Advocatus Diaboli ist eine gute Methode für alle, die Ideen hinterfragen und weiterentwickeln möchten. Etwa, weil eine Option recht reich an Risiken scheint. Oder, weil sie noch unscharf wirkt oder die Bewertungen stark voneinander abweichen.  Dann erlaubt die Methode, sich über mögliche Hürden und Risiken zu informieren. Wichtiger aber noch: Berechtigte Kritik kann auf diese Weise nutzbringend eingebracht werden. Aus diesem Grund können Stolpersteine frühzeitig aus dem Weg geräumt werden.

Kurz gesagt ist die Advocatus Diaboli Methode also ein exzellentes Frühwarnsystem. Des weiteren hilft das Tool dabei, Ideen zu echten Lösungen weiterzuentwickeln. Sofern dies nicht gelingt, liegt zumindest offen zutage, auf welches Wagnis Sie sich einlassen.

Welche Vorteile bietet die Advocatus Diaboli Methode?

Eine solche kritische Auseinandersetzung sollte man methodisch angehen. Insbesondere, wenn dies einer Person oder Gruppe nicht leichtfällt. So kann Advocatus Diaboli etwa helfen, wenn...

  • Gruppen dazu neigen, Auseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen.
  • kritische Personen den kreativen Prozess durch Kritik zur falschen Zeit stören und sie produktiv eingebunden werden sollen.
  • Personen oder Gruppen neue Ideen allzu euphorisch bewerten.
  • positive oder negative Bewertungen regelmäßig von einzelnen Personen vorgenommen werden. Umso mehr, wenn Diskussionen hierdurch sehr emotional verlaufen.

Gegenüber anderen Bewertungsmethoden zeichnet sich Advocatus Diaboli durch seine Einfachheit aus. Die Methode ist intuitiv anwendbar. Überdies macht sie es leicht, sich die Zukunft und mögliche Hürden vorzustellen. Sie lädt dazu ein, sich gemeinsamen mit Ideen auseinanderzusetzen. Infolgedessen eignet sie sich hervorragend für Meetings oder Prozesse mit mehreren Beteiligten. Obendrein steht die Arbeit an Lösungen bei der Methode im Vordergrund.

Wie funktioniert die Advocatus Diaboli Methode?

Advocatus Diaboli lässt sich sehr gut systematisch durchführen. Hier führen wir sie Schritt für Schritt durch den Prozess. Eine kompakte Anleitung zum Download und Formulare finden Sie hier:

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Schritt 1: Vorbereitung

Klären Sie, welche Personen am sinnvollsten teilnehmen sollten. Dabei ist zum einen der Führungskreis gefragt. Mitunter binden Sie aber auch Personen mit speziellem Know-how oder Kritiker ein, die besser an dieser Stelle schon ernst genommen. Am besten nehmen nicht mehr als zehn Personen teil. So lassen sich Diskussionen noch sinnvoll bewältigen.

Schritt 2: Anmoderation

Machen Sie zunächst deutlich, dass Kritik gefragt ist. Stellen Sie aber heraus, dass es letztendlich aber auf eine produktive und ergebnisorientierte Auseinandersetzung mit der Option ankommt. Anschließend stellen Sie die Option vor, die Sie einer kritischen Überprüfung unterziehen möchten. Diese Vorstellung sollte entweder durch die Geschäftsführung, den Moderator oder erklärte Fürsprecher erfolgen. Sollten neue Teilnehmende zugegen sein, ist für deren Orientierung beispielsweise das ausgearbeitete Geschäftsmodell-Cockpit eine hilfreiche Vorlage.

Schritt 3: Ermittlung möglicher Hürden

Bitten Sie die Teilnehmenden sich folgendes vorzustellen: Ein paar Jahre sind vergangen. Die Option wurde in Angriff genommen. Sie ist krachend gescheitert und sie müssten die Geschichte dieses Scheiterns einem guten Freund erzählen. Anschließend müssen die Teilnehmenden diese Geschichte aufschreiben. Dabei sollen sie die wesentlichen Gründe des Scheiterns auf Karten notieren.

Schritt 4: Aufnahme der Hürden

Bitten Sie die Teilnehmenden nacheinander, ihre Geschichte zu erzählen und die Karten an der Wand zu fixieren. Währenddessen clustern Sie bereits die Karten zu Themenkomplexen. So lassen Sie Stück für Stück ein Bild entstehen.

