Sehvermögen

Das Sehvermögen nimmt im Alter ab. In den Altersgruppen 55 bis 64 Jahre sowie 65 bis 74 Jahre hat schon jeder fünfte Befragte Schwierigkeiten mit dem Lesen von Texten. Bei den über 75-Jährigen wird ein Anteil von nahezu einem Drittel erreicht. Untersucht wurden Alltagssituationen wie Zeitung lesen und das Erkennen bekannter Personen auf der Straße.

Ursächlich hierfür sind strukturelle Veränderungen am menschlichen Auge, die zu verschiedenen Funktionseinbußen führen. Die meisten altersbedingten Einschränkungen der menschlichen Sehkraft können durch die gleichzeitig stattfindenden Veränderungen von Hornhaut, Iris, Linse, Ziliarkörper und Netzhaut erklärt werden. Nachfolgend soll jedoch der Fokus weniger auf die strukturellen Veränderungen gelegt werden, als vielmehr auf die sich daraus ergebenden funktionellen Einbußen.

  • Verminderung der Sehschärfe
    Sehschärfe kennzeichnet die Fähigkeit, zwei in einen bestimmten Abstand voneinander befindliche Punkte getrennt wahrzunehmen. Die Fähigkeit, ein Objekt und dessen Details deutlich zu erkennen, lässt mit zunehmendem Alter nach, deutlich ab dem sechsten Lebensjahrzehnt. Ursachen hierfür sind nachlassende Sehschärfe, verlangsamte Scharfeinstellung der Augenlinse und vermehrter Lichtbedarf.

Tipp

Gestalten Sie Werbung, Prospekte, Speisekarten, Webseiten, Preistabellen, Etiketten, Aufdruck des Haltbarkeitsdatums, Gebrauchsanweisungen etc. so, dass die einzelnen Objekte deutlich voneinander getrennt sind und nicht ineinander verschwimmen. Verwenden Sie schnörkellose (serifenlose) Schriften in ausreichender Größe. Achten Sie auf gute Kontraste: Dunkle Schrift auf hellem Grund ist besser lesbar als umgekehrt.
Hilfsweise können Sie Lesehilfen (Lupe, auch elektronisch) anbieten. Grundsätzlich ist jedoch Lesbarkeit ohne Zuhilfenahme von Hilfsmitteln wünschenswert.

  • Verlangsamte Scharfeinstellung:
    Die Anpassung des Auges bis zur scharfen Wahrnehmung eines Objektes benötigt im Alter mehr Zeit.

Tipp

Vermeiden Sie in Präsentationen mit bewegten Bildern (Werbefilmen, Bildschirmen im Geschäft) schnelle Schnitte und rasche Bildwechsel.

  • Schlechtere Farbwahrnehmung
    Durch eine leichte gelbliche bis dunkelbraune Einfärbung der Linse (Katarakt) im höheren Lebensalter (ab 70) ist die Farbwahrnehmung verändert, weil mehr Licht vom blau-violetten Teil des Spektrums absorbiert wird. Dadurch können Farben im Bereich Grün-Blau-Violett nicht mehr so gut unterschieden werden. Ebenso ist die Wahrnehmung von Gelbtönen beeinträchtigt. Blautöne werden dunkler wahrgenommen, Gelbtöne heller.

Tipp

Wählen Sie gut zu unterscheidende Farben für die Raumgestaltung. Achten Sie auch bei Fotos in der Werbung und in Katalogen darauf, z. B. bei „Sonne-blaues Meer-Motiven“. Bei allen gedruckten Informationen (Speisekarten, Kataloge, Anleitungen, Verpackungen) sollte sich die Schriftfarbe deutlich vom Hintergrund abheben, negative Schriften sind ungünstig. Farbkontraste sollten deutlich sein.

