Konsequenter Umweltschutz, digitale Produkte und die Optimierung der eigenen Produktion (Industrie 4.0) gehen hier Hand in Hand.

Ist Kreislaufwirtschaft auch im Mittelstand umsetzbar? Schließlich können KMU nur schwer die gesamte Wertschöpfungskette nach ihren Vorstellungen gestalten. Dieses Unternehmensporträt zeigt den Weg der Lorenz GmbH & Co. KG vom kleinen, ländlichen Fertigungsbetrieb für Wasserzähler zum Technologieführer für smarte Wasserzähler (Smart Metering) in der Wasserversorgung und zum Vorreiter im Bereich Circular Economy und Digitalisierung im Mittelstand.

Seit über 50 Jahren entwickelt und produziert das mittelständische Familienunternehmen Qualitätswasserzähler in Schelklingen bei Ulm – und ist dabei der Produktion in Deutschland stets treu geblieben. Und dies ist nicht nur eine Frage der Verantwortung, sondern die entscheidende Erfolgsbasis.

Die über 240 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind sehr stolz darauf, als Mittelständler ihren Beitrag zu einer nachhaltigeren Wirtschaft leisten zu können und damit branchenweit Vorreiter zu sein. Das Unternehmen entwickelt und produziert nämlich intelligent vernetzte und gleichzeitig vollständig wiederverwertbare smarte Wasserzähler. Diese werden dann im Rahmen eines tiefgreifenden Kreislaufwirtschaftskonzepts zurückgenommen und wiederverwertet. Und genau hierfür wurde die Lorenz GmbH & Co. KG auch durch das Bundesumweltministerium und den Bundesverband der Deutschen Industrie im Jahr 2020 mit dem Deutschen Innovationspreis für Klima und Umwelt ausgezeichnet.

Preiswettbewerb vs. neue Kundenwünsche

Das unternehmerische Umfeld des Betriebs war bereits seit Jahren von einem zunehmenden Preisdruck, starken Schwankungen und Preissteigerungen an den Rohstoffmärkten sowie dem Trend zu billigeren und dadurch häufig auch qualitativ schlechteren Materialien gekennzeichnet. Auf der anderen Seite wünschte sich die Kundschaft die Möglichkeit zur Funkablesung, mehr Individualität und Variantenvielfalt, mehr Verbraucherschutz und hygienische Sicherheitsmaßnahmen sowie den sparsamen Umgang mit der Ressource Wasser. Zahlreiche Wettbewerber wanderten im Angesicht dieser Herausforderungen in Niedriglohnländer ab. Das Familienunternehmen entschied sich anders.

Mission 100 %

Schon vor Jahren machte man sich daher zunehmend Gedanken über die Etablierung von Kreislaufmodellen im eigenen Unternehmen. Daraufhin wurde – anfangs mit drei Mitarbeitenden – die Abteilung für „Remanufacturing“ gegründet. Im Rahmen von Pilotprojekten mit Großkunden konnte die Kreislaufführung erprobt und innerhalb von wenigen Jahren eine Quote von 30 Prozent Wiederverwertung erreicht werden. Die positiven Ergebnisse spornten das Unternehmen weiter an, sodass 2015 die „Mission 100 %“ ausgerufen wurde: Zukünftig sollten nur noch 100 Prozent kreislauffähige Produkte entwickelt werden. Dieses „Design for Remanufacturing“ bedeutet, dass die gesamte Entwicklung und Produktion auf Langlebigkeit und Wiederverwertbarkeit fokussiert ist. Dazu wurde die Anzahl der Bauteile minimiert und auf optimale Zerlegbarkeit sowie auf die Aufbereitung aller Bauteile inklusive der Platine geachtet. So kann das Unternehmen seine Wasserzähler nach der Nutzung und dem eichbedingten Austausch zurücknehmen und wiederverwerten.

