Tamara Schneider ist Netzwerkmanagerin im INN.KUBATOR Passau.
Frau Schneider, was macht Niederbayern als Gründungsstandort einzigartig?
Die Gründungsszene in Niederbayern ist durch die Etablierung von 5 Gründungszentren unter dem Dach des GZDN (Gründerzentrum Digitalisierung Niederbayern) großartig vernetzt. Zudem bieten die verschiedenen Hochschulen eine gute Grundlage für die Sensibilisierung von Gründungsinteressierten. In Passau ist das Verhältnis von Studierenden zur Gesamteinwohnerzahl recht hoch, was für eine junge, innovative Atmosphäre sorgt. Die TH Deggendorf ist sehr praxisnah und technisch orientiert und deckt mit den vielen Technologie Campi die Region sehr gut ab. Dort entstehen innovative, industrienahe Gründungsideen. Auch die HAW Landshut sorgt für Aufmerksamkeit für das Thema Gründung, indem an den verschiedenen Lehrstühlen Gründungsbotschafterinnen und Gründungsbotschafter ernannt wurden.
Wie entwickeln sich die Gründungszahlen in den letzten 5 Jahren in Niederbayern?
Wir in den Gründungszentren stellen einen anhaltenden Trend zur Gründung fest und haben auch während der Pandemie keinen großen Rückgang an Erstgesprächen mit Gründerinnen und Gründern sowie Gründungsinteressierten festgestellt. Speziell mit Beginn des Jahres 2022 und Fallen der Maßnahmen ist wieder viel Leben in den Gründungszentren und viele neue Geschäftsideen, die während Corona entstanden sind, werden nun umgesetzt.
Wo kann man ansetzen, um das regionale Gründungsgeschehen zu beleben?
Wir bieten Gründerinnen und Gründern hier alle Leistungen und Kontakte, die für den Start eines Unternehmens relevant sind. Je mehr engagierte und auch fachspezifische Kontakte vor Ort vorhanden sind, desto besser kann jede Gründung unterstützt werden. Auch das Thema Kapital spielt eine Rolle und so bieten wir neben Aufklärung über verschiedene Finanzierungsformen auch Business-Angel-Abende für unsere Teams.
Wie kann man (vor allem junge) Gründungsinteressierte dabei unterstützen, Ihre Gründungsidee in die Tat umzusetzen? Haben Sie spezielle Unterstützungsangebote für Frauen und Migrantinnen und Migranten?
Allgemein ist in meinen Augen der wichtigste Faktor die Vernetzung. Wir als Gründerzentrum Digitalisierung Niederbayern haben in ganz Niederbayern – und darüber hinaus – viele und sehr diverse Kontakte zu Unternehmen, aber auch zu Wissenschaft, Kommunen und Kammern. Diese Kontakte sind für Gründende unabdingbar – sei es zur Validierung des Geschäftsmodells, um Partnerinnen und Partner, Mitgründerinnen und Mitgründer, Kundinnen und Kunden oder Investorinnen und Investoren zu finden oder einfach zum Austausch mit anderen Gründenden.
Bei jungen Gründungsinteressierten spielt denke ich der Realitätscheck eine große Rolle. Aus dem Studium heraus zu gründen hat viele Vorteile, jedoch fehlt hier die Erfahrung aus dem Arbeitsleben und dies ist im Umgang mit Unternehmen (als Kundinnen und Kunden, Partnerinnen und Partner oder Investorinnen und Investoren) oft eine Herausforderung. Hier muss auf allen Seiten ein Bewusstsein geschaffen werden.
Wir sprechen alle Gründungsinteressierten an, dies beinhaltet natürlich auch Frauen und Migrantinnen und Migranten. Wir setzen eher auf Parität als auf Veranstaltungsformate nur für eine Gruppe. Inklusion findet statt in dem wir Barrieren – wie z.B. die deutsche Sprache – abbauen. In persönlichen Gesprächen erhalten jeder Gründer und jede Gründerin individuelle Unterstützung, Kontakte und Hilfestellung.
Inwiefern hat die Corona-Pandemie das Gründungsgeschehen in Niederbayern beeinflusst?
Die Pandemie hat das Gründungsgeschehen in jedem Fall beeinflusst. Gerade schon bestehende Geschäftsideen mussten neu validiert und ggf. angepasst werden. Leider hat Corona für ein paar Teams die weitere Arbeit am Projekt nicht mehr zugelassen und daher mussten sie ihre Ideen aufgeben. Andere Teams hingegen konnten sehr erfolgreich neue Geschäftsfelder erschließen. In Bezug auf die Gründungsinteressierten gab es auch während der Pandemie einen hohen Zuspruch mit vielen Gesprächen. Nun müssen die Gründenden ihre Ideen in der Nach-Pandemie Zeit validieren und daran weiterarbeiten. Hier stellen wir ein großes Bedürfnis nach Austausch- und Feedbackformaten fest, da die Corona-Gründungen zumeist isoliert im Gründungsteam stattgefunden haben. Dies bedienen wir mit verschiedenen Eventformaten.
Vielen Dank für Ihre Einblicke!
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