Wichtige Fragen vorab geklärt (FAQ)

Was können Sie von diesem Leitfaden erwarten?

Der Leitfaden zeigt Ihnen Wege, die für Ihr Unternehmen passende Form einer Fachlaufbahn zu finden und zu gestalten. Dazu lernen Sie unterschiedliche Optionen kennen und werden bei Ihren Auswahlentscheidungen unterstützt. Sie bekommen Hinweise auf Risiken typischer Fehler und Stolpersteine – und wie Sie diese vermeiden können.

Der Leitfaden gibt Ihnen dafür eine Vorgehensweise und Instrumente an die Hand – beides in mittelständischen Unternehmen erprobt. Diese Instrumente finden Sie außerdem hier auf unserer Website zum Download:
www.strategische-personalarbeit.de

Sind Fachlaufbahnen überhaupt ein Thema für mittelständische Unternehmen?

Viele allgemeine Gründe für die zunehmende Aktualität von Fachlaufbahnen gelten nicht nur für Großunternehmen, sondern auch für kleine und mittlere Unternehmen:

  • der Druck, als Arbeitgeber für die wichtigen Mitarbeiter attraktiv zu sein, weil die passenden Fachkräfte am Arbeitsmarkt schwer zu kriegen sind – und sie zu binden, damit sie bleiben;
  • die flachen Hierarchien, die die Karrierechancen für gute Fachkräfte in einem Unternehmen einschränken;
  • das mittelstandstypische Muster, Führungspositionen mit den besten Fachkräften zu besetzen, unabhängig davon, ob diese überhaupt zu Führungsjobs taugen;
  • die neuen Ansprüche an Führung und sinnvolle Arbeit, die man der sogenannten „Generation Y“ nachsagt;

Allerdings gilt auch, dass man nicht unbedingt eine Fachlaufbahn braucht, um einige gute Fachkräfte im Unternehmen zu halten. Es gibt viele andere Möglichkeiten.

Für das einzelne Unternehmen spielen solche allgemeinen Gründe allerdings keine Rolle. Die Einführung einer Fachlaufbahn muss zweckmäßig sein, also zu den geschäftlichen Zielen des Unternehmens passen (siehe Abschnitt 3). Unter dieser Voraussetzung kann eine Fachlaufbahn bereits ab einer Größe von ca. 40 – 50 Mitarbeitern Sinn machen. In der Praxis stellt man dann fest, dass es nie die eine richtige Fachlaufbahn gibt, sondern jedes (mittelständische) Unternehmen seine besondere Fachlaufbahn (er)finden muss.

Worin besteht für das Unternehmen der Nutzen einer Fachlaufbahn?

(Nur) unter der Voraussetzung, dass eine Fachlaufbahn zur strategischen Ausrichtung Ihres Unternehmens passt, kann deren Nutzenbeitrag darin bestehen, Ihre Fach- und Schlüsselkräfte anforderungsgerecht zu entwickeln, zufriedener zu machen und dauerhaft an das Unternehmen zu binden. Möglicherweise bekommen Sie auch mehr passende Initiativbewerbungen, wenn sich Ihre Fachlaufbahn herumspricht.

Allein durch die Vergrößerung der Anzahl der Entwicklungsoptionen für Ihre Mitarbeiter kann Ihr Unternehmen attraktiver und innovativer werden. Auch Ihre Prozesse können effektiver werden.

Wenn sich zum Beispiel junge und gut ausgebildete Servicetechniker für eine Fachlaufbahn in ihrem Unternehmen entscheiden, anstatt für eine Technikerausbildung an einer Schule, wird sich eine solche Situation nicht nur auf die Attraktivität, sondern auch auf die Wirtschaftlichkeit dieses Unternehmens positiv auswirken.

Diesen Nutzenaspekten können freilich nicht unerhebliche Kosten gegenüberstehen, so dass Sie (auch) bei einer Investition in die Einrichtung einer Fachlaufbahn Nutzen und Kosten gegeneinander abwägen müssen. Dies setzt bekanntlich voraus, den beabsichtigten Nutzen vorab möglichst genau zu beschreiben und zwischen Personalverantwortlichem und Management zu kommunizieren.

Wer gehört bei der Einführung einer Fachlaufbahn ins Boot?

