Praxisbeispiel: Schneider Bau

Persönliche Kontakte können nicht durch Anzeigen ersetzt werden

Das Unternehmen bietet Stellen in zwölf Ausbildungsberufen an, darunter auch Maurer, Beton- und Stahlbetonbauer, Straßenbauer, Kanalbauer und Bau- und Landmaschinenschlosser. Das schlechte Image der Branche machte es schwer, geeignete Nachwuchskräfte zu finden, sodass vor einigen Jahren nicht mehr alle handwerklichen Ausbildungsstellen besetzt werden konnten. Eine Personalanalyse hatte zudem gezeigt, wie viele Fachkräfte in den nächsten Jahren altersbedingt wegfallen würden, und dass die geringe Zahl an Nachwuchskräften diese Zahl nicht mehr ausgleichen kann.

Es mussten Wege gefunden werden, Bauberufe attraktiver zu machen. „Der gute Verdienst allein war offensichtlich nicht Anreiz genug, Schüler und Jugendliche für eine Ausbildung in einem Bauberuf zu begeistern“, stellt Herr Partenheimer klar. Das negative Bild der Branche wird von den Eltern an ihre Kinder weitergegeben, bedeutsamer ist hier noch der Einfluss der Lehrer. Darum hat das Unternehmen den direkten Dialog mit Eltern und Lehrern gesucht. Durch die IHK Koblenz war es möglich, in 2014 erste Kontakte zu Schulen in Form von Schulpatenschaften zu knüpfen. Hier wurden konkrete Maßnahmen festgelegt, wie Schüler-Eltern-Abende, in denen Ausbildungsberufe im Handwerk vorgestellt werden. Dabei geht es in erster Linie um den Beruf und die (Entwicklungs-)Möglichkeiten, die Handwerk und Bauwirtschaft bieten. So konnte nicht nur das Image der Branche, sondern auch des Unternehmens verbessert werden. Hier sieht Herr Partenheimer die größten Erfolge, denn: „Persönliche Gespräche können nicht durch Anzeigen ersetzt werden.“

Schneider Bau nutzt aber auch größere Veranstaltungen, um in direkten Kontakt mit Schülern, Lehrern und Eltern zu kommen. Auch wenn Ausbildungsmessen aufgrund der Konkurrenzsituation zu anderen Branchen weniger erfolgreich sind, so möchte das Unternehmen nicht auf diese Möglichkeiten verzichten. Wichtig sei es, Informationen über das Unternehmen, die Branche und die Berufe breit zu streuen. Darum werden auch weiterhin Anzeigen in Jugendmagazinen geschaltet, eine Facebook-Seite, ein YouTube-Kanal, Radiointerviews oder der Azubi-Blog der IHK Koblenz bespielt und Berufspraxismessen, auf denen Jugendliche Berufe ausprobieren können, vom Unternehmen Schneider Bau besucht.

Das wichtigste bleibt aber der persönliche Kontakt! „Es kommt schon mal vor, dass ein Lehrer sich an uns erinnert und dann einem Schüler eine persönliche Empfehlung gibt. Darauf können wir nicht verzichten.“

Die Erfahrungen bei Schneider Bau zeigen, dass dieses Engagement ein lohnendes Investment ist: In 2015 konnten seit einigen Jahren wieder alle Ausbildungsstellen im Unternehmen besetzt werden. Natürlich bleibt das Unternehmen hier am Ball. Aktuell bietet sich für das Unternehmen die einmalige Gelegenheit, bei einer Neugestaltung eines Schulhofs die Schüler aktiv einzubinden. Dabei führen sie selbst Arbeiten aus, übernehmen in Teilen das Projektmanagement und betreuen ihr Projekt auch kaufmännisch. „Wir hoffen, dass auch hierbei der ein oder andere Schüler sich für eine Ausbildung im Handwerk und in unserem Unternehmen entscheiden kann.“

Betriebs- und/oder Baustellenerkundung (F)

Was? Theorie und Praxis vereint in einem Klassenausflug ‒ oder auch unabhängig davon ‒ mit konkreten Übungen im Betrieb oder das Erleben des Berufs auf der Baustelle.

Wie? Auch hierbei wäre eine Schulkooperation oder eine Klassenpatenschaft hilfreich. Kleine Aufgaben praktischer Natur, witzige Anekdoten, Einblicke in den Arbeitsalltag auf der Baustelle und die Möglichkeit, über alles zu reden und Fragen zu stellen, wechseln sich ab. Das Erlebnis steht für die Jugendlichen im Vordergrund.

Aufwand? Der Aufwand ist etwas höher. Erst recht, wenn gar keine Kontakte bestehen. Die Planung und Abstimmung kostet Zeit. Binden Sie Mitarbeiter ‒ oder noch besser ‒ Ihre Auszubildenden ein, denen die Arbeit an diesem Projekt Spaß machen würde.