  • Erhöhung der Licht- und Blendempfindlichkeit
    Ungefähr ab dem 40. Lebensjahr nimmt die Empfindlichkeit für blendendes Licht sowie Lichtreflexionen zu – wie vom nächtlichen Autofahren bekannt. Dies geschieht aufgrund der Anlagerungen von Partikeln im Glaskörper, die das eintretende Licht streuen.

Tipp

Das Material für Böden, Wände und Decken sollte blendfrei sein. Achten Sie besonders in Eingangsbereichen sowie sturzgefährdeten Bereichen darauf. Matte Displayflächen sind besser lesbar als glänzende. Indirekte blendfreie Beleuchtung ist punktuellen Leuchtkörpern vorzuziehen.

  • Altersweitsichtigkeit
    Mit zunehmendem Alter fällt es der Augenlinse schwerer, die Krümmung entsprechend der Entfernung der betrachteten Gegenstände anzupassen. In Folge dieser nachlassenden Akkommodationsfähigkeit der Linse und vergrößerter Nahpunkt-Distanz (der kürzeste Abstand zum Objekt, ab dem bei maximaler Linsenkrümmung scharf gesehen wird) kommt es zu Altersweitsichtigkeit (sog. Presbyopie). Ab dem 45. Lebensjahr ist der Nahpunkt immer weiter entfernt. Der üblicherweise benötigte Leseabstand (von ca. 33 cm) vergrößert sich.
  • Beeinträchtigung der Tiefenwahrnehmung
    Als Folge der nachlassenden Akkommodationsfähigkeit des Auges sowie der Eintrübung der Linse kann es ab dem 40. Lebensjahr außerdem zu Beeinträchtigungen in der Tiefenwahrnehmung kommen. Räumliches Sehen, die Entfernung und Ausdehnung dreidimensionaler Gegenstände wird zunehmend schwieriger.
  • Beeinträchtigung der Kontrastwahrnehmung
    Die Sehschärfe ist abhängig von den Lichtverhältnissen. Da im Alter weniger Licht auf die Netzhaut gelangt, fällt es schwerer geringe Unterschiede zwischen hellen und dunklen Bereichen zu identifizieren (Kontrastsensivität). Ursächlich hierfür sind die verringerte Pupillenöffnung und Eintrübungen der Linse mit zunehmendem Alter. Die verminderte Kontrastwahrnehmung wirkt sich insbesondere beim Betrieb von Kraftfahrzeugen in Fahrsituationen mit geringem Kontrast (z. B. Nebel, Dämmerung, Regen) negativ aus.
  • Verzögerte Dunkelanpassung
    Stoffwechseländerungen und abnehmende Blutversorgung bewirken Veränderungen an der Netzhaut. Ungefähr ab dem 50. Lebensjahr verzögert sich die Anpassungsfähigkeit des Auges bei HellDunkel-Wechseln merklich.

Tipp

Achten Sie darauf, dass die Schriftgröße von Hinweisschildern, Preisschildern etc. so groß ist, dass sie von Älteren erfasst werden können. Sorgen Sie für angemessene Ausleuchtung von Räumen und Waren, unter Berücksichtigung der Blendempfindlichkeit vieler älterer Konsumenten. Stolperfallen, besonders in Eingangsbereichen von Gebäuden oder Verkaufsräumen sollten vermieden werden. Kennzeichnen Sie Stufen oder Übergänge zu Treppen, beispielsweise durch farbige Streifen. Zudem sind gleitende Lichtwechsel in diesen Bereichen zu empfehlen.

  • Einengung des Gesichtsfelds
    Etwa ab dem 55. Lebensjahr kommt es durch Veränderungen der Netzhaut auch zu Einengungen des Gesichtsfelds. Der von einem Auge aus sichtbare Bereich der Umwelt wird kleiner. Diese Leistungseinbuße ist sicherlich im Kundenkontakt nicht vordergründig zu berücksichtigen. In Anhängigkeit davon, was Sie älteren Kunden präsentieren (z.B. Ausstellungsgestaltung) kann eine Berücksichtigung jedoch sinnvoll sein.