Sozialer Zusammenhalt als Ressource für die Beschäftigten und die Betriebe

Sozialer Zusammenhalt als Ressource für die Beschäftigten und die Betriebe

Gute Sozialbeziehungen im gesamten Betrieb und im Arbeitsumfeld sind eine wichtige Ressource zur Bewältigung von Arbeitsbelastungen. Dabei spielt die Führungskultur eine zentrale Rolle. So hat die Beschäftigtenbefragung von BiBB/BAuA 2012 gezeigt, dass Beschäftigte, die von ihren Vorgesetzten häufig unterstützt werden, erheblich weniger gesundheitliche Beschwerden angeben als diejenigen, die wenig oder gar keine Unterstützung erhalten (BIBB/BAuA-Faktenblatt 09). Soziale Unterstützung durch Vorgesetzte beinhaltet Faktoren wie Wertschätzung, Feedback und Achtsamkeit gegenüber den Belangen der Beschäftigten, die in den Betriebskulturen "produktiver Leistungsgemeinschaften" einen hohen Stellenwert haben. Der Manager des Optoelektronik-Entwicklers macht anschaulich deutlich, welch hohe Bedeutung der Nähe zu den Mitarbeitern bei der Bewältigung von Stresssituationen zukommt.

Als Führungskraft ist er regelmäßig und häufig bei den Beschäftigten präsent: Er schildert, dass er stets am Montag von den Projektleitern erfahre, wo "ein Feuer brennt". Die Projektleiter, so fügt er hinzu "werden am Montag gepflegt". Die Mitarbeiter sehe er ständig. Man könne am Blick der Mitarbeiter oder wenn sie "grau" aussehen, erkennen, dass sie Probleme haben. Er frage dann die Projektleiter, wo die Fehler liegen. Dies können Probleme mit Kunden sein. Der, der die Probleme lösen soll, muss pfleglich behandelt werden. Man müsse die Mitarbeiter bei Problemen moralisch entlasten, sie loben und ermutigen, dass sie es schaffen können. Man darf nicht sagen: "Du hast was falsch gemacht". Das vertiefe nur die Selbstzweifel und motiviere nicht. "Leistung kann man nur mit klarem Kopf erbringen" (F2).

Das hier geschilderte Beispiel zeigt eine Führungskultur der Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Sie gehört, auch wenn es schon mal zu Reibungsverlusten oder Konflikten in den Betrieben kommt, zur normativen Grundausstattung der "produktiven Leistungsgemeinschaften", die die Manager in den befragten Unternehmen nicht nur anstreben, sondern auch aktiv vorantreiben.

So bringt der Manager des Präzisionsoptikunternehmens zum Ausdruck, dass man beständig – zum Teil unterstützt durch externe Experten – daran arbeitet, Führungsdefizite etwa auf dem Gebiet der Konfliktbearbeitung zu beheben. "Wenn man das nicht kontinuierlich macht, reißt immer wieder was ein". In der Bilanz der vergangenen Jahre sieht der Manager trotz der Hindernisse Erfolge auf dem Gebiet der Führungskultur (F4).

Indizien für eine in den Optikunternehmen intakte Führungskultur liefern die günstigen Werte in Bezug auf Fluktuation und Fehlzeiten bei den Beschäftigten.

Selbst unter den Bedingungen einer inzwischen recht guten Arbeitsmarktlage für Fachkräfte gibt es kaum Abwanderungen der Beschäftigten. Die Betriebsbindung ist ausgesprochen hoch. Die krankheitsbedingten Fehlzeiten in den Betrieben befinden sich bei einer Größenordnung zwischen 3 und 5 Prozent auf einem geringen Niveau: Dies deutet darauf hin, dass die Leistungsanforderungen und speziell auch der Stress zumindest nicht über längere Zeiträume "aus dem Ruder laufen".