8.2 Zielerreichung und wirtschaftlicher Nutzen

Digitalisierung ist für Unternehmen kein Selbstzweck. Sie dient dazu die Wirtschaftlichkeit zu verbessern. Gerade für KMU ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass sich digitale Lösungen gut in die betriebliche Organisation einfügen. Technik, Organisationsabläufe, Geschäftsstrategien und soziale sowie personale Faktoren müssen daher zusammenpassen. Vor diesem Hintergrund ist zum einen zu fragen, inwieweit die mit dem Digitalisierungsprojekt verbundenen Zielstellungen in den Betrieben realisiert werden konnten. Zum anderen geht es um die Frage nach dem wirtschaftliche Nutzen der Maßnahmen.

Zunächst zur Zielerreichung der Projekte: Hierbei fiel die Bilanz in den Unternehmen positiv aus. Nur in einem Fall gingen die Unternehmen von einem kompletten Misserfolg aus. 17 Prozent der Projekte wurde attestiert, dass die Ziele nur zu einem kleinen Teil erreicht werden konnten. Insgesamt über 80 Prozent wurden von den Unternehmen als Erfolg verbucht, indem die häufig durchaus ambitionierten Ziele überwiegend oder sogar vollständig erreicht wurden.

Ein genauerer Blick auf die erhobenen Daten zeigt einen deutlichen Zusammenhang zwischen Zielerreichung und Digitalisierungserfolg der Azubiprojekte. Vollständige Zielerreichung in den Unternehmen ging einher mit durchgängig starken Digitalisierungszuwächsen, überwiegend erfüllte Ziele waren typischerweise mit mittleren Steigerungen des Digitalisierungsgrads verbunden. Geringe Zielerreichung, war damit verkoppelt, dass die Unternehmen wenig Bewegung bei ihrer Digitalisierung sahen.

Lediglich 13 Prozent der Unternehmen gaben an, dass ihr Projekt keinen oder nur einen geringen wirtschaftlichen Nutzen brachte. 45 Prozent dagegen konstatierten einen mittelgroßen und immerhin 42 Prozent einen hohen oder sehr hohen wirtschaftlichen Nutzen (Basis: 60 Angaben). Diese Werte sind insofern beachtlich, als zum Projektstart die Förderung von Azubikompetenzen – im Rahmen überschaubar dimensionierter Projekte – im Mittelpunkt der Erwartungen in den Unternehmen stand. Ökonomische Kalküle und Ziele hatten demgegenüber eine eher nachrangige Bedeutung, Insbesondere galt dies für einige Projekte der Ablaufoptimierung, die außerhalb der Wertschöpfung wie bei Personalfunktionen angesiedelt waren.

Ähnlich wie bei der Zielerreichung gab es auch bei der Bewertung des wirtschaftlichen Nutzens einen starken positiven Zusammenhang mit der digitalen Veränderungsdynamik. Diejenigen Unternehmen, die einen hohen wirtschaftlichen Nutzen ihres Digiscouts®-Projekt sahen, konstatierten zugleich auch mit großem Abstand die höchste Digitalisierungsdynamik, und zwar im Einzelnen mit rund 14 Prozent Zuwachs bei der „digitalen Durchdringung“, 15 Prozent bei der „Nutzung digitaler Technologien“ und sieben Prozent bei der strategiebezogenen Variable „Einfluss auf den Geschäftserfolg“.

Auch die Unternehmen, die einen mittleren wirtschaftlichen Nutzen ihres Digiscouts®-Projekts für sich verbuchten, registrierten auf den Gebieten „digitale Durchdringung“ und „Nutzung digitaler Technologien mit sechs bis sieben Prozent beträchtliche Digitalisierungszuwächse. Nur geringe Steigerungen im Digitalisierungsgrad verzeichneten dagegen die wenigen Unternehmen, die allenfalls einen geringen wirtschaftlichen Nutzen im Projekt sahen.

