Herr Dr. Pitz ist wissenschaftlicher Referent der IHK Saarland im Geschäftsbereich Wirtschaftspolitik und Unternehmensförderung.
Herr Dr. Pitz, was macht Ihre Region als Gründungsstandort einzigartig?
Wir sind das Land der kurzen Wege. Alle Player im Bereich der Existenzgründung sind in der Saarland Offensive für Gründung vereinigt. Ganz gleich wo Gründende aufschlagen - sie werden immer zum richtigen Ansprechpartner oder zur richtigen Ansprechpartnerin weitergeleitet. Junge Unternehmen sind dann erfolgreich, wenn sie in der richtigen Umgebung heranreifen können. Wenn sie insbesondere Kontakt zu anderen Gründenden oder potentiellen Partnerinnen und Partnern haben und auf eine adäquate technische Infrastruktur zurückgreifen können. Hier hat sich in der letzten Zeit im Saarland sehr viel getan. Es findet sich eine Vielzahl von Zukunftsorten in der Saarwirtschaft, die saarländische Start-Up-Förderungen unterstützen und eng mit der IHK Saarland zusammenarbeiten.
Wo kann man ansetzen, um das regionale Gründungsgeschehen zu beleben?
Bei der Stärkung der Gründungskultur und bei den Rahmenbedingungen für Existenzgründende. Um den Gründergeist zu wecken und Gründungen anzuregen, braucht es vor allem eine positive Einstellung zu den Themen Unternehmertum, Selbstständigkeit und Gründung. Hierzu können die Schulen und Hochschulen wertvolle Beiträge liefern, denn unternehmerisches Denken und Handeln sind Schlüsselkompetenzen. Die IHK spricht sich deshalb dafür aus, den Aufbau von Fachwissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die für eine erfolgreiche Unternehmensgründung und Unternehmensführung notwendig sind, in den Lehrplänen der Schulen und Studienordnungen der Hochschulen zu verankern. Des Weiteren sollten aus Sicht der IHK mehr Anreize für Professorinnen und Professoren geschaffen werden, die Gründungsvorhaben unterstützen, und Gründungsaktivitäten der Studierenden sollten auf deren Studienleistungen angerechnet werden. Mit Blick auf die notwendige Verbesserung der Rahmenbedingungen weist die IHK darauf hin, dass junge innovative Unternehmen darauf angewiesen sind, dass ihre spezifischen Bedürfnisse auch in Gesetzen und Verordnungen Berücksichtigung finden. Die IHK regt daher für das Saarland einen standardmäßigen Startup-Check mit dem Ziel an, dass der Gesetzgebende die Belange von Gründern und Startups bereits bei der Ausgestaltung neuer Normen sowie Novellierungen von Gesetzen und Verordnungen stärker in den Blick nimmt. Würden Existenzgründende und junge Unternehmen zudem von landesbezogenen Statistik- und Meldepflichten befreit, würde dies die Rahmenbedingungen nochmals verbessern. Und schließlich braucht es mehr Wagniskapital – bei öffentlich und privat gespeisten Gründungsfonds. Den Gründergeist wecken, das Unternehmerbild stärken und Freiräume für Kreativität schaffen – dies sollte die Devise für mehr erfolgreiche Unternehmensgründungen im Saarland sein.
Haben Sie spezielle Unterstützungsangebote für Frauen und Migrantinnen und Migranten?
Ja, beispielsweise den Unternehmerinnentreff und den Gründerinnentag, um Frauen zu einer Gründung zu ermutigen. Bei der Gründung von Migrantinnen und Migranten arbeiten wir eng mit der Fitt gGmbH zusammen, die unter anderem ein umfangreiches Coachingprogramm für Gründungsinteressierte mit Migrationshintergrund bietet (Perspektive Neustart), auch eine Mentorin berät hier zielgerichtet.
Vielen Dank für Ihre Einblicke!
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