Ich fahre zu meinem ersten Videodreh. Mein Reiseziel ist von Frankfurt aus gar nicht so weit entfernt, denn es geht in den Vogelsbergkreis nach Lauterbauch. Ich steuere den Dienstwagen zunächst über die A5 – das Navi kennt den Weg. Als Frankfurterin bin ich den Verkehrskollaps, der die Stadt zweimal täglich überrollt, gewohnt. Bis zu 376.000 Menschen pendeln berufsbedingt in die Mainmetropole. Zum Glück fahre ich heute gegen den Strom und dennoch bin ich erschrocken, wie endlos der Rückstau auf der Autobahn ist – kilometerlang sehe ich zu meiner linken Seite unzählige Fahrzeuge. Doch welche Alternativen gibt es, wenn sich die Arbeitsplätze in den Ballungsgebieten zentrieren? Vielleicht finde ich eine Antwort in Lauterbach, der Kreisstadt vom Vogelsberg.
Über unsere Partner in der Region
In Lauterbach angekommen werde ich von Alisa Heinrich aus der Stadtverwaltung der Kreisstadt Lauterbach empfangen. Frau Heinrich arbeitet eng mit dem Bürgermeister Vollmöller zusammen und ist unter anderem für das Aufgabengebiet „Wirtschaftsförderung“ zuständig. Das Filmteam von forStory ist schon mitten im Aufbau des Videosets. Ich freue mich über die herzliche Begrüßung. Und schon geht es los, die Interviews beginnen.
Beim Drehtermin
Unser erster Interviewpartner ist ein junger, kreativer Kopf einer Werbeagentur in der Mitte der Stadt Lauterbach. Die beiden Gründer verstehen sich als kreative Dienstleister für ihre Kunden aber auch als Kulturschaffende für ihre Heimat. Mit ihrer Selbständigkeit verbinden sie sowohl Freude an der Arbeit als auch Verbundenheit mit Lauterbach und den Menschen hier.
„Selbständigkeit muss man im Blut haben“ sagt er vor der Kamera, bereits seine Oma war eine Unternehmerin. Ein langsames und dafür gesundes Wachstum seiner eigenen Unternehmung ist für ihn sehr wichtig. Von außen betrachtet wächst die Agentur stetig, denn einst im Nebenerwerb gegründet arbeiten beide Gründer jetzt in Vollzeit und haben auch schon personellen Zuwachs – eine „Azubine“ im ersten Lehrjahr.
Für das zweite Interview konnte ein produzierendes Unternehmen, das seit knapp drei Jahren in Lauterbach vertreten ist, gewonnen werden. Das Unternehmen wurde 2010 in New York gegründet und dennoch– oder wegen des internationalen Erfolges zog es den Gründer zurück in seine Heimat Lauterbach. Auch in dieser Gründungsgeschichte ist der Heimat-Gedanke sehr bedeutend. Jedoch gibt noch einen weiteren Aspekt, der für den Gründungsstandort hier im Vogelsbergkreis spricht und diesen werde ich an diesem Tag noch häufiger hören: Lauterbach liegt ziemlich genau in der Mitte von Deutschland. Was natürlich einem produzierenden Unternehmen einen enormen logistischen Vorteil verschafft. Der Standortleiter berichtet von der sehr aufregenden Phase des schnellen Wachstums und den Herausforderungen, die mit der Neueinstellung von rund 20 Mitarbeiter*innen verbunden sind.
Auch die dritte Gründung, die ich heute kennen lerne, ist eine Team-Gründung. Die Gründungsidee entwickelte sich aus den persönlichen Interessen und Kenntnissen. „Wir bieten Genuss für alle Sinne“, sagt die Inhaberin eines neuen Ladengeschäftes mit Kosmetik- und Wellnessstudio in der Einkaufsstraße von Lauterbach. Mit ihrem Angebot trifft sie genau auf die Bedürfnisse der Bewohner des Vogelsbergkreises, denn innerhalb von nur zwei Jahren wurde das Geschäft um einen Yogabereich ergänzt und vor kurzem um ein ganzes Yoga-Loft erweitert. Die Gründerin ist sehr glücklich, nicht nur privat sondern auch beruflich in Lauterbach angekommen zu sein, „denn in diesem Städtchen herrscht noch persönliche Begegnung“, sagt sie vor der Kamera.
Gründerspots
Schon ganz früh am Morgen hatte das Filmteam Schnittbilder in der Produktionshalle unseres Interviewpartners aufgenommen – schade, dass ich diesen interessanten Spot verpasst habe. Am Nachmittag machen wir einen Rundgang durch die Stadt Lauterbach, springen natürlich über die zwölf Schrittsteine, die der Überquerung des Flusses Lauter dienen und besuchen die Gründer*innen in ihrem Umfeld sowie die Kreisverwaltung des Vogelsbergkreises. Mit Alisa Heinrich habe ich den Tag Revue passieren lassen. Auch ihr hat der Drehtag in ihrem Heimatort gefallen.
„Lauterbach profitiert natürlich von mutigen Gründern. Sie leisten nicht nur einen wirtschaftlichen Beitrag sondern gestalten unsere Stadt mit. Gründer sind auch immer Vorbilder und es ist toll zu sehen, wie sich unsere Region weiter entwickelt!“
Unterwegs
Die Gründerspots an diesem schönen Herbsttag zu Fuß zu besuchen hat Körper und Seele sehr gut getan und so habe ich wieder genug Energie, das Auto nach Frankfurt zurück zu steuern. Auf der Heimfahrt denke ich noch einmal über die Vorteile einer Gründung in der eigenen Heimat nach und die damit verbundene Zufriedenheit der Gründer*innen. Die Herausforderung in ländlichen Regionen zu gründen ist anders als in vollen und gesättigten Regionen, doch die wirtschaftliche aber auch persönliche Bedeutung ist nicht zu unterschätzen – dafür wurde ich heute auf jeden Fall sensibilisiert.
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