Schritt 5: Priorisierung der Hürden

Diskutieren Sie das Ergebnis. Dabei priorisieren Sie die identifizierten Hürden. Um diesen Entscheidungsprozess zu unterstützen, können Sie die Hürden über das Portfolio (vgl. Bild unten) in eine sinnvolle Ordnung bringen. Diese ergibt sich aus dem zu erwartenden Schaden auf der einen und der Eintrittswahrscheinlichkeit auf der anderen Seite.

Schritt 6: Gegenmaßnahmen erarbeiten

Reflektieren Sie das Gesamtbild und leiten Sie Lösungen, zu klärende Fragen oder Tests für die wichtigsten Problemfelder ab.

Beispiel aus der Praxis

Ein Maschinenbauunternehmen, hat die Möglichkeit, den Prototyp eines neuen Geräts mit einem Kooperationspartner zu entwickeln. Technisch sind die Chancen gut, das Gerät erfolgreich zu gestalten. Allerdings ist weniger sicher, ob die Markteinführung erfolgreich gestaltet werden kann.

Denn mit dem neuen Produkt soll ein ganz neues Geschäftsfeld in einem noch unbekannten Markt erschlossen werden. Das wissen um die Zielgruppe und die Gesetzmäßigkeiten der Branche lägen nahezu ausschließlich beim Kooperationspartner.

Aufgrund dessen hat die Geschäftsführung ein unguten Bauchgefühl. Deshalb beschließt sie, mit dem euphorischen Führungskreis das Projekt mithilfe der Methode Advocatus Diaboli zu hinterfragen. Nach der Auseinandersetzung kommt die Gruppe zu einem realistischeren Bild der Risiken. Einige Unklarheiten, zeitliche Verzögerungen sowie die Abhängigkeit vom Branchenpartner und einem einzelnen Mitarbeiter lassen das Projekt in einem anderen Licht erscheinen.

Daraufhin beschließt der Führungskreis, vor dem Startschuss noch einige fehlende Informationen einzuholen. Zudem müssen die Kooperationsvereinbarungen überarbeitet werden. Weiterhin vereinbaren die Teilnehmenden, die Kompetenz im eigenen Haus im Laufe des Projekts auf breitere Beine zu stellen. Gleichzeitig wird eine eigene erste Markterkundung durchgeführt.

Tipps und Tricks aus der Praxis

Auch die Methode Advocatus Diaboli lässt sich relativ leicht an unterschiedliche Anwendungsfälle und Konstellationen anpassen:

  • Natürlich können Sie das Tool auch alleine einsetzen, um sich mit einer Idee oder Option auseinanderzusetzen.
  • Handelt es sich bei den Teilnehmern um einen kleinen Kreis, kann die Aufnahme der Risiken auch direkt in der gemeinsamen Diskussion erfolgen.
  • Je größer der Teilnehmerkreis, umso eher bietet es sich an, dass Sie die Geschichten in mehreren Kleingruppen entwickeln lassen. Anschließend führen sie diese in der Gesamtgruppe zusammen.
  • Kommen sehr viele Gründe zusammen, kann das Aufnehmen der unterschiedlichen Facetten über das Geschäftsmodell-Cockpit hilfreich sein. Es gibt einen guten Überblick und erleichtert die Sortierung.

Weitere Tools zur Entwicklung, Bewertung und Umsetzung von Strategien und Geschäftsmodellen

Mehr kostenfreie Handlungshilfen zum Thema Geschäftsmodellentwicklung finden Sie auf unserer Webseite www.geschäftsmodellentwicklung.de

Weitere Tools zur Entwicklung, Bewertung und Umsetzung von Strategien und Geschäftsmodellen finden Sie auch einzeln in der Toolbox am Ende dieses Textes. Zu jedem Tool erhalten Sie eine Anleitung im PDF-Format sowie eine Word-Vorlage zum Anpassen und Ausdrucken. Die einzelnen Tools sind nach ihrem Einsatzzweck geordnet:

Tools, um den Prozess vorzubereiten

Bevor es mit der eigentlichen Arbeit losgeht, dient die erste Phase "Autorisieren" ausschließlich der Bestimmung und Vergewisserung, woran gearbeitet werden soll und in welcher Form das zu geschehen hat.

