Arbeitsorganisation und Lernende Organisationen

Arbeitsorganisation und Lernende Organisationen

Die Art und Weise, in der Arbeit gestaltet wird – vom physischen Layout des einzelnen Arbeitsplatzes bis zum Umgang des Unternehmens mit seiner Umwelt, vor allem mit seinen Lieferanten und Kunden – ist eine bedeutende Quelle der Produktivitätsentwicklung. Andererseits wird die Qualität der Arbeitsorganisation beeinflusst durch eine Reihe von Faktoren, zu denen auch die Produktivitätsentwicklung gehört. Wenn, wie in den vergangenen Jahren, die Wachstumsraten rückläufig sind, der Wettbewerb zwischen den Unternehmen intensiver wird und sich der Strukturwandel der Wirtschaft beschleunigt, gewinnt die Qualität der Arbeitsorganisation als Faktor, der die Produktivitätsentwicklung mitbeeinflusst, zunehmende Bedeutung. Unter diesem Gesichtspunkt spielen neue Beschäftigungsformen wie Teilzeitarbeit, Projektund Telearbeit, virtuelle und mobile Arbeit eine genauso wichtige Rolle wie Arbeitsformen, in denen die Arbeitskräfte mehr Freiheit zur Eigeninitiative, erweiterte Fähigkeiten und größere Verantwortung für ihre gemeinsame Arbeit haben (z. B. Teamarbeit, Projektarbeit, Arbeitszeitgestaltung). Das exponentielle Wachstum informations- und kommunikationstechnologischer Anwendungen ermöglicht die Kooperation zwischen Personen über große räumliche Distanzen hinweg, etwa durch virtuelle Teams und Arbeiten im "Cyberspace"; Arbeitnehmer können unabhängig von Zeit und Raum arbeiten und mit Kollegen und Kunden kommunizieren.

Mehrere Formen virtueller Arbeit lassen sich unterscheiden, darunter zum Beispiel mobiles Arbeiten, virtuelle Teams, "shared services" (Zusammenfassung und Zentralisierung gleichartiger Prozesse aus unterschiedlichen Bereichen einer Organisation) und virtuelle Netzwerke – von denen mobiles Arbeiten die wohl am meisten verbreitete Form ist. Virtuelle Arbeit kann die Produktivität verbessern, aber zugleich haben Studien gezeigt, dass mobiles Arbeiten zum Beispiel auch zu erhöhter Arbeitsbelastung und damit zu Arbeitsstress führen kann.

Neue Management-Ansätze

Nicht alle Veränderungen sind demnach Veränderungen "zum Guten": aufgrund von Innovation kann nicht nur Arbeitsintensivierung auftreten, sondern auch eine Reduzierung der Qualifikationsanforderungen, wenn neue die bisher üblichen Produkte und Prozesse ersetzen. Unternehmen haben ihre Hierarchieebenen reduziert, Verantwortung dezentralisiert ("empowerment" der Arbeitskräfte) und mehr Flexibilität in ihre Organisation gebracht. Diese und andere Veränderungsprozesse sind durch eine Reihe von Organisationsentwicklungs- und Managementansätzen vorangetrieben worden. Zu diesen Ansätzen gehören Programme zur besseren Abstimmung zwischen Lebens- und Arbeitsbedingungen – das Familienleben ist ein offenkundiger "Produktivitätsfaktor" für Mütter, aber auch für eine wachsende Anzahl von Vätern – ebenso wie eine Vielfalt von Managementkonzepten, etwa die soziotechnische Systemgestaltung, Lean Production, die Lernende Organisation, Just-in-Time Management, Business Process Reengineering und Total Quality Management.

Beitrag der Beschäftigten

Erhöht haben sich nicht zuletzt auch die durchschnittlichen Qualifikationsanforderungen. Es geht nicht nur um das Erlernen völlig neuer Fähigkeiten, sondern in manchen Fällen auch um die Erneuerung "veralteter" Fähigkeiten oder das bewusste Um- und Verlernen. Die Herausforderung für die Produktivitätsentwicklung besteht darin, die Bereitschaft und Fähigkeit möglichst vieler Arbeitskräfte zur kontinuierlichen Erhöhung ihrer individuellen und kollektiven Fähigkeiten sicherzustellen. Das kann nur durch eine vernünftige Kombination von externen ("off-the-job") Lernmöglichkeiten und Lernen am Arbeitsplatz ("on-the-job") erreicht werden. Um entsprechende Synergien zu erzeugen, muss die Arbeit so gestaltet sein, dass sie auch die Anwendung der Lernergebnisse und -erfahrungen aus der externen, eher theoretischen Weiterbildung fördert. Insofern hängt die "Qualität der Arbeitsorganisation" sowohl von den Strukturen (der aktuellen Verfassung der Organisation) als auch von den Prozessen ab (sich verändernde kollektive und individuelle Fähigkeiten, die von den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zur Erfüllung der Kundenwünsche eingesetzt werden). Der wichtige Beitrag der Arbeitnehmer zur Erneuerung und Entwicklung der Arbeitsorganisation und des organisationalen Lernens wird zunehmend erkannt. Wirksame Kommunikationskanäle helfen, Probleme der Arbeitsgestaltung frühzeitig zu identifizieren und die Arbeitnehmer zu befähigen, bei stärker dezentralisierter Arbeit mehr Verantwortung zu übernehmen.