Herr Schmid, was macht Ihre Region als Gründungsstandort einzigartig?
Wir sind extrem gut vernetzt, damit finden Gründerinnen und Gründer schnell Unterstützung und die richtigen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner. Im Verein Start-up Region Ostwürttemberg sind 30 Partner aus Hochschulen, Unternehmen, Banken und Investoren sowie Institutionen aktiv.
Wir haben in Aalen, Heidenheim und Schwäbisch Gmünd attraktive Coworking-Spaces: Das InnoZ und der AAccelerator Aalen, das Dock 33 Heidenheim und das in:it coworking in Schwäbisch Gmünd sind der ideale Platz zum Durchstarten. Die Hochschule Aalen und die Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd sind EXIST-Gründerhochschulen und haben vielfältige Formate für Gründungen im studentischen Umfeld. Unsere gemeinsamen, standortübergreifenden Veranstaltungsformate bieten für alle Phasen der Gründung den richtigen Rahmen um Feedback zu bekommen, Partner und Investoren kennen zu lernen und ein konstruktives Feedback zu erhalten. Die zentrale Plattform ist www.startup-wow.de.
Wie entwickeln sich die Gründungszahlen in den letzten 5 Jahren in Ihrer Region?
Die Gründungsdynamik lag von 2015 bis 2020 zwischen 5,3 und 6,3 Gründungen je 1.000 Einwohnern. Seit 2018 sind die Zahlen jedes Jahr kontinuierlich angestiegen. In absoluten Zahlen gab es in unserer Region in den letzten fünf Jahren rund 1.800 Neugründungen pro Jahr. Auch bei den Unternehmensnachfolgen haben wir mit jährlich rund 200 Nachfolgen eine hohe Dynamik. Das korreliert eng mit der konjunkturellen Entwicklung und der Entwicklung am Arbeitsmarkt.
Besonders im Fokus sind auch die Start-ups, also besonders innovative Gründungen. Die Start-up Szene der Region ist weiter lebendig: Rund 150 Start-ups sind aktiv.
Wo kann man ansetzen, um das regionale Gründungsgeschehen zu beleben?
Hier sind wir auf verschiedenen Ebenen aktiv. Dies startet an den Schulen mit Projekten, Unterrichtsformaten oder Schülerfirmen. Hier sind viele Schulen aktiv. Wir arbeiten auch eng mit der Pädagogischen Hochschule in Schwäbisch Gmünd zusammen und vermitteln in Veranstaltungen den angehenden Lehrerinnen und Lehrern Know-how rund um das Thema Selbständigkeit und die Einbindung in den Unterricht.
Die nächste Ebene sind die Hochschulen der Region. Hier bieten wir den Studierenden spannende Veranstaltungsformate, um Sie für das Thema Gründung zu sensibilisieren. Diejenigen die Feuer gefangen haben, können Betreuungsangebote nutzen, finden kostenfreie Shared Desk Angebote in den lokalen Gründerzentren und werden gezielt bei allen Fragestellungen von dem breiten Partnernetzwerk unterstützt. Über das Veranstaltungsformat "Start-up WOW connect" können sich Gründerinnen und Gründer auch mit anderen Start-ups und Gründerteams vernetzen.
Dritte Ebene sind Veranstaltungsformate, die sich an die breite Bevölkerung richten. Hier bieten z.B. die IHK eine Gründerwoche an oder die Kontaktstellen Frau und Beruf Veranstaltungsformate rund um das Thema Gründung. Gemeinsam mit Banken wird hier auch regelmäßig das Thema Unternehmensnachfolge aufgegriffen. Auch die Coworking-Spaces bieten regelmäßig Informationsformate für eine breite Zielgruppe an.
Wie kann man (vor allem junge) Gründungsinteressierte dabei unterstützen, Ihre Gründungsidee in die Tat umzusetzen? Haben Sie spezielle Unterstützungsangebote für Frauen und Migranten?
Hier gehen wir vor Ort und sind wie beschrieben an den Schulen und Hochschulen aktiv. Darüber hinaus bieten wir z.B. mit der Gründungswerkstatt Ostwürttemberg digitale Tools mit denen man von der Idee bis zum Businessplan eine Gründung erfolgreich voranbringen kann. Hier sind für Fragen Online-Tutoren der IHK eingebunden und die Gründerteams können Ihre Dokumente auch weiteren Experteninnen und Experten zugänglich machen. Ganz neu ist hier auch eine Schnittstelle zum Portal www.ermoeglicher.de der Bürgschaftsbank Baden-Württemberg über die direkt Finanzierungsfragen gestellt werden können. Das sind Tools, die bei jungen Menschen ankommen und gerne genutzt werden. Weiterhin bieten alle Partner sehr viele Online-Informationen an. Unsere Angebote adressieren alle Zielgruppen. Spezielle Formate gibt es für Frauen in Kooperation mit den Kontaktstellen Frau und Beruf der Region.
Inwiefern hat die Pandemie das Gründungsgeschehen in Ihrer Region beeinflusst?
Die Start-ups sind großteils gut durch die Pandemiezeiten gekommen. Viele Geschäftsmodelle im Bereich Digitalisierung und Nachhaltigkeit konnten sogar profitieren und haben neuen Schub erhalten. In den beiden Pandemiejahren 2020 und 2021 war die Gründerdynamik insgesamt in der Region hoch. Durch die drei großen Trends Dekarbonisierung, Demografie und Digitalisierung ergeben sind viele spannende neue Geschäftschancen.
Wir haben mit großem Erfolg unsere Informationsangebote und Vernetzungsformate digitalisiert und auch unter den schwierigen Rahmenbedingungen viele Angebote mit guten Teilnehmendenzahlen fortgeführt.
Vielen Dank für die Einblicke!
Bildnachweise: Hier klicken, um zur Übersicht zu gelangen