Leitinstrument: Auftrag
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Tool: Projektdesign
Wie läuft das Projekt konkret ab?
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Tools, um die Ausgangslage zu analysieren und zu einem Ergebnis zu verdichten

Bevor über Lösungen gesprochen werden kann, besteht der zweite Schritt "Sortieren und Verdichten" in der Auseinandersetzung mit der heutigen Situation und den Herausforderungen, welche die Zukunft mit sich bringen kann.

Leitinstrument: Strategische Ausgangslage
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Tool: Geschäftsmodell-Cockpit
Wie funktioniert Ihr heutiges Geschäftsmodell?
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Zum Erklärvideo
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Tool: Geschäftsfeldsegmentierung
Wie lassen sich die einzelnen Geschäfte des Unternehmens so sortieren, dass das Angebot des Unternehmens besser nachvollziehbar und leicht steuer- und bearbeitbar wird?
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Tool: Kundennutzen-Portfolio
Welches sind die Vorteile Ihres Angebots aus Sicht des Kunden im Vergleich zur Konkurrenz?
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Tool: Kernkompetenzanalyse
Auf welchen Kernkompetenzen beruht Ihre Wettbewerbsfähigkeit?
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Tool: Erwartungsabfrage
Welche Erwartungen und Befürchtungen sind für Sie handlungsleitend?
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Tool: Prozessanalyse
Wie sind die Prozesse zur Leistungserstellung intern und an der Schnittstelle zum Kunden organisiert?
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Tool: Werterzeuger-Wertvernichter-Portfolio
Welche Produkte oder Geschäftsfelder tragen aktuell tatsächlich zur Wertschöpfung im Unternehmen bei und welche nicht?
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Tool: SWOT-Analyse
Aufgrund welcher Stärken und Schwächen im Heute rechnen Sie mit welchen Chancen und Risiken im Morgen?
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Tool: Trendanalyse
Mit welchen relevanten Veränderungen in der Unternehmensumwelt rechnen Sie?
Zur Anleitung
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Tools, um strategische Optionen zu entwickeln und zu bewerten

Ist die Ausgangslage hinreichend klar und verstanden, gilt es Optionen zu bilden und zu entscheiden – eine riskante Angelegenheit! Wie soll das Geschäftsmodell der Zukunft aussehen? Welchen Kurs soll das Unternehmen nehmen?

Leitinstrument: Unternehmensstrategie
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Tool: Digitalisierungs-Cockpit
Wo kann ich digitale Technologien für meine Zukunftsfähigkeit sinnvoll nutzen?
Zum Onlinetool

Tool: Geschäftsmodell-Cockpit
Wie funktioniert Ihr zukünftiges Geschäftsmodell?
Zur Anleitung
Zum Erklärvideo
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Tool: Leistungspotenzial-Analyse
Welche Produkte oder Dienstleistungen sind für Sie in Zukunft besonders interessant?
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Tool: Potenzialanalyse-Raster
Welche Optionen und Maßnahmen zur Weiterentwicklung Ihres Unternehmens sind am lohnenswertesten und interessantesten?
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Tool: Advocatus Diaboli
Aufgrund welcher Probleme könnte eine Option scheitern und wie wirken Sie dem entgegen?
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Tool: Optionenverteidigung
Aufgrund welcher Fragen und Aspekte überzeugt eine Option (nicht) und wie können Sie dem entgegentreten?
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Tool: Strategische Identität
Wofür stehen Sie morgen und worauf soll dabei grundsätzlich geachtet werden?
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Tools, um die Strategie bzw. das neue Geschäftsmodell umzusetzen

Die Phase „Organisieren & Umsetzen“ entspricht weitgehend dem Grundmuster des Managementregelkreises oder auch des Deming-Zyklus: „Plan, Do, Check,
Act“. Da sich Einschätzungen als falsch erweisen können, Umwelten sich verändern und Erfahrungen vieles in neuem Licht erscheinen lassen, ist eine schnelle Auswertung meist wichtiger als ausgefeilte Pläne.

Leitinstrument: Strategische Roadmap
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Tool: Innovationsparadoxon
Was spricht für und gegen das alte beziehungsweise neue Geschäftsmodell?
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Tool: Systematische Müllabfuhr
Wovon verabschieden und entlasten Sie sich in Zukunft?
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Tool: Projektauftrag
Wer setzt mit welchen Mitteln was bis wann um?
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Tool: Strategiereview
Was haben Sie geschafft und wie geht es weiter?
Zur Anleitung
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Weitere Tools zu diesem und verwandten Themen finden Sie in unserer RKW-Toolbox.