Wettbewerb und Qualität

Wettbewerb und Qualität

Wettbewerb ist die treibende Kraft, die hinter der Entwicklung von Produktivität und Wachstum steht, da jedes Unternehmen danach strebt, seine Position auf den Verkaufs- und Einkaufsmärkten zu verbessern. Auf der anderen Seite wird der Wettbewerb durch Produktivitätssteigerungen und Wirtschaftswachstum intensiviert. Es sind auch nicht nur Unternehmen, sondern ebenso Volkswirtschaften, die miteinander im Wettbewerb stehen.

In der Wirtschaftstheorie wird unterstellt, dass Unternehmen und Volkswirtschaften mit gleichen Wettbewerbsbedingungen konfrontiert sind. In der realen Welt unterscheiden sich die Wettbewerbsbedingungen von Volkswirtschaft zu Volkswirtschaft und zwischen den einzelnen Unternehmen beträchtlich. Was zum Beispiel die natürlichen Ressourcen, die wirtschaftliche und gesellschaftliche Infrastruktur und die Anzahl und die qualitative Struktur der Arbeitskräfte betrifft, sind die Bedingungen offensichtlich ungleich.

Unternehmensgröße

Darüber hinaus werden (wenigstens bis in jüngster Zeit) Größenunterschiede zwischen Unternehmen und zwischen Volkswirtschaften als Ursache ungleicher Wettbewerbsbedingungen gesehen. Großunternehmen können, im Vergleich zu kleineren Betrieben, auf den Beschaffungs- und Verkaufsmärkten deutlich mehr Macht ausüben. Wegen ihres Größenvorteils sind sie in der Lage, in zeitlich begrenzten Krisensituationen auf andere, zusätzliche Ressourcen zurückzugreifen, die kleineren Unternehmen nicht zugänglich sind. In vergleichbarer Weise sind entwickelte Volkswirtschaften mit großen Binnenmärkten und starken Positionen auf den Auslandsmärkten besser als kleinere Volkswirtschaften dafür ausgerüstet, dem Druck des Wettbewerbs standzuhalten. Europa (EU 28) hat jedoch einen fast vollkommenen "gemeinsamen Markt" mit über 500 Millionen potenziellen Konsumenten. Und die Tatsache, dass neue (kleine) Firmen den Großteil der Arbeitsplätze schaffen, hat zunehmend zu der Erkenntnis geführt, dass die Zukunft der einzelnen Länder nicht durch die Größe, sondern durch Unternehmen und unternehmerische Einstellung bestimmt wird. Dieser Sachverhalt hat wiederum dazu geführt, den engen Zusammenhang von Produktivität und unternehmerischer Einstellung ("entrepreneurship" ) in den Vordergrund zu rücken.

Qualität / Verschwendung

Obwohl Kosten für den Wettbewerbserfolg maßgeblich bleiben, gewinnt "Qualität" – in allen ihren Aspekten – zunehmend an Bedeutung. Qualität lässt sich definieren als die "Gebrauchs- oder Praxistauglichkeit" von Produkten oder Dienstleistungen und ihrer kundenorientierten Gestaltung, mit denen die Kundenbedürfnisse über den gesamten Produktlebenszyklus erfüllt werden. Qualität in diesem Verständnis – und die damit verbundene Senkung der operativen Kosten, da die Produkte bereits von Anfang an richtig, das heißt kundenspezifisch hergestellt werden – ist für den kritischen Käufer viel wichtiger als allein die Höhe der Anschaffungskosten. "Produktivität" und "Qualität" sind in der Tat zwei Seiten der gleichen Medaille, und obwohl sie manchmal als verschieden wahrgenommen werden, sind sie langfristig untrennbar miteinander verbunden. Da Qualität die Kundenzufriedenheit betont, kann man davon ausgehen, dass Qualitätsverbesserungen höhere Verkaufs- und Produktionsvolumina bewirken und damit Produktivitätssteigerungen unterstützen.

Qualität hat auch mit dem Eliminieren von Verschwendung zu tun – vor, während und nach dem Konsum eines Produkts oder einer Dienstleistung. Dies trägt wiederum entscheidend zu erhöhter Produktivität des Produktionsprozesses bei, und zwar in nachhaltiger, umweltfreundlicher Art und Weise.

Produktivität ohne Qualität ist genauso bedeutungslos wie Qualität ohne Produktivität. In dieser Hinsicht muss die entscheidende Rolle betont werden, die die Beschäftigten – individuell und in Teams – bei der Steigerung der Qualität spielen. Die Verbesserung der Arbeitsorganisation (soziales Kapital) unterstützt und fördert diese Rolle der Beschäftigten.