RAAB Baugesellschaft mbH & Co

Eine erfolgreiche Frau mit Führungsverantwortung im eigenen Bauunternehmen

Thomas Polzer ist schon seit einigen Jahren Lehrlingsbeauftragter bei der RAAB Baugesellschaft in Ebensfeld und arbeitet eng mit Gisela Raab zusammen. Er berichtet über seine Erfahrungen und die Zusammenarbeit mit einer „Frau als Vorgesetzte“.

Eine Diskussion um das Geschlecht gibt es bei Neueinstellungen nicht. Frauen sind bei RAAB immer willkommen, auch im gewerblichen Bereich. Unterscheidungen zwischen Männern und Frauen werden einfach nicht gemacht. Gibt es eine vakante Stelle, so werden sowohl Frauen als auch Männer gleichermaßen angesprochen. Die Hemmschwelle für Frauen, die sich für einen Beruf im gewerblichen Bereich bei RAAB entscheiden, ist allerdings sehr niedrig, schließlich ist hier mit Gisela Raab eine Frau mit in der Geschäftsführung.

Schon in früheren Jahren hat das Unternehmen, das seit 1898 in Hand der Familie ist, Frauen in der Führung kennengelernt. Da der Großvater von Frau Raab im Krieg gefallen war, hatte damals seine Frau den Betrieb übernommen, ihn wiederaufgebaut und konnte ihn an ihre Söhne weitergeben.

Als Kind war Gisela Raab von den Bauplänen fasziniert und hat bereits im Alter von acht Jahren beschlossen, Bauingenieurin zu werden. Auch während des Studiums ist sie dem Familienunternehmen treu geblieben und arbeitete in den Semesterferien als Bauleiterin im Betrieb. Nach dem Studium übernahm sie gemeinsam mit ihrem Cousin erste Firmenanteile und 1996 wurden ihnen die vollständigen Firmenanteile übertragen. Ihr Vater und ihr Onkel standen ab dem Zeitpunkt trotzdem noch beratend zur Seite.

Ein Schwerpunkt in der Arbeit von Frau Raab liegt in der Mitarbeiterführung, um Strukturen und Abläufe verbessern zu können. Sie weiß, dass ein Großteil der Belegschaft schon in der dritten oder sogar vierten Generation bei dem Unternehmen arbeitet. So hat der Begriff Familie bei Raab eine viel weitere Bedeutung, als nur Eltern und Kinder: Die gesamte Firma ist eine Familie.

Frau Raab weiß aber auch, welche Vorteile es hat, wenn die Mitarbeiter sich aktiv einbringen. Mit diesem Wissen werden seit 1999 „Zukunftskonferenzen“ mit allen Beschäftigten des Unternehmens durchgeführt. Dabei werden nicht nur die Belange der Geschäftsführung diskutiert, sondern auch die der Mitarbeiter. Aus diesen Konferenzen heraus sind auch Teilzeitarbeitsmodelle entstanden, die flexiblere Arbeitszeiten ermöglichen.

Für die Zukunft wünscht sich Frau Raab, dass das Unternehmen später einmal von ihren Kindern weitergeführt wird. Die Chancen dafür stehen gut. Ihr Sohn ist gelernter Stahlbetonbauer und Bautechniker und ihre Tochter studiert Architektur und plant einen Master in Baumanagement. Tatsächlich können sich beide vorstellen, den Betrieb später gemeinsam zu führen.

Gisela Raab ist eine erfolgreiche Frau mit Führungsverantwortung. Anlässlich einer Podiumsdiskussion zum Thema „Führung im Wandel“ gab sie bereits 1994 in einer Veröffentlichung der Neuen Presse Coburg folgendes Statement ab:

„Für einen Wertewandel in der Wirtschaft in Bezug auf Ethik und Nachhaltigkeit benötigen wir dringend Frauen in Führungspositionen. Frauen stehen für das Erhalten und Bewahren, denn sie fühlen sich verantwortlich für die nächste Generation, die auch auf dieser Erde gesund und sorgenfrei leben will. Frauen planen über längere Zeiträume hinweg. Frauen sind aber auch offen für neue Wege, da sie sich selbst kritisch reflektieren und darum Veränderungen begrüßen.

Daher bin ich begeistert von unseren Frauen am Bau. Sie passen ideal zu unseren Firmenwerten und unseren Zielen. Frauen in der Wirtschaft werden die Welt nachhaltig verändern. Leider gibt es noch viel zu wenige Frauen, die den Mut dazu haben.“

Thomas Polzer findet die Arbeit unter „einer Chefin“ angenehm. „Frauen führen anders und sind Teamplayer.“ Jungen Frauen rät er auf jeden Fall in Bauberufe hinein zu schnuppern, sie werden erstaunt sein, wie facettenreich und kreativ viele Bauausbildungsberufe sind. Auch die Karriereentwicklung und Verdienstmöglichkeiten sind sehr gut. RAAB ist offen gegenüber weiblichen Nachwuchskräften. Die Bauunternehmung bildete bereits weibliche Nachwuchskräfte, zwei Maurerinnen, aus.