Praktikum zu vergeben

Es kommt nicht von ungefähr, dass es bereits zahlreiche Leitfäden darüber gibt, wie Unternehmen Praktika planen und durchführen können. Sie alle vermitteln Grundlegendes: Mit Systematik und Planung verbessern Sie Ihre Chancen, Schülerpraktikanten zu finden und ein abwechslungsreiches Praktikum mit vielfältigen Einblicken in Ihr Unternehmen und die möglichen Ausbildungsberufe am Bau anzubieten ‒ und gleichzeitig gewähren sie Ihnen einen prüfenden Blick auf mögliche künftige Ausbildungskandidaten.

In drei Schritten zum Erfolg

In diesem Abschnitt erfahren Sie in kompakter Form etwas über den typischen Ablauf eines Praktikums. Vor allem aber erhalten Sie Anregungen und Tipps für die Kontaktpflege danach. Diese Phase ist eine entscheidende, wenn Sie einem interessierten Praktikanten ein Ausbildungsangebot in Ihrem Bauunternehmen unterbreitet haben. Aber noch zu oft wird diese Zeit stiefmütterlich behandelt.

TIPP:
Weitere Leitfäden zu Schülerpraktika finden Sie unter rkw.link/praktikumscheckziele .

Im Vorfeld sollten Sie Ihre Ziele festlegen und organisatorische Fragen klären. Die Checklisten 4 und 5 können Ihnen dabei helfen. Ergänzen Sie, was in Ihrem Unternehmen außerdem wichtig ist/geklärt werden muss.

1. Schritt: Rekrutierung und Auswahl

Bei der Suche nach Praktikanten und der Auswahl der Bewerber führen folgende Wege zum Erfolg:

  • „Mund-zu-Mund-Propaganda“: Empfehlenswerte Praktikumsplätze werden unter Schülern weiterempfohlen.
  • Kontakte mit Schulen bzw. Lehrern aufbauen und pflegen.
  • Unterstützung Ihrer zuständigen Kammer (IHK, HWK) in Anspruch nehmen.

Versuchen Sie es mit Aufrufen in sozialen Medien (z. B. Facebook) und zeigen Sie, dass Sie auf der Suche nach Schülerpraktikanten sind. Mehr zum Thema Social Media und Karrierewebsite finden Sie im zweiten Kapitel.

TIPP:
Nutzen Sie auch die Lehrstellenbörsen der IHK oder HWK vor Ort. Dort gibt es die Möglichkeit, Schülerpraktika anzubieten.

Sie sollten ein Vor- beziehungsweise Bewerbungsgespräch führen, bevor Sie sich entscheiden. Stellen Sie sich und Ihr Bauunternehmen vor. Der erste Eindruck zählt! Denken Sie daran, Sie haben es mit einem potentiellen Nachwuchstalent zu tun, das sich dessen selbst noch nicht bewusst ist. Zeigen Sie sich von Ihrer besten Seite, verheimlichen Sie jedoch nicht die Schattenseiten des Alltags auf der Baustelle.

Klopfen Sie ab, ob sich der Jugendliche interessehalber für einen Bauberuf beworben oder weil er in seinem Wunschberuf keinen Praktikumsplatz gefunden hat. Oder ist der Jugendliche noch relativ unbedarft in Sachen Berufswahl? Positiv wäre es, wenn er von sich aus den Praktikumsplatz gesucht hat und persönlich im Bauunternehmen vorstellig wurde. Geben Sie auch denen eine Chance, die noch gar keine Berufsvorstellung haben. Genau diese zu bekommen, ist der Zweck der Schülerpraktika.

Erkundigen Sie sich nach den Interessen des Schülers: Wo liegen seine Stärken, wo seine Schwächen? Hat er besondere Hobbys, handwerkelt er oder engagiert sich ehrenamtlich? Was können Sie daraus ableiten?

Gehen Sie gemeinsam den möglichen Praktikumsplan durch. Was könnten mögliche Aufgaben für den Schülerpraktikanten sein?

Der nächste Schritt ist die Auswahl des Praktikanten und die Bestätigung, dass und wann derjenige bei Ihnen ein Praktikum absolvieren kann. Eventuell bringt er von seiner Schule einen entsprechenden Vordruck mit. Sonst können Sie auf vielfältige Muster zurückgreifen, die Sie bei Ihrer Kammer finden.

2. Schritt: Praktikum

Eine interne Planung und Organisation ist das A und O. Folgende Aspekte sollten Sie beachten:

  • Wann? Beachten Sie möglichst Terminvorgaben der Schulen.
  • Benennen Sie einen Betreuer/Praktikumsbeauftragten in Ihrem Betrieb. Das kann eine Aufgabe für einen älteren Azubi sein oder jemanden, der gerade seine Ausbildung abgeschlossen hat. Er dürfte eher einen guten „Draht“ zu dem Praktikanten finden. Welche Abteilungen/Stationen durchläuft der Praktikant? In welchem zeitlichen Ablauf?
  • Welche Aufgaben/Tätigkeiten kommen in Betracht?
  • Welche Arbeitsabläufe lernt der Praktikant dadurch kennen?
  • Welche Arbeitsprobe könnte der Praktikant erarbeiten, um am Ende des Praktikums ein Arbeitsprodukt in den Händen zu halten?
  • Sorgen Sie dafür, dass notwenige Schutzkleidung für den Praktikanten zur Verfügung steht (Helm, Sicherheitsschuhe etcetera). Auch der Zugang auf die Baustelle muss geregelt sein.
  • Abschließend: Erstellen Sie einen Praktikumsplan.
  • Der erste Tag: Begrüßen Sie den Praktikanten. Stellen Sie ihm seinen Betreuer und die Kollegen vor. Zeigen Sie ihm die wichtigsten Räumlichkeiten (zum Beispiel Lager, Kantine, Umkleide, Toiletten).

OBERSTES GEBOT: Bleiben Sie mit dem Praktikanten im Gespräch und vermitteln Sie ihm, dass Sie stets ein offenes Ohr für seine Probleme, seine Ideen, Wünsche und Vorschläge haben.

3. Schritt: Am Endes des Praktikums

Führen Sie ein Auswertungs-/Feedbackgespräch. Geben Sie dem Praktikanten ein möglichst differenziertes Feedback zu:

  • seiner Eignung für den ausprobierten Bauberuf.
  • seinem Engagement und seinem Interesse an dem gebotenen Einblick, seiner Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit.
  • seinem Verhalten gegenüber den Kollegen, zu seiner Höflichkeit und den Umgangsformen.
  • seinem Umgang mit Materialien, Werkzeug, Ordnung und Sauberkeit.

Wenn Sie den Schüler eventuell ausbilden wollen, signalisieren Sie dieses Interesse bis hin zum konkreten Ausbildungsangebot. Wenn Sie den Schüler keinesfalls ausbilden wollen, sollten Sie ihm gegenüber begründen, warum er ungeeignet ist. Das Feedbackgespräch können Sie zudem nutzen, so viel wie möglich darüber zu erfahren, wie der Jugendliche Ihr Bauunternehmen und das Praktikum auf der Baustelle erlebt hat. Daraus können Sie Verbesserungsmöglichkeiten für das nächste Praktikum ableiten.

Erstellen Sie am Ende des Praktikums eine Praktikumsbescheinigung (oder -zeugnis) als Tätigkeitsnachweis und zur Beurteilung. Auch hier gibt es eventuell Vorgaben der Schule, zahlreiche Muster für Praktikumsbescheinigungen/-zeugnisse finden Sie bei Ihrer Kammer.