Raphael Dupierry, Referatsleiter Gründungsförderung an der Hochschule Koblenz.
Herr Dupierry, welche Rolle spielen die Gründungseinstellungen von Personen bei der Entscheidung, ein Unternehmen zu gründen?
Zusammengefasst kann man sagen, dass die Gründungseinstellungen eine zentrale Rolle spielen.
Für eine Unternehmensgründung ist eine positive Einstellung gegenüber dem Akt der Gründung selbst sehr bedeutend. Gerade zum Beginn, einer sehr intensiven und herausfordernden Phase, sind die Bereitschaft, der Durchhaltewillen und die entsprechende Einstellung, zu Gründen besonders wichtig.
Ist die betreffende Person hier nicht fokussiert oder schlimmer noch, weist sie gar eine negative Einstellung gegenüber der Gründung auf, kann bzw. wird dies erfahrungsgemäß die Gründung eines Unternehmens erheblich erschweren.
Männer haben etwas positivere Gründungseinstellungen als Frauen. Wie erklären Sie sich das?
In diesem Zusammenhang können folgende zwei Aspekte betrachtet werden:
Zum einen weisen verschiedene wissenschaftliche Studien eine höhere unternehmerische Orientierung bei Männern auf, die sich vor allem aus der Innovationsfähigkeit, der Risikobereitschaft und der Proaktivität zusammensetzen. Um es am Beispiel der Risikobereitschaft zu erklären: Grundsätzlich ist etwa die Bereitschaft von Frauen, auf externe Finanzierungsquellen zurückzugreifen, geringer ausgeprägt, als bei Männern. Erfahrungsgemäß greifen diese laut der Studien eher auf Privatkapital zurück.
Zum anderen zeigt sich in der Gründungsszene, dass es bislang vor allem männliche Gründer-Vorbilder (Role-Models) gibt. Als prominente Beispiele sind hier beispielsweise Steve Jobs, Bill Gates und Elon Musk zu nennen. In der Wahrnehmung kann sich dies negativ auf die Gründungseinstellung der Frauen auswirken.
Welche Maßnahmen sind sinnvoll, um die Gründungseinstellung von Personen positiv zu beeinflussen? Welchen Beitrag leisten Sie beziehungsweise die Hochschule Koblenz dazu?
Hier kann man an den Punkt der Gründungs-Vorbilder anknüpfen. Unter anderem binden wir erfolgreiche „Role Models“ (sowohl männliche als auch weibliche) zur Sensibilisierung von potentiellen Gründerinnen und Gründern ein. Dies erfolgt z.B. in Form von Erfahrungsberichten der Role-Models mit entsprechenden Tipps auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Um die theoretischen Aspekte, die bei einer Gründung zu beachten sind, praktisch zu untermauern, illustrieren wir diese mittels der Erfahrungen bereits erfolgreicher Role-Models.
Darüber hinaus bieten wir potentiellen Gründerinnen und Gründern neben der „Almuni-Gründerlounge“, einem Netzwerktreffen mit erfolgreichen Gründerinnen und Gründern aus der Hochschule, auch unser „Gründungs-Alumni-Mentoringprogramm“ an, welches ein individuelles Coaching durch unsere erfolgreichen Gründerinnen und Gründer ermöglicht.
Die oben aufgeführten Maßnahmen haben in der Vergangenheit gezeigt, dass die Gründungseinstellung hierdurch positiv beeinflusst werden kann.
Was kann zukünftig passieren, damit sich Gründungseinstellungen in der Gesellschaft in Deutschland verbessern?
In diesem Zusammenhang möchte ich gerne auf zwei wesentliche Punkte verweisen:
Zum einen sollten die bereits erwähnten „Role-Models“ noch stärker eingebunden werden, um potentielle Gründerinnen und Gründer durch die erfolgreichen Vorbilder zu ermutigen.
Zum anderen sollte aber auch die Fehlerkultur „zelebriert“ werden. Die Einbindung von gescheiterten Gründerinnen und Gründern (z.B. in Form von „FuckUp Nights“) ist wichtig, um aus Fehlern dieser lernen zu können. Zudem kann hierdurch die Gründungeinstellung von Personen durch Reduzierung der Angst des Scheiterns positiv beeinflusst werden.
Vielen Dank für Ihre Einblicke!
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