaltungen. Pro Jahr werden rund 350 Frauen beraten, rund 400 Teilnehmerinnen nutzen die Qualifizierungsangebote.
Besondere Unterstützungsangebote für Migranten: hannoverimpuls bietet Angebote wie „Gründung interkulturell“ mit gezielter Ansprache für Menschen mit Migrationshintergrund. Es gibt beispielsweise ein bilinguales Angebot für arabisch sprechende Frauen inklusive Kinderbetreuung in Kooperation mit dem JobCenter und der Koordinierungsstelle Frau und Beruf.
Inwiefern hat die Pandemie das Gründungsgeschehen in Ihrer Region beeinflusst?
Die Pandemie hat vor allem Digitalisierung und digitale Geschäftsmodelle deutlich vorangetrieben. Geschäftsmodelle wurden neu ausgerichtet oder erweitert – von Teletherapien bis hin zu Onlineshops. Der persönliche Austausch und das Netzwerken wurden durch die Pandemiebedingungen erschwert und die Online-Netzwerkpflege musste von Teilnehmenden zum Teil erst erlernt werden.
Vielen Dank für Ihre Einblicke!
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