Aufwand, Kosten, Hindernisse

Grundprinzip des Projekts Digiscouts® bei Bedarfsanalysen, Ideenentwicklung, Planung und Durchführung der betrieblichen Azubi-Projekte ist – entsprechend des Konzepts Arbeitsprozess bezogenen Lernens – die Förderung von Selbstorganisation und Kooperation in Teams. Die dargestellten Fallbeispiele zeigen beispielhaft, dass dieses Konzept aufgeht. Mit einem hohen Maß an Eigenständigkeit, Engagement und Kreativität gingen die Azubis ihre Projekte an und entwickelten Digitalisierungslösungen, die ihren Betrieben, wie in diesem Kapitel noch näher zu zeigen ist, einen beträchtlichen Nutzen brachten.

Wie es bei Projekten üblich ist, waren die auf dem Weg auftauchenden Herausforderungen nicht exakt voraussehbar und planbar, und es mussten bisweilen Hindernisse und zeitliche Engpässe überwunden werden. Die bereits bei den Falldarstellungen aufgetretenen Probleme prägen auch das Gesamtbild der Azubi-Projekte.

Es waren am häufigsten (bei rund zwei Drittel der Betriebe) Anforderungen des Alltagsgeschäfts, die die Projektplanungen schon einmal durchkreuzten und zwischenzeitlich zu Engpässen führten. Bemerkenswert ist auch die große Rolle, die prinzipiell kalkulierbare Rahmenbedingungen der Beschäftigungsund Ausbildungsverhältnisse wie Urlaub und Prüfungszeiträume als Umsetzungshindernisse spielten. In der Summe waren auch Koordinationsprobleme als Verzögerungsgründe relevant, beispielsweise Terminfindungsprobleme in den Azubiteams, Aufgabenverteilung und Kommunikation untereinander. Trotz solcher Hindernisse konnten die Projekte allerdings ihre zeitlichen Ziele und Meilensteine überwiegend einhalten.

Die meisten Projekte waren nach den vorgesehenen sechs Monaten noch nicht abgeschlossen. Nur 13 der Befragten (rund 20 Prozent) gaben an, dass das Projekt beendet ist. 61 Befragte (80 Prozent) bekundeten demgegenüber, dass man weiter gemeinsam mit den Azubis am Projekt arbeitet. In ihrer großen Mehrheit handelte es sich also um aussichtsreiche Maßnahmen, die erfolgreich auf den Weg gebracht werden konnten. Viele der neuen digitalen Lösungen waren erfolgreich zum Beispiel in Gestalt von „Piloten“ erprobt worden, ihre Optimierung und Verallgemeinerung im Betrieb stand aber noch an.

Zeitlicher Aufwand der Projekte

Zur Attraktivität des Projekts Digiscouts® aus Unternehmenssicht trug bei, dass die Unternehmen selbst über die Höhe der Investitionen in das Digitalisierungsprojekt ihrer Auszubildenden entscheiden konnten. Der Zeitaufwand für ein solches Projekt war in diesem Zusammenhang eine wichtige Größe.

Die freien Entscheidungsmöglichkeiten über Investitionen in Arbeitszeiten schlugen sich in einer enormen Bandbreite des Zeitaufwands nieder, den die Betreuenden und Azubis insgesamt in ihr Projekt investierten. Das Spektrum reichte von neun Stunden, also gut einem Tagewerk bis zu 500 Stunden also 60 Tagewerken6. Der Durchschnitt des Zeitaufwands bei den erfassten 48 Projekten lag bei 126 Stunden, also etwas mehr als 15 Tagewerken.

Gefragt wurde auch, wie viele Arbeitsstunden die (einzelnen) Azubis für ihr Digiscouts®-Projekt aufwendeten. Bei 71 Nennungen ergab sich pro beteiligten Azubi ein Wert von durchschnittlich drei Stunden in der Woche. Den höchsten Wert erreichten in diesem Zusammenhang Azubis, die immerhin 20 Stunden in der Woche für das Projekt arbeiteten (siehe Fallbeispiel Griebsch & Rochol Druck), die niedrigsten Werte für den Azubieinsatz lagen bei einer halben Stunde/Woche.

Die betrieblichen Projektbetreuerenden verwendeten bei 62 Nennungen im Durchschnitt 1,6 Stunden für das Digiscouts®-Projekt ihrer Azubis. Das Spektrum der Arbeitszeiten begann bei einer Viertelstunde und reichte bis zu 14,3 Stunden.

Fußnote:
6 In diesem Ausnahmefall wurde von einem Auszubildenden ein Online-Shop entwickelt, der bedingt durch einen anstehenden Messetermin in der Rekordzeit von drei Monaten entstehen musste. Die Leistung konnte der Azubi im 4. Lehrjahr in die Abschlussprüfung einbringen.