Im beschaulichen Dießen am Ammersee liegt der Firmensitz der familiengeführten MatteX Bau GmbH, deren Hauptgeschäftsfelder im Schlüsselfertigbau und Innenausbau liegen. Die Auftragslage ist gut, es gibt jede Menge offene Stellen, die vielfach auch über Facebook und die Unternehmens-Webseite beworben werden. Trotzdem findet das Unternehmen kaum qualifiziertes Personal. Fachkräfte werden überall gesucht und viele von ihnen können sich ihren Arbeitgeber aussuchen.
Deshalb entschloss sich Alisa Schneider, die Tochter des Firmeninhabers, kurzer Hand, das Abitur abzubrechen, die Schule mit mittlerer Reife abzuschließen und anschließend eine kaufmännische Ausbildung zur Bürokauffrau zu absolvieren. Derzeit macht sie eine Ausbildung zur Maurerin im väterlichen Betrieb und wird die Lehre bald abschließen. Sie plant außerdem, ihren Meister zu machen, der ihr auch die Möglichkeit für ein baubezogenes Studium eröffnet. Ziel ihres Werdegangs ist es, später einmal den Betrieb zu übernehmen. Hierfür möchte sie Fachwissen aufbauen, mitarbeiten können und praktisch erleben, wie eine Baustelle funktioniert. Kurz: sie möchte Kompetenz aufbauen und mitreden können. Ihr Wissen soll dabei fundiert sein und nicht aufgesetzt wirken. Sie möchte in allen Teilen des Baubetriebs gut aufgestellt sein.
Ihr Vater hat das Unternehmen aufgebaut und früher selbst mitgearbeitet. Das Arbeiten macht hier Spaß. Der Umgang ist respektvoll und wertschätzend. Der Ton ist locker, aber in der Sache ernst. Das schätzt Frau Schneider sehr und möchte das auch später so fortführen.
Ich bin gerne auf dem Bau, weil die Leute und der Umgang ehrlich sind, man muss sich nicht verstellen und weiß genau, woran man bei den Menschen ist.
Im Betrieb wird sie als Tochter vom Chef nicht anders behandelt als die übrigen Mitarbeiter. Und das ist gut so, denn den Respekt will sie sich selbst erarbeiten und durch ihr Wissen und Können bei den Kollegen punkten.
Die Ausbildung ist zwar körperlich anstrengend, aber der Maurerberuf motiviert und begeistert die junge Frau gleichzeitig. Die Arbeit an der frischen Luft und das Ergebnis direkt sehen zu können, gefallen ihr besonders.
Es ist ein tolles Gefühl. Man ist stolz, an etwas mitgewirkt zu haben und kann sagen: Ich war dabei! Natürlich muss man einiges dafür tun, aber man verdient auch gut, das wissen viele nicht zu schätzen.
Viele Freunde und Teile der Familie zeigten wenig Verständnis, als Alisa Schneider die Maurerlehre begann. Ihre Eltern jedoch unterstützen sie, wo es geht und sind mächtig stolz. In der Berufsschule hat sie keinerlei Probleme, auch wenn sie das einzige Mädchen ist. In der überbetrieblichen Ausbildung nimmt sie dagegen noch ein verstaubtes Denken wahr. Die alten Maurermeister sind noch recht konservativ und verstehen nicht, dass jetzt auch Frauen Einzug in Männerberufe halten, darum muss sie sich hier besonders beweisen:
Als Frau wird man aber dann respektiert, wenn man richtig was von seinem Fach versteht und nicht nur schlau daherredet.
Für die Bauinnung ist die offene junge „Bau-Azubine“ ein Aushängeschild und oft auf Ausbildungsmessen zu treffen. Sie sieht die Entwicklung von Frauen in der Baubranche noch am Anfang. Sie meint, Frauen würden von den Unternehmen noch nicht als potentielle Mitarbeiter wahrgenommen. Alte Klischees, wie Mädchen spielen mit Puppen und Jungs lieber mit Bauklötzen, sind eben schwer zu durchbrechen. Dabei findet Frau Schneider, dass es auf das Verhalten ankommt „man darf sich nicht wie ein Mädchen auf der Baustelle aufführen.“
Anderen jungen Frauen, die vor der Berufswahl stehen, möchte sie auf den Weg geben, keine Angst vor Männerberufen, insbesondere Bauberufen, zu haben.
Die Medien stellen oft ein verzerrtes Bild von Bauberufen dar. Auch in der Berufsorientierung kommt der Bau viel zu kurz. Es ist anders auf dem Bau als man es sich vorstellt und die Verdienstmöglichkeiten sind gut. Lust und Spaß bei der Sache sind die wichtigsten Voraussetzungen.
- © Michaelpuche / Shutterstock – 862-bau-helm-frau.jpg
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