Im Hinblick auf die im wirtschaftlichen und technischen Erfolge der Azubiprojekte darf ein Punkt nicht außer Acht gelassen werden: Auch wenn Digitalisierungsdynamik und Erfolgswahrnehmungen bei den beteiligten Unternehmen in einem positiven Zusammenhang stehen, ist der Umkehrschluss, dass geringe oder ausbleibende Digitalisierungszuwächse gleichbedeutend mit einem Misserfolg der Azubiprojekte sind, nicht zulässig: Einige Unternehmen konnten aus ihrer Sicht einen beträchtlichen wirtschaftlichen Nutzen erzielen und ihre Projektziele erreichen, ohne dass eine Steigerung des Digitalisierungsniveaus zu verzeichnen war. Es handelte sich dabei um Firmen, die ihr Projekt auf einem bereits hohen Sockel der Digitalisierung starteten (siehe auch Fallbeispiele). Sie fanden im Zuge des Digiscouts-Projekts wirtschaftlich bessere Lösungen für den Einsatz der vorhandenen Technologien: Es ging also weniger um das „Mehr“ als um neue Wege und Ideen bei der Digitalisierung. Dies unterstreicht nicht nur, dass die qualitative Dimension von Digitalisierung eine entscheidende Rolle spielt. Dies ist ebenfalls ein für das Projekt Digiscouts® wichtiger Befund.

Zur abschließenden Bewertung der im Zuge der Digiscouts-Projekte erzielten Digitalisierungsfortschritte sollten neben der Dynamik der Veränderung der Digitalisierungswerte noch einmal die Ausgangspunkte der Digitalisierung in die Betrachtung einbezogen werden.

Die Einschätzungen zum wirtschaftlichen Nutzen der Digiscouts®-Projekte fallen dort besonders günstig aus, wo zum Projektstart die Werte zur „Nutzung digitaler Technologie“ sowie die „digitale Durchdringung der Prozesse“ niedrig lagen, zugleich aber die Relevanz der Digitalisierung für den Geschäftserfolg als hoch betrachtet wurde. Die sich anbietende Lesart dieses Befundes lautet: Das Digiscouts®-Projekt griff in den Unternehmen, in denen geschäftspolitisch wichtige Digitalisierungsmaßnahmen eingeleitet wurden, in besonders hohem Maße. Die Projekte konnten vielfach Lücken schließen. Die in diesem Sinne erfolgreichen Projekte bilden die klare Mehrheit der durchgeführten Projekte.

Hinzu kommt: Bei den Betrieben, die in puncto Digitalisierung auf einem vergleichsweise hohen Niveau starteten, fielen die Bewertungen des Digitalisierungserfolgs immer noch positiv aus – aber moderater günstig. Angesicht der bereits genutzten digitalen Technologien lagen die Hürden für weitere Zuwächse schlicht höher.

Im Ergebnis zeigt dies: Das Projekt Digiscouts® half gerade den Unternehmen und Azubis erheblich weiter, die auf dem Gebiet der Digitalisierung vorankommen wollten. Gewinnen konnten aber auch die avancierten Anwender digitaler Technik. Das Projekt brachte somit auch für die Firmen einen positiven Ertrag, die technologisch schon recht weit vorangeschritten waren.

Im Hinblick auf den wirtschaftlichen Erfolg der Digitalisierungsprojekte soll abschließend noch Folgendes erwähnt werden: Die Projektdaten zeigen einen Zusammenhang zwischen dem ökonomischen Nutzen und den Stoßrichtungen der Digitalisierungsprojekte. Projekte der Ablaufoptimierung waren in höherem Maße mit wirtschaftlichem Nutzen verbunden, als Projekte zur Verbesserung der Steuerfähigkeit. Ein Grund dafür könnte darin liegen, dass Projekte die bereichsübergreifende und integrierte Digitalisierungsmaßnahmen im Betrieb in Angriff nehmen, komplexer und dadurch auch schwieriger zu handhaben sind als eher punktuelle Ablaufoptimierungen. Angesichts geringer Fallzahlen lediglich als Tendenzaussage zu betrachten, aber dennoch bemerkenswert ist, dass die auf Marktfunktionen bezogenen Azubiprojekte stark bei den Projekten mit hohem wirtschaftlichem Nutzen vertreten waren. Offenbar konnten diese Projekte beträchtliche betriebswirtschaftliche Potenziale erschließen.