WOLFF & MÜLLER Holding GmbH & Co. KG

Mehr Frauen täten der Bauwirtschaft gut

Der Leiter des Personalwesens bei WOLFF & MÜLLER, Bernd Hautz, ist erst seit kurzem im Unternehmen, fühlt sich jedoch schon jetzt sehr wohl. „Hier wird der Begriff Familienunternehmen noch gelebt“, berichtet er begeistert. Die Bauunternehmung zählt zu den innovativsten der Branche, hat diverse Preise gewonnen und war bester mittelständischer Arbeitgeber im Bau laut Focus, Xing und Kununu. Bei derzeit rund 90 offenen Stellen und der Konkurrenz um die Fachkräfte direkt vor der Haustür, wie mit Bosch oder Porsche, wird die Fachkräftesicherung zur Chefsache. Dr. Albert Dürr, dem Geschäftsführer der Holding, liegt das Thema Personal besonders am Herzen. Der 39-jährige ist der Enkel des Firmengründers und führt das Unternehmen in der dritten Generation.

Obwohl die Mitarbeiter dem Unternehmen ein hervorragendes Zeugnis ausstellen, kennt Bernd Hautz die Probleme, geeignete Fachkräfte zu finden. Dabei spricht er vor allem von einem Branchen-Problem. Im Vergleich zu anderen Industrien sei der Bau nach wie vor nicht „sexy“ und noch recht konservativ. Gerade die stationäre Industrie böte potenziellen Nachwuchskräften oft attraktivere Arbeitsbedingungen. „Hier wollen wir definitiv aufschließen“, so der Personalchef. Um den „Arbeitsplatz der Zukunft“ zu gestalten, als Arbeitgeber attraktiver zu werden, die Fachkräfte zu binden und langfristig zu halten, hat das Unternehmen eine spezielle Projektgruppe eingerichtet. Hier werden flexible Arbeitszeiten und -orte diskutiert und nach kooperativen Lösungen gesucht, um zum Beispiel mobile Arbeit zu ermöglichen. Die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf wird bereits ermöglicht, beispielsweise wird die Elternzeit in den Projektverlauf integriert. Bei der Nachwuchs- und Fachkräftegewinnung setzt das Bauunternehmen außerdem nach dem Motto „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“ auch auf Netzwerke der Belegschaft.

Mit verschiedenen Aktionen richtet sich das Bauunternehmen auch an den weiblichen Nachwuchs. Wird eine Schule oder Kita gebaut, werden Kinderbaustellen eingerichtet, die Kinder mit Helm, Handschuhen und Schutzweste ausgestattet, und dann heißt es: Ärmel hochkrempeln! Insbesondere Mädchen zeigen sich bei solchen Aktionen engagiert. Ein wichtiges Datum ist darum auch der Girls’ Day, der Mädchen und junge Frauen für Bauberufe sensibilisiert.

Auch unter den eigenen Führungskräften will WOLFF & MÜLLER den weiblichen Anteil künftig erhöhen. Derzeit zählen dazu zwei Frauen, eine von ihnen ist Geschäftsführerin der Abteilung Personalentwicklung. Die Qualifizierung und Weiterbildung der Führungskräfte und Mitarbeiter werden bei WOLFF & MÜLLER großgeschrieben, sodass eine eigene Personalentwicklungs-Akademie gegründet wurde. Jährliche, strukturierte Mitarbeitergespräche dienen dazu, den Weiterbildungsbedarf zu identifizieren. Ein besonderer Fokus liegt bei der Weiterbildung auf dem Thema Building Information Modeling (BIM). Die Bauunternehmung ist hier Vorreiter, möchte aber diese Kompetenz nicht nur halten, sondern auch ausbauen. Gerade im BIM-Team können Frauen ihre Kompetenzen unter Beweis stellen – wie Marina Stiber, die BIM-Managerin im Unternehmen ist (vergleich Seite 30-31).

„Bei Neueinstellungen spielt das Geschlecht überhaupt keine Rolle, vielmehr stehen Kompetenz und Motivation der Bewerber im Fokus.“ Bernd Hautz ist sich sicher, mehr Frauen täten der Bauwirtschaft gut, denn heterogene Teams hätten mehr Stärken als Schwächen. Ein Aufbrechen der Männerdomäne würde den Umgangston in der Baubranche verändern und den Fachkräftemarkt beleben. Den Frauen empfiehlt der Personalleiter, sich also mehr auf ihre Stärken zu konzentrieren als auf Klischees zu achten.

Zukünftig werden Talentmanagement und Nachfolgeplanung die wichtigen Personalthemen sein. Die Chancen und Perspektiven sind gerade für Frauen gut, denn es geht auch um weibliche Talente. WOLFF & MÜLLER würde es begrüßen, wenn sich mehr Frauen, auch um führende Positionen, bewerben würden. Hautz ist überzeugt, dass sich durch den steigenden Digitalisierungsgrad der Bau im Wandel befindet. Gerade Frauen bietet dieser Trend große Chancen, da er nicht nur mehr Flexibilität erlaubt, sondern auch neue Tätigkeitsfelder mit spannenden und innovativen Aufgaben entstehen. Sein Schlussappell: „Frauen, traut Euch und schlagt auch technische Studienrichtungen ein!“