4.2 Entstehung der Projektidee (Initiierungsphase)

Das Instrument DiScover stellte für die Azubis einen Wegweiser für die Ermittlung von Digitalisierungsbedarf und die Entwicklung von Digitalisierungsideen bereit. Dabei wurde die noch nicht digitalisierte „alte Welt“ mit ihren technischen und organisatorischen Schwachstellen mit der Zielvorstellung einer effizient gestalteten, digitalisierten „neuen Welt“ kontrastiert. Das RKW Digitalisierungs-Cockpit diente in diesem Zusammenhang als Systematik, um die Handlungsfelder und Stoßrichtungen der Digitalisierung auf dem Weg von der „alten Welt“ zur „neuen Welt“ in der betrieblichen Organisation zu verorten.

Ausgestattet mit den Impulsen des Auftakt-Workshops sowie den dort vorgestellten Tools und Handreichungen gingen die Azubis auf Erkundungstour durch ihre Betriebe und arbeiteten ihre Projektideen aus. Sie hörten sich bei der Ermittlung von Digitalisierungsbedarf und der Ausarbeitung der Projektidee bei den Kolleginnen und Kollegen im Betrieb um, indem sie Abteilungen besuchten oder sogar in ihnen hospitierten, um die Abläufe dort besser kennenzulernen. Die Azubis führten kurze Interviews über die Situation und den Verbesserungsbedarf in den betrieblichen Bereichen. In einigen Fällen setzten sie auch Fragebögen ein. Während der Recherchen und der Entwicklung der Projektideen standen die Coaches den Teams nach Bedarf mit ihrem Rat zur Seite.

Die Antworten der Unternehmen auf die am Schluss des Projektes Digiscouts® gestellte Frage nach der Herkunft der im Projekt realisierten Projektidee untermauern das Bild, welch große Rolle die Ideengenerierung der Azubis zum Beispiel in Brainstormings aber auch das sich Umhören im Betrieb spielten. Ebenfalls zeigte sich, dass die Unternehmen die Kreativität und die Impulse der Auszubildenden ernst nahmen und nutzten.

In fast zwei Dritteln der Projekte wurden die Ideen für Digitalisierungen von den Azubis entwickelt (65 Prozent). Bei einem guten Viertel der Projekte waren die Grundideen für die Digitalisierungsmaßnahmen bereits Gegenstand der betrieblichen Kommunikation gewesen (26 Prozent). Diese Ideen wurden dann von den Azubis konkretisiert und umgesetzt. Nur in wenigen Betrieben (knapp 10 Prozent) waren die Azubis gefordert, ein Projekt umsetzen, das von der Geschäftsführung bereits auf die Agenda gesetzt worden war.

Eigenständigkeit und Freiräume für die Auszubildenden bei der Gestaltung der Projektarbeit bedeuten allerdings nicht, dass die Projekte frei von Einflussnahmen und Richtungsentscheidungen der Geschäftsführungen und Entscheidenden durchgeführt wurden. Die Projekte mussten von den Azubis plausibel begründet und mit Blick auf ihre Umsetzung gut geplant und organisiert werden. Oft standen auch mehrere Projektideen zur Diskussion, woraus die Führungskräfte in Abstimmung mit den Azubiteams die aus ihrer Sicht beste Idee auswählten. Der Kurs Projektmanagement auf dem RKWecampus stellte für Bewertung und Auswahl der Projektvorschläge Entscheidungshilfen und Planungsinstrumente zur Verfügung, an denen sich die Azubis wie auch Entscheiderinnen orientieren konnten. Mit den Unterschriften der Geschäftsführung wurden die Projektsteckbriefe zu verbindlichen Projektaufträgen, was den Azubis eine gewisse „Rechtssicherheit“ hinsichtlich der Realisierungsmöglichkeiten für ihre Ideen gab.

Durchaus im Einklang mit dem Konzept arbeitsprozessbezogenen Lernens, das Ziele der Kompetenzentwicklung ganz praktisch mit betrieblichen Optimierungszielen verbindet, verfolgten die Unternehmen mit ihren Azubiprojekten betriebswirtschaftliche Kalküle und Ziele der Organisationsentwicklung.

Dies wird durch deren – zum Projektabschluss rückblickenden – Antworten auf die Frage deutlich, welche Kriterien Ausschlag gebend für die Projektumsetzung waren. An vorderster Stelle stand die Prozessoptimierung im betrieblichen Alltag, gefolgt von Vorteilen für die Mitarbeitenden in Gestalt von Arbeitserleichterungen. Der ebenfalls geäußerte Wunsch nach Nachhaltigkeit stand wohl für die Erwartung, dass die positiven Impulse für die Organisation und Umwelt längerfristig anhalten. In diesem Sinne galt gerade hinsichtlich des Digitalisierungsziels: Es ging nicht um eine „Spielwiese“ für die Azubis und auch nicht um irgendeine Digitalisierungsaktivität als Selbstzweck.