Die Wilhelm Gienger Mannheim KG ist Teil der Gienger-Gruppe Baden-Württemberg, einem Zusammenschluss mittelständischer Familienunternehmen. An vier Standorten arbeitet der führende Fachgroßhandel für Haustechnik mit insgesamt 326 Beschäftigten. Das Unternehmen hat sich auf den Verkauf von Elektro-, Heizungs- und Sanitärartikeln an das Handwerk spezialisiert. Nicht zuletzt als Partner der bundesweit agierenden GC Gruppe, die seit drei Jahren infolge unter den 100 besten Arbeitgebern (Focus-Magazin) in Deutschland rangiert, dürfte Gienger bis auf weiteres gute Karten in Sachen Fachkräftesicherung haben.

Altersstrukturanalyse – Instrument zur Planung und Kommunikation

„Wir haben eine relativ gute Altersstruktur im Unternehmen“, mit wenigen Handgriffen zaubert Personalleiterin Christina Sommer-Ruland eine Grafik zur aktuellen altersmäßigen Personalzusammensetzung am Standort Mannheim auf Ihren Bildschirm. Wir können uns damit sehr schnell einen Überblick verschaffen, wo Lücken gefüllt werden müssen und geeignete Maßnahmen in Angriff nehmen. Das Instrument der Altersstrukturanalyse ist wichtig in der Kommunikation mit Geschäftsführung bzw. Führungskräften und natürlich auch im Rahmen der Berichterstattung gegenüber dem Betriebsrat.“

„Frisches Blut“ ist wichtig

Die engagierte Personalleiterin berichtet nicht ohne Stolz, dass der Gienger-Fachkräftenachwuchs bevorzugt durch Ausbildung im eigenen Haus bzw. an den insgesamt vier Standorten des Unternehmens gesichert wird. Zurzeit werden 24 junge Menschen in den Berufen Kaufmann/Kauffrau im Groß- und Außenhandel sowie Fachkraft Lagerlogistik ausgebildet. Die Ausbildungsquote liegt damit bei ca. 16 Prozent. Alle Azubis werden nach ihrem Abschluss übernommen.

  ... Erfahrung ebenso

„Wir schätzen bei Gienger auch unsere älteren Fachkräfte und haben keine Probleme, Mitarbeiter jenseits der 50 einzustellen.“ Neben umfangreicher fachlicher Kompetenz, die sie an die jüngeren Kollegen weitergeben können, findet Sommer-Ruland Eigenschaften wie Besonnenheit, hohe Leistungsbereitschaft und Zuverlässigkeit gerade bei älteren Belegschaftsmitgliedern besonders ausgeprägt. „Persönliche Turbulenzen durch Partnerwahl, Kindererziehung und andere Familienpflichten haben die dann meist hinter sich und somit den Kopf frei für den Beruf.“ Weit über das Renteneintrittsalter hinaus ist ein Mitarbeiter, der für Auftragsannahme und Kalkulation verantwortlich zeichnet. „Ich bin seit 25 Jahren im Unternehmen und arbeite nach wie vor sehr gerne. Wir verstehen uns sehr gut im Team. Aufgaben und Kollegen halten mich fit, meine Frau ist noch berufstätig, allein zu Hause würde ich bestimmt sehr schnell abbauen“, kommentiert der 70jährige Bernhard Gutfleisch gut gelaunt. Die Teammitglieder profitieren voneinander. Die jüngeren Kollegen schätzen besonders seine Geduld. „Er nimmt sich Zeit, wenn es etwas zu erklären gibt, das kommt gut an“, so die Personalleiterin. Den Telefondienst überlässt Gutfleisch lieber den jüngeren Kollegen und springt nur noch ersatzweise ein, etwa in Pausenzeiten.

Der Arbeitgeber gewährt ihm eine Reduzierung der monatlichen Sollarbeitszeit von 167 auf 150 Stunden. Bernhard Gutfleisch benötigt die Zeit, um seine Frau zur Arbeitsstelle zu fahren und von dort abzuholen. Seinen Jahresurlaub nutzt er für Fernreisen. Die gewöhnlich vierwöchige Abwesenheit lässt sich im Betrieb gut verschmerzen, da er nicht an Ferienzeiten gebunden ist und es dadurch keine Konflikte mit der Urlaubszeit der Kollegen gibt, berichtet Sommer-Ruland.

Mitarbeitergespräche wirken integrativ

Erst kürzlich hat die Personalleiterin wieder zwei Mitarbeiter eingestellt, die der Altersgruppe 50plus angehören. Sie verfügen als ehemals selbständiger Unternehmer bzw. langjährige Fachkraft über ein hohes Maß an Erfahrungswissen, das nun der Firma zugutekommt. Auf die Frage, welche Probleme aus Ihrer Sicht mit den Neueinstellungen auftauchen können, stellt sie fest: „ Jedes Unternehmen hat seinen eigenen Charakter. Ein Mensch, der mit einer anderen Firmen- und Führungskultur konfrontiert wird, muss wieder neu lernen, sich einzufügen und anzupassen. Das fällt älteren Menschen manchmal schwerer als jungen. Hier muss ich häufig vermittelnd eingreifen. Ich glaube, dass geregelte Mitarbeitergespräche, die demnächst bei uns eingeführt werden, für mehr gegenseitiges Verständnis zwischen den Mitarbeitern und Führungskräften sorgen können.