Kleine Umsetzungsstraße

Strategieumsetzung benötigt mehr als eine einmalige Ankündigung der Geschäftsführung. Sie bedarf auch mehr als einer „schönen“ Powerpoint-Präsentation mit den Firmenzielen, die im Laufe der Zeit in den Tiefen der Festplatte verschwindet. Strategieumsetzung ist kein einmaliges Event, sondern ein langwieriger Prozess, der an die Laufzeit einer Strategie gekoppelt ist. Oftmals drängen jedoch das Tagesgeschäft, aktuelle Probleme, neue Projekte oder veränderte Rahmenbedingungen die einst gesetzten Ziele in den Hintergrund und die Strategie gerät in Vergessenheit.

Die „Kleine Umsetzungsstraße“ beschreibt schematisch den Zusammenhang zwischen der Strategie und den benötigten Leistungsergebnissen eines Unternehmens, mit dem Bindeglied der Strategieumsetzenden Führung und seinen Elementen Umsetzungsarchitektur und Wirksame Führung. „Klein“ heißt sie deshalb, weil wir das System auf die zwei wichtigsten und wirkungsvollsten Umsetzungshebel reduzieren und dafür weitere Elemente, wie beispielsweise die Anpassung des Organisationsdesigns an die Strategie oder die Strategiekommunikation, aussparen. Damit haben wir uns gegen die konzeptionelle Vollständigkeit und für ein schlankes sowie wirksames System entschieden, welches kleine und mittelständische Unternehmen mit einem überschaubaren Aufwand auch realisieren können.

Das Schaubild verdeutlicht, dass mit der Entwicklung einer Strategie und der Ableitung der Umsetzungsarchitektur die Planung der Geschäfte eines Unternehmens im Vordergrund steht. Die Tiefe, Methodik und der Umfang der Strategie sind nicht Gegenstand der Strategieumsetzenden Führung. Zu Beginn muss jedoch zumindest eine grobe Vorstellung über die Stoßrichtung(en) des Unternehmens und die dafür erforderlichen Leistungszielen/-ergebnissen vorhanden sein.

Auf dieser Grundlage werden die geschäftlichen Anforderungen über die Umsetzungsarchitektur in Leistungsziele der einzelnen Organisationseinheiten „übersetzt“ und als Input im Regelkreis Strategieumsetzende Führung zu verbindlichen Aufträgen der jeweiligen Führungskräfte.

Die Wirksamkeit der Führungskräfte ist jetzt entscheidend für die Strategieumsetzung. Sie leisten die Koordination für die praktische Umsetzung im Alltag. Dazu gehört auch, dass Veränderungsbedarfe, aus dem Geschäft kommend, als Input zurück an die Umsetzungsarchitektur gegeben werden, die so in aktualisierter Form Orientierung und Verbindlichkeit schaffen kann.

Spätestens bei der Umsetzung innerhalb der Organisationseinheiten wird die Fähigkeit, Menschen zu führen immer wichtiger, da bloße Vorgaben, Anweisungen oder Ziele nicht ausreichen, Spitzenleistungen zu ermöglichen. Dies trifft auch bereits in der Planungsphase zu, wo in der Regel Geschäftsführer mit ihren Führungskräften gemeinsam an der Strategie und der Umsetzungsarchitektur arbeiten – auch hier beeinflusst die Qualität des Miteinanders die Qualität der Ergebnisse wesentlich.

Am Schluss stehen die Ergebnisse. Sie sind entscheidend und tragen zur Entwicklung und zum Fortbestand des Unternehmens bei. Strategieumsetzende Führung lebt davon, dass die Umsetzungsarchitektur und die Wirksamkeit der Führungskräfte zusammengreifen und sich gegenseitig ergänzen. Die Umsetzung der Strategie und die dafür erforderlichen Ergebnisse sind dann die logische Folge dieses Zusammenspiels.

Kernelemente der Strategieumsetzenden Führung
Wie wird eine Strategie erfolgreich umgesetzt und wie lassen sich die gesteckten Ziele erreichen? Bildlich geantwortet liegt der Kern erfolgreicher Strategieumsetzung in der Fähigkeit, einen Fokus zu setzen und zu halten, beziehungsweise diesen trotz aller Widrigkeiten immer wieder (neu) aufzunehmen und bei Bedarf anzupassen.

Dies kann in einem Unternehmen durch die Nutzung zweier zentraler Führungselemente erreicht werden. Sie bilden das Bindeglied zwischen der Strategie und den erforderlichen Leistungsergebnissen des Unternehmens und ermöglichen die konsequente Strategieumsetzung:

  • Eine Umsetzungsarchitektur, die für jede Organisationseinheit einen Fokus bildet und
  • wirksame Führungskräfte, die den Fokus der Umsetzungsarchitektur aufgreifen und immer wieder in den Alltag hineinbringen.

