Fachbeitrag „Unternehmen.“

Wenn nicht jetzt, wann dann? Geschäftsmodellentwicklung in mittelständischen Unternehmen

Von Thomas Fabich und Kathrin Großheim

Die Arbeit am eigenen Geschäftsmodell ist jetzt und in Zukunft für kleine und mittlere Unternehmen ein zentrales Thema, um die Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen.

Geschäftsmodellentwicklung, das heißt im Mittelstand traditionell meist eher Evolution als Revolution, sprich die schrittweise Anpassung des bestehenden (ErfolgsModells. So hielten in einer Studie lediglich 17 Prozent der befragten Familienunternehmen ihre Neuentwicklungen selbst für „bahnbrechend“ (Soluk et al. 2020). Dieses Muster schreibt sich bei der für die eigene Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit bedeutsamen Digitalisierung fort (Brink et al. 2020): So wird Digitalisierung bislang vor allem an der Schnittstelle zur Kundschaft eingesetzt, aber auch um die eigenen Prozesse zu optimieren. Weit weniger Initiativen zielen dagegen auf Produkte oder Dienstleistungen ab, versuchen neue Erlösmodelle zu erschließen oder neuartige datenbasierte Geschäftsmodelle zu entwickeln (Schulte & Thorenz 2018; Sames & Lapa 2020). Und je kleiner die Unternehmen, desto zurückhaltender digitalisieren sie. Damit bleiben viele Potenziale ungenutzt, zeigen digitale Pionierunternehmen im Mittelstand doch, wie Investitionen in die Effizienz und Effektivität im besten Fall Hand in Hand gehen (Steimel & Bühler 2020).

Fehlen bei vollen Auftragsbüchern häufig Zeit und Ressourcen, um an der Wettbewerbsfähigkeit von morgen zu arbeiten (Lerch et al. 2017; Deutsche Telekom AG 2019), so zwingt die Corona-Krise viele Unternehmen, den Status quo zu überdenken. Zwar fällt es innovativen Unternehmen leichter, in der Corona-Krise neue Lösungen zu finden, doch scheint sich andererseits die alte Weisheit „Not macht erfinderisch“ ebenso zu bewahrheiten. Dies zeigt sich in einer vergleichsweise hohen Innovationstätigkeit bei Unternehmen mit starken Umsatzeinbrüchen und bei kleinen Unternehmen – oder darin, dass neben Prozessinnovationen auch Geschäftsmodellund Produktinnovationen angestrebt werden.

Ob sich die Aktivitäten als nachhaltig erfolgreich und über die Krise hinausreichend erweisen werden, bleibt allerdings abzuwarten. Jedoch legen Analysen vergangener Rezessionen nahe, dass sich unternehmerischer Mut auszahlen kann. Denn die Unternehmen hatten stets die größten Chancen, erfolgreich aus Krisen hervorzugehen, die es verstanden, eine sinnvolle Balance zwischen gezielten Sparmaßnahmen auf der einen und Investitionen in die Zukunft auf der anderen Seite zu finden (Gulati et al. 2020; Dachs & Peters 2020).