Zu Beginn sind Geschäftsführung und gegebenenfalls Bereichsleiter gefordert, mit „strategischer Brille“ die Nutzenerwartung (Nutzen für das Unternehmen), die sie an die Einführung einer Fachlaufbahn knüpfen, sowie deren Grundzüge festzulegen und die Personalabteilung entsprechend zu beauftragen. Unklarheiten an dieser Stelle – egal, ob beabsichtigt oder nicht – rächen sich später. Ein Personalleiter, der hier bereits ganz am Anfang (vielleicht auch gegen Widerstände) mehr Klarheit von der Geschäftsführung einfordert, handelt im Sinne eines erfolgreichen Verlaufs.

Da eine Fachlaufbahn für ein mittelständisches Unternehmen ein ambitioniertes Vorhaben ist, sollte für die detaillierte Ausarbeitung und Einführung eine Projektgruppe beauftragt werden – mit dem Personalleiter als Projektleiter. Sinnvoll ist in der Regel, Vertreter der Zielgruppe beziehungsweise des avisierten Geltungsbereichs und (falls vorhanden und bedeutsam) einen Vertreter des Betriebsrates in die Projektgruppe einzubinden.

Für wen kommt eine Fachlaufbahn in Frage?

Der Geltungsbereich einer Fachlaufbahn wird sinnvollerweise aus der Perspektive der Wettbewerbsposition eines Unternehmens entschieden. Bereits hier kann viel falsch gemacht werden.

Genauso unternehmensindividuell wie die Wettbewerbsposition eines Unternehmens ist der Geltungsbereich seiner Fachlaufbahn:

  • Unternehmen, die in besonderem Maße auf Produktinnovationen setzen, werden den Funktionsbereich „Forschung und Entwicklung“ bevorzugt in eine Fachlaufbahn einbeziehen.
  • Unternehmen, für die wenige Kernprozesse wettbewerbsentscheidend sind, werden dort eine Fachlaufbahn implementieren.
  • Unternehmen, die in besonderem Maße von bestimmten Schlüsselpositionen abhängen, werden den Inhabern dieser Positionen Fachkarrieren anbieten.
  • Unternehmen, die ihre Aufträge in Projekten abarbeiten mit nur wenigen schlanken internen Dienstleistungsfunktionen, werden Ihren Projektleitern eine Projektlaufbahn anbieten.
  • Und schließlich werden Unternehmen, die strategisch prioritäre Jobfamilien identifiziert haben, diese als Geltungsbereich wählen.

Wie hoch ist der Aufwand der Einführung einer Fachlaufbahn?

Je nach gewählter Variante beträgt der zeitliche Aufwand eineinhalb bis zwei Jahre. Zwischen fünf und zehn Workshops der Projektgruppe sind in diesem Zeitraum nötig, unter der Voraussetzung einer belastbaren Projektvorplanung. Auch der finanzielle Aufwand (Ausstattung der Expertenstellen, Gehaltsbänder für deren Inhaber und so weiter) kann relativ hoch sein.

Auf einer anderen Ebene liegt der Einfluss, den man von der Einführung einer Fachlaufbahn auf die Unternehmenskultur erwarten kann. Bei Erfolg liegen hier erhebliche und nachhaltige Nutzenpotenziale.

Was unterscheidet eine Fachlaufbahn von einer Projektlaufbahn?

Eine Projektlaufbahn kann als eine besondere Form der Fachlaufbahn angesehen werden, die immer dann sinnvoll ist, wenn ein Geschäft(sbereich) in Projekten abgewickelt wird (wenn zum Beispiel jeder Auftrag ein Projekt ist). Gegenüber anderen Formen von Fachlaufbahnen ist eine Projektlaufbahn unter Umständen weniger aufwendig, weil wichtige Voraussetzungen, eine Abstufung der Projekte nach Wichtigkeit und das Vorhandensein von Projektzielen, in der Regel bereits gegeben sind.

Andererseits besteht eine besondere Schwierigkeit bei der Einführung einer Projektlaufbahn darin, dass der Projektleiter normalerweise eine temporäre Funktion darstellt, eine Fachlaufbahn jedoch keine temporären Positionen kennt. Gegebenenfalls wird man Projekte unterschiedlicher Wertigkeiten und Anforderungsniveaus definieren und entsprechend auch die Projektleiter einstufen.