Jetzt oder nie!
Thomas Laux hat einen Hausbootverleih für die Lahn gegründet. Die Alternative wäre gewesen, eine neue Anstellung in seinem angestammten Beruf anzutreten. Er hat sich aber für die Selbständigkeit entschieden, weil er seine Geschäftsidee für wirklich gut hält. Unsere Best-Practice-Reihe “Senior Entrepreneurship” startet mit einem Mann, der die Finanzwelt gegen die Wasserwelt eingetauscht hat.
Kurzprofil
- Gründer: Thomas Laux
- Unternehmen: HAUSBOOTE Lahn
- Standort: Hadamar (Hessen)
- Gründungsalter: 53 Jahre
- Gründung: 2013, erste Saison 2014
- Expansion (zweites Hausboot): 2015
- Mitarbeiter/innen: 1
Herr Laux, Sie leben in Hadamar, in der Nähe der Lahn. Die Lahn entspringt im Rothaargebirge und fließt vor allem durch Hessen und Rheinland-Pfalz bis in den Rhein. Und Sie lassen Hausboote bauen und vermieten sie an Touristen, die damit die Lahn runterschippern. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen.
Laux: Ich habe selbst mal einen wunderbaren Urlaub auf einem Hausboot gemacht. In Frankreich. Und dann habe ich gesehen, dass Hausbooturlaub auch in Ostdeutschland sehr beliebt ist. Vor allem die Machart dieser „schwimmenden Gartenhäuser“ hat mich begeistert. Bei einer Radtour an der Lahn entlang habe ich mir gedacht: Wieso gibt es so etwas hier eigentlich nicht? Dann habe ich angefangen zu recherchieren, ob es da vielleicht irgendwelche Restriktionen oder Verbote gibt. Und habe dann gesehen: Es gibt eigentlich nichts, was dagegen spricht. Man muss es nur machen.
Eigentlich sind Sie aber doch gelernter Bankkaufmann, oder?
Laux: Genau. Ich bin seit meiner Ausbildung zum Sparkassenbetriebswirt in der Finanzbranche tätig und habe zuletzt bei einem Unternehmen gearbeitet, das von einem anderen Unternehmen übernommen worden ist. Da stand dann ein beruflicher Wechsel an. Ich hätte ganz sicher zu einem neuen Arbeitgeber im Bankgewerbe wechseln können. Es hat mich aber ungeheuer gereizt, meine Idee mit dem Hausboot-Verleih an der Lahn in die Tat umzusetzen. Diese Chance wahrzunehmen, die ich ein zweites Mal wahrscheinlich nicht bekomme, wenn ich wieder zu einem neuen Arbeitgeber wechsele.
Daher war meine Devise „Jetzt oder nie“. Und da ich diese Idee seit zwei Jahren mit mir herumgetragen und quasi verinnerlicht hatte, hätte ich es mir nie verziehen, wenn ich sie nicht umgesetzt hätte. Sonst hätte ich dieser Geschichte ewig nachgetrauert.
Wie alt waren Sie da?
Laux: Als die Idee entstanden ist, war ich 51, und als ich sie umgesetzt habe, 53.
Und wie läuft’s?
Laux: Sehr gut. Ich habe mein Unternehmen so geplant, dass es langsam aber beständig wachsen soll und das Risiko dabei in einem überschaubaren Rahmen bleibt. Jedes Jahr ein Boot. Dazu muss man wissen: Die Infrastruktur und die Akzeptanz hier an der Lahn muss sich ja auch erst langsam entwickeln. Da muss man behutsam vorgehen, bevor man zu groß beginnt und dann im wahrsten Sinne des Wortes Schiffbruch erleidet. Obwohl ich erst letztes Jahr gestartet bin, war die Auslastung bereits in der ersten Saison sehr gut. Und die Buchungen für die zweite Saison liegen deutlich über meinen Erwartungen. Ich habe ich gerade ein weiteres Boot bestellt, das ab sofort gebucht werden kann und im Juni 2015 schwimmt. Beide Boote werfen zwar jetzt schon Gewinn ab, aber noch nicht so viel wie bei einem Vollzeitjob. Bis das so weit ist, suche ich daneben noch eine Tätigkeit im Finanzsektor.
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