Damit die Wasserzähler letztendlich auch ihren Weg zurück zum Hersteller finden, wurde zudem das Preismodell umgestellt: Mittlerweile werden die Wasserzähler nicht mehr verkauft, sondern vermietet („Product as a service“). Um das Remanufacturing für die Kundinnen und Kunden noch einfacher zu machen, nimmt das Unternehmen sogar Wasserzähler von anderen Herstellern an und sorgt für deren fachgerechte Entsorgung. Die reale Wiederverwendungsquote liegt wegen Defekten und Verlusten aktuell bei 80 Prozent.

Nachhaltig und erfolgreich

Die mittlerweile millionenfach installierten smarten Wasserzähler des schwäbischen Familienunternehmens ermöglichen den Betrieb und die Überwachung öffentlicher Versorgungsnetze und dienen der Steuerung von Industrieanlagen. Durch genaue Durchflussmessung, effiziente und sichere Datenübertragung und die intelligente Analyse in Wassernetzen kann der Wasserverschwendung vorgebeugt und die Prozesse von Wasserversorgern, Kommunen und Messdiensten können maßgeblich vereinfacht werden.

Jedes Jahr werden so hunderte Tonnen an Rohstoffen und Millionen Kilowattstunden elektrischer Energie eingespart und zudem die im Herstellungsprozess mit der Rohstoffbeschaffung und der Produktion assoziierten Umweltwirkungen und CO2 -Emmissionen reduziert. Das nützt der Umwelt, aber auch dem Unternehmen und dessen Angestellten, denn durch die Materialkosteneinsparungen bleibt die Produktion am Standort Deutschland wettbewerbsfähig.

Digitale Produkte und Industrie 4.0

Konsequenter Umweltschutz, digitale Produkte und die Optimierung der eigenen Produktion (Industrie 4.0) gehen hier Hand in Hand. Deshalb zählt das Unternehmen auch zu den Digitalisierungsvorreitern in Baden-Württemberg und wurde für die „beste Digitalisierungsstrategie Deutschlands“ 2019 mit dem renommierten DIGITAL LEADER AWARD ausgezeichnet. Das Unternehmen produziert seit 2020 in einer neugebauten, intelligent vernetzten Fabrik und nutzt ein branchenweit einzigartiges, hochmodulares Plattformkonzept. Der Hersteller wurde so auch ein wichtiger Datenlieferant für Wasserversorger.

Diese rasante Entwicklung soll nun weitergehen. Im vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojekt RETHINK untersucht die Lorenz GmbH & Co. KG derzeit gemeinsam mit den Projektpartnern die Einbindung von Kreislaufprozessen in bestehende Produktionssysteme. Durch die Integration von Kreislaufkonzepten sollen vorhandene Produktionsanlagen besser ausgenutzt und Stillstandzeiten in der Produktion vermieden werden können.

Dieses Beispiel zeigt, dass Kreislaufwirtschaft auch für Mittelständler ein lohnendes Ziel ist. Richtig gemacht, zahlt sich die Mühe für die Umwelt aus – und auch für das Unternehmen selbst. Mit digitalen und nachhaltig konstruierten Produkten, innovativen Geschäftsmodellen und Industrie 4.0 kann sich Deutschlands Mittelstand für die Zukunft rüsten.

Dieser Artikel wurde zuerst in einem RKW Magazin mit dem Schwerpunkt: Nachhaltigkeit veröffentlicht. Dort haben Sie auch die Möglichkeit unser Magazin zu abonnieren. Alle Magazine finden Sie unter: https://www.rkw-kompetenzzentrum.de/das-rkw/rkw-magazin/

Bleiben Sie auf dem Laufenden!

Mit unseren RKW Alerts bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Wir informieren Sie automatisch und kostenlos, sobald es etwas Neues zum Projekt "Krisen als Innovations- und Digitalisierungstreiber nutzen" auf unserer Website gibt. Alles, was Sie dafür brauchen, ist eine E-Mail-Adresse und 10 Sekunden Zeit.

Bitte geben Sie hier das Wort ein, das im Bild angezeigt wird. Dies dient der Reduktion von Spam.

CAPTCHA-Bild zum Spam-Schutz Wenn Sie das Wort nicht lesen können, bitte hier klicken.