5.3.2 Vertikale Verfahrensintegration

5.3.2 Vertikale Verfahrensintegration

Die komfortabelste Form der Integration von Bescheinigungen besteht darin, dass die Erlaubnisbehörde schlicht auf eine Bescheinigung verzichtet (s.a. Kapitel 5.4.5). Allenfalls muss ein Gründer mit einem Kreuz noch den Wunsch bekunden, dass die Erlaubnisbehörde oder ein Beauftragter den betreffenden Nachweis besorgt. Möglich ist auch, dass die Behörde mit dem Formular nur erfragt, ob z.B. ein Eintrag im Schuldnerverzeichnis oder beim Insolvenzgericht vorliegt, auf die Vorlage des Nachweises aber verzichtet. Für den Fall, dass die Behörde doch eine Bescheinigung verlangt, erspart die Integration eines Hinweises oder sogar Links im Antragsverfahren dem Gründer Zeit und unter Umständen auch die Korrektur von Fehlern.

Den in vielen Antragsverfahren verlangten Nachweis der Zuverlässigkeit führt der Gründer in der Regel über die Vorlage eines Führungszeugnisses und bei Gewerbeangelegenheiten auch durch einen Auszug aus dem Gewerbezentralregister. Beide Dokumente werden grundsätzlich vom Bundesamt für Justiz (BfJ) ausgefertigt. Das Verfahren unterscheidet sich lediglich darin, ob der Gründer den Antrag dazu bei seiner Meldebehörde oder direkt online auf der Webseite des Bundesamts stellt18. Im Hinblick auf eine medienbruchfreie digitale Unternehmensgründung interessiert vor allem die Integration der zweiten Option, von der jedoch nur selten Gebrauch gemacht wird:

18 Für die Beantragung auf den Seiten des BfJ genügt die eIDdes neuen Personalausweises, auf dem allerdings nicht der Geburtsname gespeichert ist, so dass der Antragsteller dazu ein weiteres Dokument (z.B. Geburtsurkunde) scannen und hochladen muss.
 

Die Mystery Shopper haben – wenn überhaupt – Hinweise auf die Onlinebeantragung beim BfJ deutlich seltener als auf die analoge Beantragung bei der Meldebehörde gefunden. Dieser Befund trifft selbst für die Erlaubnisanträge zu, die in einem Portal gestellt wurden. Außerdem fällt auf, dass die für die Apothekenbetriebserlaubnis zuständigen Erlaubnisbehörden den Gründer noch seltener überhaupt einen Hinweis geben. Diese Diskrepanz wurde in der Erfassung selbst für Städte festgestellt, die sowohl für die Makler- als auch für die Apothekenbetriebserlaubnis zuständig sind. Hierin zeigt sich nochmals die oben schon mehrfach angesprochene alleinige Zuständigkeit der Fachbereiche für die Inhalte.

Abbildung 42 zeichnet zu den anderen Bescheinigungen ein ähnliches, wenn auch je nach Bescheinigung sehr unterschiedliches Bild: 18 Für die Beantragung auf den Seiten des BfJ genügt die eID des neuen Personalausweises, auf dem allerdings nicht der Geburtsname gespeichert ist, so dass der Antragsteller dazu ein weiteres Dokument (z.B. Geburtsurkunde) scannen und hochladen muss. 

Die relativ hohe Häufigkeit, mit der sogar mittels eines Links auf die Auskunft aus dem Schuldnerverzeichnis hingewiesen wird, resultiert aus dem Umstand, dass mit dem Vollstreckungsportal eine bundesweit einheitliche Anlaufstelle unter vollstreckungsportal.de geschaffen wurde. Eine Erklärung für den ebenfalls noch etwas höheren Anteil, zu dem mit einem Link auf das Steueramt der Gemeinde sowie auf die Flurkarte zur Beantragung einer Baugenehmigung verwiesen wird, lässt sich auf Basis der lediglich jeweils drei Gemeinden nicht finden. Am wenigsten integriert ist die Negativbescheinigung des Insolvenzgerichts. Wie schon in Kapitel 5.1.1.3 erläutert, gestaltet sich die Besorgung dieses Nachweises aufgrund der oftmals nicht vorhandenen Auskünfte auf den Seiten der Amtsgerichte mitunter schwierig. Ob dies auch der Grund ist, weshalb kaum Hinweise auf den Seiten der Erlaubnisbehörden oder in einem Portal zu finden sind, lässt sich hier nicht feststellen. Ebenfalls haben viele Erlaubnisbehörden oftmals nur allgemein auf das zuständige Finanzamt verwiesen, ohne jedoch weitere Hinweise oder Links zur Verfügung zu stellen. Allerdings besitzen selbst Links hier nur einen geringen Mehrwert, da auf den Seiten der Finanzämter zu der Bescheinigung in Steuersachen zumindest in der Stichprobe keine Auskünfte gefunden wurden, so dass den Mystery Shoppern in vielen Fällen nur ein Telefonanruf übrigblieb.