Erfolgsfaktoren für die Markterschließung mit AAL

Aus seinen Erfahrungen mit Projekten und realisierten Objekten für das unterstützte Wohnen und Leben mit Hilfe von technischen Assistenzsystemen gibt CIBEK-Geschäftsführer Bernd Klein wichtige Erkenntnisse für den Markterfolg mit AAL weiter:

  • Auf die Kooperation kommt es an
    „Einzelkämpfer sind nur bei Einzelprodukten erfolgreich. Für Gesamtlösungen braucht es fachübergreifende Teams mit Partnern aus Hochschulen, Forschungseinrichtungen sowie Hersteller, Entwickler und Kunden.“ Frühzeitig müssen alle an den Entwicklungs- und Anwendungsprozessen Beteiligten eingebunden werden: bei Pilotprojekten kann außerdem die Einbindung von Sozialwissenschaftlern die nutzerorientierte Entwicklung verstärken.
  • Die Einbindung der Nutzer 
    Sehr wichtig ist die frühzeitige Einbindung von Nutzern in Forschungs- und Praxisprojekte. Dabei hat CIBEK bei Entwicklung und Vertrieb die unterschiedlichen Zielgruppen und auch besondere Präferenzen im Blick. Entscheidend für die Akzeptanz auf Nutzerseite ist die einfache Bedienbarkeit. Gewünscht wird, dass Lösungen keine zusätzlichen Belastungen oder gar Verhaltensänderungen mit sich bringen. Für die Entwicklung heißt das, nach Möglichkeit solche Teile, die einbaubar sind, in das Wohnumfeld zu integrieren. Am Ende muss auch das Kosten-Nutzen-Verhältnis stimmen.
  • Technik ist nur ein Teil eines Lösungspakets
    Die Erfahrungen zeigen, dass Technik nur ein Teil eines Lösungspakets ist. „Nutzer bzw. Anwender muss nicht gleich Entscheider und Käufer sein“. Senioren sind also oft nicht selbst die Entscheider oder Käufer, müssen aber mit den Produkten zu Recht kommen. Produkte und Gesamtlösung müssen also auch jenen Angehörigen gefallen, die an den Entscheidungen beteiligt sind.
  • Die Beteiligung an geförderten Projekten
    Die Entwicklung von AAL-Komplettlösungen ist kosten- und zeitaufwändig und von mittelständischen Betrieben ohne Förderung kaum zu leisten. Die Beteiligung an geförderten Projekten kann dabei unterstützen, Erfahrungen mit realen, bewohnten Testobjekten zu gewinnen, die einerseits aufwändig sind, andererseits aber extrem wichtig sind für die Entwicklungsunterstützung.

Projektbeispiel: Im Verbundprojekt „Generationenübergreifend Wohnen mit Ambient Assisted Living Komponenten“ entstand das Produkt PAUL, der Persönliche Assistent zur Unterstützung des Lebens. PAUL ist ein Gerät (Touch-Display), das es ermöglicht, unterstützte Funktionen auf den Gebieten Komfort, Sicherheit und Gesundheit abzurufen. Dieses Projekt hat im Juni 2010 den Innovationspreis – Bauforum Rheinland-Pfalz erhalten. www.cibek.de 

Tipp 
Die Projekterfahrung lehrt, dass sich im Falle von AAL-Lösungen die Einbindung der Ethikkommission bereits vor Beginn von Tests und Projekten empfiehlt. (Zentrale Kommission zur Wahrung ethischer Grundsätze in der Medizin und ihren Grenzgebieten)
www.zentrale-ethikkommission.de   

Praxisbeispiel

Die Future-Shape GmbH hat die Geschäftsidee zur Entwicklung und Herstellung Intelligenter Textilien für den Wohnbereich aus der Mitarbeit in der Forschung großer Unternehmen in die Gründung des eigenen Unternehmens übernommen. Entstanden sind SensFloor® und SensFloor® Mats, sensitive Fußböden, die Menschen dabei unterstützen, möglichst lange eigenständig im gewohnten Wohnumfeld leben zu können, auch wenn Alter oder Beeinträchtigungen das Leben zunehmend einschränken. Die Produkte steigern die Sicherheit für die Bewohner, ermöglichen Komfort und Energieeinsparung bis hin zum gesamten Facility Management und dem Aktivitätsmonitoring in Kombination mit Heimservices.

Der sensitive Fußboden lässt sich mit klassischen Produkten beispielsweise einem Teppichboden kombinieren. Technik verschwindet im Hintergrund und bietet auf diese Art unsichtbar Service für den Menschen. Auch der nicht technikaffine Mensch erhält so Unterstützung. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Produkte individualisierbar nach Kundenwunsch angefertigt werden können. Die Kundengruppe der heute 50bis maximal 70-Jährigen ist am ehesten aufgeschlossen für derartige Angebote.

Vor der Markterschließung musste das junge Unternehmen einige Hürden nehmen: Hohe Kosten für Patente zum Schutz seines Entwicklungswissens sind entstanden und wie alle Anbieter stand es vor der Herausforderung, die Vernetzung seiner AAL-Lösung trotz Schwierigkeiten bei der Standardisierung zu bewältigen.

Hilfreich für die Entwicklung der innovativen Produkte war die Förderung im Rahmenprogramm Mikrosysteme durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Kooperation mit Industrie- und Anwendungspartnern. www.future-shape.de 

Marktzugänge sind für Wertschöpfungsverbünde einfacher.“ - Aussage im Arbeitskreis „Zukunftsmarkt 50plus“

Tipps 
  • Nutzen Sie die Erfahrungen anderer und sprechen Sie die Kontaktpersonen für Förderprogramme darauf an, wie Sie mit Ihrem Unternehmen und Ihren Ideen den Weg zur Projektbeteiligung finden können. Beispiel: „Ambient Assisted Living (AAL) Joint Programme”: Transnationales Förderprogramm der Europäischen Kommission zur Förderung von Entwicklung und Einsatz innovativer IKT-basierter Assistenzsysteme, die das Älterwerden zu Hause, in der Gesellschaft und am Arbeitsplatz unterstützen.
    www.aal-europe.eu; www.aal-deutschland.de/europa  
  • Um die Kooperation zur Forschung und Entwicklung mit anderen Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen geht es in der RKW Publikation „Gemeinsam forschen und entwickeln“.
    Download über www.rkw-kompetenzzentrum.de/publikationen