Mario Leupold ist Bereichsleiter Gründung und Entrepreneurship bei der hannoverimpuls GmbH. Wir haben mit ihm über die Gründungseinstellungen der Menschen in seiner Region gesprochen.
Herr Leupold, wie ist Ihr Eindruck: Welche Einstellungen bezüglich Unternehmertum haben die Menschen in Ihrer Region?
Gründung ist risikobehaftet und wird oft noch als lebenslanges Unternehmertum verstanden, dabei ist Gründung oftmals auch ein Berufsabschnitt mit Wechsel zu und von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen. Darüber hinaus wird Gründung noch nicht als anerkannte Kompetenz für Bewerbungsmappen wahrgenommen. Die nebenberufliche Gründungsbereitschaft - insbesondere von Frauen - ist sehr hoch und wird durch vielfältige Unterstützung befördert.
Welche Maßnahmen sind sinnvoll, um Gründungseinstellungen von Personen positiv zu beeinflussen? Welchen Beitrag leistet Ihre Einrichtung dazu?
In der begleitenden Gründungsberatung von hannoverimpuls werden gemeinsam sinnvolle Förderstrategien entwickelt. Gendersensible Gründungsberatung mit Fokus auf Diversität und Nachhaltigkeit sind wichtige Bausteine und das Förderungs- und Trainingsangebote für Gründerinnen und Gründer wird ständig erweitert und dem Marktbedarf angepasst. Angebote zur Vernetzung von Gründerinnen und Gründer wie Frauenwirtschaftstage, Female Founders Days oder Female-Accelerator-Programme ergänzen die Impulse im Markt. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft hannoverimpuls macht Gründungsstorys über Newsletter, Websites, Podcasts und mehr in der Öffentlichkeit sichtbar, fördert den Austausch von Gründungsinteressierten durch passende Events oder den Gründungswettbewerb Startup-Impuls und unterstützt damit auch den Erfolg der jungen Unternehmen.
Männer haben etwas positivere Gründungseinstellungen als Frauen. Wie erklären Sie sich das?
Frauen sind im Berufsleben immer noch nicht gleichgestellt und auch als Unternehmerinnen unterrepräsentiert – es fehlt an Vorbildern. Frauen haben im Gründungsprozess oft andere Bedürfnisse und Werte als der durchschnittliche (männliche) Gründer. Frauen orientieren sich deutlich häufiger an Gemeinwohlthemen, die bislang in der Gründung nicht oder nur in geringem Maß wertgeschätzt wurden.
Was muss zukünftig passieren, damit sich die Gründungseinstellungen in der Gesellschaft verbessern?
Hier spielt die frühkindliche Bildung eine wichtige Rolle. Berufliche Selbstständigkeit sollte als ein Berufsweg schon in Kitas, Schulen, Berufsschulen und Hochschulen als gleichwertiger Teil der Berufsorientierung vermittelt werden. Das vorherrschende Bild von „selbst und ständig“ sollte sich verändern hin zu Spaßfaktoren: Fortentwicklung der eigenen Persönlichkeit, Führungsrolle, Entscheidungsmöglichkeiten, Gestaltungsfreiraum, flexible Arbeitszeit, flexible Arbeitsorte. Soziale Absicherung etwa bei Elternzeit und berufliche Selbstständigkeit müssen geregelt werden.
Oft sind es auch unbewusste Muster, die wir im Kopf haben, wenn wir an Unternehmensgründungen und Startups denken. Uns kommen dann oft junge, dynamische Männer in den Sinn, die ihr Leben dem eigenen Unternehmen „opfern“. Diese Heldengeschichten haben auch die Entscheiderinnen und Entscheider im Kopf, wenn es um die Gründungsunterstützung geht. Diese Muster müssen und wollen wir bewusst machen und aufbrechen.
Vielen Dank für Ihre Einblicke!
- © loveguli; Aleksandr Kharitonov / Mario Leupold / iStock.com – Hannover_Artikelbild.jpg