Herr Dr. Dressel ist Geschäftsführer des Technologiezentrums in Dresden.
Herr Dr. Dressel, wie ist Ihr Eindruck - welche Einstellungen bezüglich des Unternehmertums haben die Menschen in Ihrer Region?
Das Unternehmertum hat in Sachsen historisch lange Tradition. Die DDR-Zeit hat da einiges negativ besetzt. Um so mehr nutzen Menschen mit guten Ideen die Chancen die unser Land jetzt bietet. Wir haben viele kleine und mittelständische Unternehmen, die positiv ausstrahlen. Das führt zu einer guten Grundeinstellung in der Region.
Welche Maßnahmen sind sinnvoll, um Gründungseinstellungen von Personen positiv zu beeinflussen? Welchen Beitrag leistet Ihre Einrichtung dazu?
Wichtig ist es, den guten Gründungsideen Mut zu machen und den etwas unsicheren Gründerinnen und Gründern zu helfen, ihre Probleme rechtzeitig zu erkennen und Lösungen anzubieten. Diese Art von Coaching ist es, die wir im Technologiezentrum Dresden anbieten. Wir geben den Gründerinnen und Gründern die Möglichkeit, diverse Fragen in Bezug auf Ihr Gründungsvorhaben zu stellen und mit uns zu besprechen. Dazu gehören beispielsweise Themen wie Finanzierung oder Kundenbedürfnisse.
Männer haben etwas positivere Gründungseinstellungen als Frauen. Wie erklären Sie sich das?
Aus meiner Sicht ist es das historisch ausgeprägte Sicherheitsbedürfnis der Frau, das hier zu den Unterschieden führt. Zudem ist die Angst vor dem Scheitern bei Frauen deutlich stärker ausgeprägt als bei Männern. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler machen dafür eine höhere Risikoaversion verantwortlich. Frauen sind naturgemäß realistischer, Männer sind in der Regel mutiger und bessere Selbstvermarkter. Einen Grund, sich vor der männlichen Konkurrenz zu verstecken, haben Frauen nicht. Von Frauen gegründete Unternehmen haben genauso gute Chancen auf Erfolg wie Firmen, die von männlichen Gründern gegründet haben.
Was muss zukünftig passieren, damit sich die Gründungseinstellungen in der Gesellschaft verbessern?
„Tu Gutes und rede darüber“: An der Sichtbarkeit von Unternehmerinnen und weiblichen Führungskräften müssen wir noch arbeiten. Mädchen und Frauen sollten mit größerer Selbstverständlichkeit ihre Ideen für die Wirtschaft in die Praxis umsetzen. Dafür brauchen wir mehr weibliche Rollenvorbilder. Darüber hinaus müssen auch Finanzierunglösungen (Zuschüsse zu VC-Investitionen, steuerliche Abschreibungen) verbessert werden sowie das Insolvenzplanverfahren zur Pflicht gemacht werden.
Es ist wichtig am besten schon in der Schule, die Grundlagen des Unternehmertums zu vermitteln um den Menschen die Angst vor dem Scheitern zu nehmen.
Und zwar nicht nur praktisches Wissen, sondern auch ein entsprechendes Mindset. Dass Menschen, die etwas unternehmen, in erster Linie einmal mutig sind – und dass nicht jede Unternehmung von Erfolg gekrönt ist.
Vielen Dank für Ihre Einblicke!
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