Prof. Harald Pechlaner, Madlen Schwing und Julian Philipp arbeiten am Lehrstuhl Tourismus / Zentrum für Entrepreneurship an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU). Ihre Tätigkeit dreht sich in erster Linie um Lehre, Forschung und Publikationen in den Bereichen Tourismus, Destinationsmanagement, Entrepreneurship und Ecosystems.
Herr Prof. Pechlaner, Frau Schwing, Herr Philipp, welche Rolle spielen die Gründungseinstellungen von Personen bei der Entscheidung, ein Unternehmen zu gründen?
Eine sehr große! Gerade in Deutschland ist die Gründungskultur leider nicht sehr ausgeprägt, im Vergleich etwa zu Israel oder den Vereinigten Staaten. Die Angst vor dem Scheitern oder vor der Wahrnehmung durch Dritte hält viele davon ab, selbstständig zu werden.
Männer haben etwas positivere Gründungseinstellungen als Frauen. Wie erklären Sie sich das?
Die Präsenz von Männern bei Unternehmensgründungen ähnelt der Dominanz von männlichen Führungskräften in Unternehmen sowie allgemein in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Dadurch fehlt es traditionell an weiblichen Role Models. Dies ändert sich aber langsam; es werden immer mehr weibliche Gründerinnen, Führungskräfte, Politikerinnen etc. sichtbar. Auch tradierte Rollenbilder ändern sich nur langsam und halten viele ambitionierte Frauen zurück.
Welche Maßnahmen sind sinnvoll, um die Gründungseinstellung von Personen positiv zu beeinflussen? Welchen Beitrag leisten Sie hier?
Als Lehrstuhl thematisieren wir die kritischen Punkte, wie etwa die eigene Haltung oder die Angst vor dem Scheitern, aktiv in den Lehrveranstaltungen und legen den Studierenden nahe, wie damit umgegangen werden kann und welche Rolle kritische Aspekte für die eigene Entwicklung sowie den unternehmerischen Erfolg spielen. Hierfür haben wir regelmäßig Gründende zu Gast, die sehr offen über ihre eigenen Fehler und Misserfolge berichten, ebenso aber betonen, welche Bedeutung sie diesen Momenten beimessen.
Allgemein betrachtet wäre es wichtig, aktiv in die Gründungskultur und die Mentalität der Menschen einzugreifen, indem bspw. Entrepreneurship schon deutlich früher Teil der Ausbildung und Lehre wird.
Was muss zukünftig passieren, damit sich Gründungseinstellungen in der Gesellschaft in Deutschland verbessern?
Den Menschen muss die Angst genommen werden. Nahezu jeder Gründende hat in seinem bzw. ihrem Unternehmen schon Fehler gemacht, ist gescheitert oder musste von Neuem anfangen. Viele sehen dies nicht negativ, sondern als Lerneffekt und Wachstum, und damit als Teil des Erfolgsprozesses.
Zudem müssen bürokratische Hürden reduziert werden. Dies ist in Deutschland ein grundsätzliches Problem, das auch viele andere Bereiche betrifft und vielen Menschen den Wind aus den Segeln nimmt. Wenn der Zugang zur Selbstständigkeit leichter ist und machbarer erscheint, werden auch mehr Menschen diesen Schritt wagen.
Vielen Dank für Ihre Einblicke!
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