Gesamtentwicklung des Unternehmens

42 Prozent der 488 ausgezeichneten Unternehmen sind kleinste und kleine Unternehmen (bis 10 Mio. Euro Umsatz), 38 Prozent sind mittelständische Unternehmen (bis 50 Mio. Euro), zehn Prozent sind größere Unternehmen (bis 100 Mio. Euro) und zehn Prozent sind große Unternehmen (ab 100 Mio. Euro) (siehe Infobox: Die Besten in Zahlen). Der Umsatz liegt bei durchschnittlich rund 12,6 Mio. Euro. 80 Prozent der mit dem „Großen Preis des Mittelstandes“ ausgezeichneten Unternehmen sind folglich KMU.

Beachtlich ist der Fakt, dass die analysierten Unternehmen zusammen einen Gesamtumsatz von rund 20 Mrd. Euro p. a. erzielen.

Die KMU (bis 50 Mio. Euro) erzielten einen Ertrag von zehn Prozent und die großen Unternehmen (ab 50 Mio. Euro) einen Ertrag von sieben Prozent im Durchschnitt. Die Eigenkapitalquote liegt bei fast 45 Prozent, wodurch die Unternehmen auch besser gegen Marktschwankungen und Krisen gewappnet sind.

Geschäftsmodellentwicklung, Strategie, Digitalisierung und Marktorientierung sind entscheidende Erfolgsfaktoren für den Mittelstand

In den vielen bilateralen Gesprächen, die mit den Unternehmerinnen und Unternehmern u. a. im Rahmen der Frühjahrstagungen, Unternehmensbesuche und Mittelstandstouren stattfanden, wurde von Jahr zu Jahr zunehmend eine kritische Haltung gegenüber dem weiteren Wirtschaftswachstum in Deutschland eingenommen; unabhängig davon blickten die Entscheidungstragenden grundsätzlich positiv in die Zukunft. Die Corona-Pandemie und den Lockdown hat kein Unternehmen kommen sehen – wie auch?

Seit 2017 werden Geschäftsmodellentwicklung, Digitalisierung, Strategie und Marktorientierung immer wichtiger – und seit 2019 sogar als sehr wichtig angesehen (siehe Abb. 2). Es zeigt sich, dass die betrieblichen Entscheidungsgremien aktuell sehr wohl darüber nachdenken, ob ihr heutiges Geschäftsmodell auch noch in Zukunft Bestand hat und ob bzw. wie sie an ihrem Geschäftsmodell arbeiten müssten. Mit der Reflexion des Geschäftsmodells geht die Weiterentwicklung der Unternehmensund Marktstrategie einher. Die Unternehmen setzen sich mit ihrer Strategie und mit ihrem Markt auseinander, um zu sehen, wie sich das Verhalten der Kundschaft und der Wettbewerb verändern und ob es neue Technologien gibt, die sie einsetzen könnten. Denn im Mittelstand zählt in erster Linie die Stabilität des Unternehmens – und nicht das Primat des Wachstums.

Wurde in der Vergangenheit die Digitalisierung als weniger wichtig eingeschätzt, zeigen die aktuellen Befragungsergebnisse das Gegenteil: Die Digitalisierung gilt nunmehr zum Erhalt der Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit des Unternehmens als sehr wichtig. Der ausgezeichnete Mittelstand beschäftigte sich dabei mit einer breiten Palette: von der Ausgestaltung digitaler Geschäftsmodelle über die Umsetzung digitaler Prozesse und Services bis hin zur Planung von Industrie-4.0oder Internet-of-Things-Projekten.

Unternehmensnachfolge als zentrale Herausforderung

Fast die Hälfe aller Unternehmen im deutschen Mittelstand finden keine Nachfolgelösung. Jedoch ist die Brisanz nicht in allen Branchen und Regionen gleich hoch (DIHK 2019). Potenziale können gehoben werden, wenn die Eigentümerinnen und Eigentümer sowie die Unternehmensfamilien nicht nur nach Nachfolgern, sondern auch nach Nachfolgerinnen Ausschau halten. Laut DIHK-Report zur Unternehmensnachfolge (2019) sind rund 44 Prozent der jungen Frauen daran interessiert, Verantwortung im Rahmen einer Neugründung oder einer Nachfolge zu übernehmen.

Da Nachfolgerinnen und Nachfolger tendenziell eine höhere Affinität zur Digitalisierung haben, sind sie eher prädestiniert, Digitalisierungsvorhaben zu initiieren und umzusetzen (Noack & Wewezow 2019). Wie wichtig die nächste Generation die Digitalisierung sieht und wie sie damit umgeht, verdeutlicht Vanessa Weber, Geschäftsführerin der Werkzeug Weber GmbH & Co. KG mit Sitz in Aschaffenburg:

Im Alter von 22 Jahren habe ich den elterlichen Betrieb übernommen. Als Nachfolgerin und junge Frau stand ich vor der großen Herausforderung, das Unternehmen erfolgreich weiterzuentwickeln und zu führen. Obwohl nach dem Staffelstab alles für mich Neuland war, habe ich mich nicht verunsichern lassen, sondern bin entschlossen meinen Weg weitergegangen. Gemeinsam mit meinem engagierten Team haben wir durch Planung, Kommunikation und konsequente Umsetzung neue Geschäftsfelder, wie 3-D-Druck, Architekturleistungen, künstliche Intelligenz und LEAN-Lösungen für unsere Kundinnen und Kunden erschlossen, die für ein sehr starkes Wachstum in den letzten zehn Jahren gesorgt haben.