Antonia Widmer ist Leiterin von Allgäu Digital - dem Netzwerk für digitale Transformation und Gründung im Allgäu.
Frau Widmer, warum tut sich Deutschland mit der Kultur der zweiten Chance noch immer so schwer?
Dazu habe ich keine fundierte Erkenntnis, aber es hat vermutlich mit unserem Schulsystem und der Art und Weise zu tun, wie in den Schulen gelehrt und gelernt wird. Hier sind Fehler nicht vorgesehen, sondern werden bestraft. Eigentlich wären Fehler aber eine Rückmeldung an die Lehrkraft, dass der Stoff nicht verstanden wurde oder vielleicht auch die Frage nicht korrekt gestellt war. Das prägt sicher für die Zukunft.
Gibt es ausreichend erfolgreiche Rollenvorbilder im Allgäu, insbesondere von erfolgreichen Gründerinnen?
Ausreichend ist ein schwieriger Begriff: es gibt einige und wir machen sie sichtbar. Aber natürlich sind es nie genug und unser Augenmerk muss sein, deren Geschichten zu finden und dann zu erzählen.
Was muss künftig passieren, damit „Gründung“ als attraktive berufliche Perspektive in der Gesellschaft in Deutschland angesehen wird?
Gründungserfahrung muss als Bonus angesehen werden. Der Blick muss auf den Mut des Gründens und nicht auf Erfolg oder Misserfolg gelenkt werden. Das würde schon sehr viel in der allgemeinen Wahrnehmung verändern.
Welchen Beitrag leisten Sie für die Unterstützung von Gründungsinteressierten?
Wir bieten ein Ökosystem aus etablierten Unternehmen mit Interesse an Startup Kollaboration, vergünstigte Arbeitsplätze und Expertinnen- und Expertencoaching zu allen relevanten Startup Themen bis hin zur Vermittlung von Risikokapital gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern. Wir erzählen Gründungsgeschichten von Erfolg und vom Scheitern, von selbstbestimmtem Arbeiten und von Problemlösungskompetenz. Wir sind Startrampe und Ideenschmiede.
Vielen Dank für Ihre Einblicke!
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