Wie können Sie besser weibliche Fachkräfte ansprechen?

Zugegeben, es ist für Bauunternehmen schwer, die doch sehr projektausgerichtete Baubranche auf die Bedürfnisse der Beschäftigten, gerade der jüngeren, auszurichten. Das Geschlecht ist hier aber nur zweitrangig anzusehen, denn sowohl Frauen als auch Männer haben oftmals dieselben Wünsche. Zunächst ist es aber notwendig, dass diese bekannt sind. Denn anders, als noch vor einigen Jahren, sind es nicht nur monetäre Anreize, die die Fachkräfte locken.

Insbesondere für die Generation Y ist Spaß an der Arbeit, ein gutes Arbeitsklima, Fairness am Arbeitsplatz und eine abwechslungsreiche Tätigkeit fast noch wichtiger als ihr Gehalt. Außerdem wünschen sie sich eine Perspektive. Damit spielen auch die gezielte Förderung und persönliche Weiterbildung eine wesentliche Rolle bei der Berufswahl. Und nicht zu vergessen, die Flexibilität der Arbeitszeit und die Möglichkeit von Heimarbeitsplätzen. Auch hier sind es nicht nur die Frauen, die sich mehr Freiräume für Familie und sonstige Interessen wünschen, auch Männer haben das Bedürfnis nach mehr Flexibilisierung. Angesicht veränderter Arbeitsweisen, insbesondere durch die Digitalisierung, das Stichwort ist hier BIM (Building Information Modeling), und anderer neuer Managementmethoden, lassen sich diese Flexibilisierungselemente auch in die Planungs- und Bauprozesse integrieren.

Genau diese Möglichkeiten sind es, die auch mehr Frauen für die Bauwirtschaft begeistern können und sich vermehrt für eine Beschäftigung in der Baubranche interessieren. Denn durch die Digitalisierung haben sich auch neue Tätigkeitsfelder entwickelt, die nicht nur eine mehr Flexibilisierung erlauben, sondern auch abwechslungsreicher gestalten (Beispiele WOLFF & MÜLLER, Seite 30-31).

Viele Bauunternehmen haben bereits erkannt, dass sie angesichts des Fachkräftemangels an hoch qualifizierten Frauen nicht mehr vorbeikommen und bieten attraktive Arbeitsbedingungen an. Zudem sind die Verdienstmöglichkeiten in der Baubranche im Vergleich zu anderen Branchen sehr gut. Nicht zu vergessen ist auch der Einsatz moderner Maschinen, die die Arbeiten wesentlich erleichtern oder der zunehmende Grad an Vorfertigungen im Zuge einer beschleunigten Bauweise. Weitere positive Aspekte sind die Teamarbeit und der Kontakt zu anderen Menschen. Schließlich treffen beim Bauen verschiedene Fachingenieure, Gewerke und Auftraggeber aufeinander.

Letztlich ist es doch die Begeisterung für das Bauen, die vermittelt werden sollte, denn in keiner anderen Branche sieht man sein Wirken so direkt. Wer also mit seiner Arbeit etwas schaffen will, was Bestand hat, ist in der Baubranche genau richtig. Zeigen Sie das!

Handlungsempfehlungen für die Praxis

So sensibilisieren Sie Ihre Belegschaft für Gender Diversity und machen Ihr Bauunternehmen für Frauen attraktiver!

  • Verankern Sie Gleichbehandlung und Vielfalt in Ihrer Unternehmensstrategie und in Ihren Unternehmenszielen.
  • Gewinnen Sie Ihre Führungskräfte für das Thema und deren Umsetzung. Führungskräfte, die sich für Gleichbehandlung und Vielfalt in Ihrem Unternehmen einsetzen, sind ein wichtiger Faktor für den Unternehmenserfolg.
  • Führungskräfte in Teilzeit, Elternzeit oder ähnliches haben einen Vorbildcharakter.
  • Entdecken Sie die Talente von Frauen – nicht nur von denjenigen, die in Vollzeit arbeiten.
  • Bieten Sie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Weiterbildungs- und Personalentwicklungsmaßnahmen an. Frauen wollen keine Sonderlösung!
  • Reden Sie mit Frauen über deren Karriereplanung und entwickeln Sie Unterstützungsangebote.
  • Klappern gehört zum Handwerk – Unterstützen Sie Frauen bei ihrer Ergebnis- und Leistungspräsentation.
  • Leben Sie Chancen- und Entgeltgerechtigkeit: Sorgen Sie beispielsweise für Entgeltgleichheit für Frauen und Männer in Ihrem Unternehmen.
  • Gestalten Sie Ihre Unternehmenskultur offen – auch für Frauen.
  • Bieten Sie Möglichkeiten und Gestaltungsräume für eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie/ Privatleben – auch für Führungskräfte.
  • Sorgen Sie für Kinderbetreuungsmöglichkeiten, wenn nicht durch eigene Einrichtungen, dann durch Kooperation mit anderen Bauunternehmen in Ihrer Nähe.
  • Schaffen und bieten Sie vielfältige, anpassungsfähige Arbeits(-zeit)modelle und flexible Karrierewege an.
  • Erleichtern Sie den Wechsel von Teilzeit zur Vollzeit und umgekehrt.
  • Bleiben Sie in Kontakt mit Frauen und Männern in Elternzeit und beteiligen Sie sie an Weiterbildungen und signalisieren Sie Ihnen, dass Sie sich über den Wiedereinstieg in das Unternehmen freuen.
  • Elternzeit auch für Männer – Gestalten Sie Ihre Unternehmenskultur so, dass Elternzeit nicht nur für Frauen angeboten und genutzt wird. Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist auch eine Angelegenheit der Männer.
  • Ermöglichen Sie „Zweitkarrieren“: Viele Frauen möchten, wenn die Kinder aus dem Haus sind, noch einmal richtig „durchstarten“.
  • Unterstützen Sie junge Absolventinnen und Absolventen bei einem Auslandsaufenthalt während ihrer Ausbildung, insbesondere wenn die Absolventen Familie haben.
  • Vernetzen und tauschen Sie sich aus mit anderen Bauunternehmungen.