Kosten? Gegebenenfalls für Essen und Getränke. Eventuell für weitere Informationen, die Sie Ihren Besuchern mit auf den Weg geben können ‒ zur Orientierung und als Visitenkarte Ihres Unternehmens

Vorteile? Jugendliche sind begeisterungsfähig. Wenn es Ihnen gelingt, mit Ihren Aufgaben und Ihren Erzählungen die Schüler zu begeistern, sind die nächsten Praktikanten oder auch Auszubildenden nicht mehr weit. Nebenbei kostenlose Imagepflege.

Nachteile? Etwas zeitintensivere Maßnahme. Der Erfolg hängt sehr davon ab, wie Sie sich und Ihren Betrieb verkaufen können.

  • Unser Statement: Eine Maßnahme nicht nur für Schüler. Nutzen Sie sie, um auch mit den Lehrern besser ins Gespräch zu kommen. Lehrer sind dankbar für die Möglichkeiten eines solchen Ausflugs. Und ebenso Eltern, sogar Großeltern nehmen solche Gelegenheiten wahr.

Aktionstag mit Zielgruppenfokus (L)

Was? Schwimmen Sie gegen den Strom und sprechen Sie diejenigen an, die sonst häufiger vernachlässigt werden ‒ mit einer Veranstaltung im Sinne eines Aktionstages. Bekanntestes Beispiel: der Girls‘ Day (und der Boys‘ Day).

Wie? Bewerben Sie den Aktionstag zur Erkundung von Bauberufen auf Ihrer Website. Denken Sie daran, dass auch Frauen, Migranten, ältere Ausbildungskandidaten und andere Zielgruppen für Ihr Unternehmen gute Auszubildende sein können. Informieren Sie sich im regionalen Umfeld über mögliche Vereine und Einrichtungen etcetera, die Sie dafür gewinnen können. Sie brauchen allerdings Aufmerksamkeit und ein ähnliches Konzept wie bei der Betriebserkundung oder Baustellenbesichtigung.

Aufwand? Höherer Aufwand, da verschiedene Aufgaben zu bewältigen sind, ehe ein solcher Aktionstag steht.

Kosten? Ohne Informationsmaterial, Verpflegung, Marketingbudget kommen Sie nicht aus ‒ ähnlich wie bei der Betriebserkundung.

Vorteile? Eine solche Veranstaltung kostet Zeit und Geld. Allerdings: Gerade solche Veranstaltungen bringen Ihnen mediale Aufmerksamkeit; es lohnt sich in dem Fall auch, Pressearbeit zu leisten. Laden Sie Journalisten der regionalen Medien und der Regionalteile überregionaler Medien ein. Sie werden sehen, dass Sie Pressebesuch bekommen werden. Außerdem erschließen Sie sich neue Zielgruppen, denen Sie eine Chance geben sollten.

Nachteile? Verlangt viel Zeit und Engagement. Eventuell nicht für jeden Betrieb umsetzbar.

  •  Unser Statement: Wenn Sie sich intensiver mit alternativen Zielgruppen auseinandersetzen wollen, ist diese Maßnahme ein guter Weg. Sie knüpfen Kontakte zu Einrichtungen, zu lokalen Medien und nicht zuletzt zu einer neuen Zielgruppe.

Ausbildungsbotschafter (S)

Was? Eigene Bauazubis als „Botschafter“ in die Schulen bringen.

Wie? Sie haben eine Schulkooperation oder eine Klassenpatenschaft? Dann ist es leicht, mit dem entsprechenden Lehrer über diese Möglichkeit des Praxiseinblicks im Klassenraum zu reden. Andernfalls könnte dieses Angebot Ihr Türöffner für eine Kooperation werden. In Baden-Württemberg wird diese Maßnahme sogar vom Ministerium für Finanzen und Wirtschaft gefördert. Dort werden Auszubildende in einer eintägigen Schulung zertifiziert und auf Ihre Botschafterrolle vorbereitet. Die Ausbildungsbotschafter sind immer zu zweit in den Schulen unterwegs.

Aufwand? Sie benötigen einen Azubi, der den Mut hat, vor einer größeren Gruppe zu sprechen. Sie benö- tigen außerdem eine Vorstellung, vorüber der Auszubildende berichten und was er erzählen kann. Aber der größte mögliche Aufwand wäre das Anbahnen eines solchen Besuchs, falls keine Partnerschaften oder Ähnliches bestehen.

Kosten? Keine, bis auf die Freistellung des Azubis.

Vorteile? In etwa Gleichaltrige haben eine ganz andere Überzeugungskraft bei den Schülern. Wenn sie glaubhaft ihren Spaß an der Ausbildung im Bauberuf und die Freude über die tolle Kollegialität vermitteln, verfehlt es nicht seine Wirkung bei den Schülern.

Nachteile? Sie haben zurzeit keinen Azubi? Ihr jüngster Mitarbeiter kann auch in die Rolle schlüpfen und kommt vermutlich „besser“ bei den Schülern an. Alternativ sind „alte Hasen“, die theoretisch auch Ausbildungspaten oder Mentoren werden könnten, eine Option.

  • Unser Statement: Ein Ausbildungsbotschafter ist quasi der Azubi-Blog der realen Welt. Die Einblicke, die er bieten kann, kommen bei den Jugendlichen besonders gut an.