Umsetzungsarchitektur und wirksame Führungskräfte
Wirksame Führungskräfte sind dafür zuständig, den Fokus immer wieder in den Alltag des Unternehmens und der Mitarbeiter zu bringen. Für diesen anspruchsvollen Job brauchen sie jedoch Orientierung und das Unternehmen Verbindlichkeit. Die Leitplanken für diesen Job bildet die Umsetzungsarchitektur. Sie ist eine Art „Programm“, das abgeleitet aus der Strategie, konkrete Aufträge und Leistungsziele für jede Organisationseinheit beschreibt. Diese sind wiederum das „Lastenheft“, an welchem sich die jeweiligen Führungskräfte, vom Geschäftsführer bis zum Teamleiter, und ihre Mitarbeiter orientieren müssen. Die Summe aller Ergebnisse der Organisationseinheiten sichert die Strategieumsetzung und damit den Fortbestand des Unternehmens.

Damit die Umsetzungsarchitektur nicht zu einem starren und gegenüber veränderten Umweltbedingungen abgeschlossenen Gebilde wird, ist deren Öffnung gegenüber der Realität Voraussetzung. Die Mitarbeiter und die Führungskräfte der Organisationseinheiten geben dafür die aus dem Geschäft kommenden Veränderungsbedarfe weiter. So kann die Strategie samt Umsetzungsarchitektur und ihren Leistungszielen gegebenenfalls an die sich ändernden Rahmenbedingungen angepasst werden. Damit dies gelingt, sind Kommunikation und Feedback erforderlich. Dafür muss der Austausch der Führungskräfte untereinander in einem zum Geschäft passenden Zeitrhythmus organisiert werden.

Methoden und Ansätze für Umsetzungsarchitekturen gibt es viele. Erfolgsentscheidend sind die Passung zum Unternehmen, die jeweils spezifischen Anforderungen und die entsprechend vorhandene Kultur. Dies trifft auch auf den Detaillierungsgrad der Ziele und auf den Weg der Zielableitung zu. In den vorliegenden Trainermaterialien beschreiben wir die Zielkaskade sowie deren Varianten Funktionalstrategie und Objektives and Key Results (OKR). Diese können auch kombiniert, verändert, durch andere Ansätze ergänzt oder ersetzt werden. Wichtig ist jedoch, dass eine konkrete und verbindliche Orientierung für die Organisationseinheiten und deren Führungskräfte vorliegt.

So bedeutsam eine flexible Umsetzungsarchitektur für die Koordinierung sämtlicher Einzelleistungen auf ein großes Ziel hin auch ist, die Strategieumsetzung steht und fällt mit den verantwortlichen Führungskräften. Sie müssen die Ziele – vielleicht trotz „Gegenwind“ – im Blick behalten. Zwar wird die Strategie letzten Endes von den Mitarbeitern umgesetzt, jedoch müssen wirksame Führungskräfte die Gesamtstrategie in ihre Verantwortungsbereiche kommunizieren und diesbezüglich nicht nur für Orientierung, sondern auch für Aufgaben und Ziele ihrer Mitarbeiter sorgen. All dies muss heute nicht mehr durch eine „heldenhafte“ Führungskraft allein geschehen. Die Entwicklung von Zielen, Ideen und Innovationen, deren Beurteilung, die Aufnahme von Kundenimpulsen und vielem mehr erfolgen heute oft besser gemeinsam in sogenannten ko-kreativen Prozessen. Jedoch – und das ist zentral – muss die verantwortliche Führungskraft dafür sorgen, dass dies überhaupt stattfindet. Damit wird die verantwortungsbewusste Wahrnehmung der zentralen Führungsaufgaben – egal ob allein, ko-kreativ oder agil – zur Voraussetzung für den gesamten Erfolg.

Neben dem Verantwortungsbewusstsein und den eher handwerklichen Führungsaufgaben wird die Fähigkeit Menschen zu begleiten und zu führen immer wichtiger. Denn die meisten Unternehmen benötigen heute das Beste, was ihre Mitarbeiter haben, um die komplexen Anforderungen überhaupt noch erfüllen zu können – nämlich deren Freiwilligkeit und Energie. Und diese sind kaum über Anweisung und Kontrolle zu mobilisieren.

Für diesen anspruchsvollen Führungsjob haben wir den RKW-Führungsnavigator entwickelt. Er gibt Orientierung, beschreibt, was zu tun ist und wie es erreicht werden kann, um Wirksamkeit zu entwickeln. Auch hier können wieder viele Wege nach Rom führen. Das heißt, der Navigator kann an die betrieblichen Bedarfe angepasst und verändert werden. Unersetzbar für die Strategieumsetzung sind jedoch die Aufgaben im Bereich „ERFOLG verantworten“ des Führungsnavigators. Sie bilden das Fundament, um die Ergebnisse im Blick zu behalten.(siehe auch Kapitel III)