Kaum ein Unternehmen konnte während der letzten zwei Jahre wirtschaften, wie gewohnt. Insbesondere die (Teil-)Lockdowns stellten viele Betriebe vor große Herausforderungen. In unserer alltäglichen Arbeit mit kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) konnten wir zahlreiche Maßnahmen beobachten, die zur Krisenbewältigung erfolgreich eingesetzt wurden: Manchmal führte der Weg ins Digitale, ein anderes Mal wurde die Angebotspalette (vorübergehend) ausgeweitet oder eine völlig neue Zielgruppe erschlossen.  Wir haben einige eingängige Praxisbeispiele für diese unbewusste oder beabsichtigte Arbeit am Geschäftsmodell für Sie zusammengetragen und stellen diese mit Hilfe des RKW Geschäftsmodell-Cockpits dar.

Das RKW Geschäftsmodell-Cockpit

Das Geschäftsmodell-Cockpit ist ein Tool, mit dessen Hilfe ein Geschäftsmodell schnell und einfach abgebildet werden kann. Es besteht aus insgesamt fünf Bereichen:

  • Angebote: Was bieten Sie Ihrer Kundschaft (künftig) an?
  • Schnittstellen: Wie gestalten Sie (künftig) Ihre Kundenschnittstellen?
  • Erlösmodell: Wie verdienen Sie damit (zukünftig) Geld?
  • Kernprozesse: Wie erbringen Sie Ihre Leistung(en) (in Zukunft)?
  • Kundschaft: Wer sind Ihre (künftigen) Kundinnen und Kunden?

Diese Bereiche spiegeln die Kernaspekte eines jeden Unternehmens wider. Gleichzeitig ist jeder dieser Aspekte ein Hebel für Geschäftsmodell-Entwicklung – in Umbruchzeiten aber auch in ruhigeren Zeiten. Denn wer weiß, an welcher Stelle es tatsächlich hakt und wie diese mit dem restlichen Geschäftsmodell verknüpft ist, kann gezielt nach passenden Maßnahmen suchen. Im Folgenden stellen wir Ihnen für jeden dieser fünf Bereiche Praxisbeispiele vor, die wir während der Corona-Krise beobachten konnten. Vielleicht inspiriert Sie eine davon?

Geschäftsmodell-Entwicklung während der Corona-Pandemie

Kanäle

Durch die Einschränkungen, welche die Corona-Pandemie mit sich brachte, konnten viele Wege, Kundschaft zu erreichen, nicht mehr genutzt werden. Der Einzelhandel ist dafür ein gutes Beispiel. Insbesondere jene Händlerinnen und Händler, deren Fokus auf der Laufkundschaft lag, mussten sich umstellen. Die Digitalisierung der Kundenschnittstellen war hier ein häufig gewählter Weg: Manche Unternehmen bauten einen Online-Shop auf, stärkten die Social-Media-Präsenz oder schalteten Online-Werbung, um Kundinnen und Kunden auf ihr Angebot aufmerksam zu machen. Ein Beispiel dafür ist das Frankfurter „Café Brücke“. Während des ersten Lockdowns etablierten sie den Kuchen Samstag, bei dem Kundinnen und Kunden verschiedene Spezialitäten vor Ort abholen konnten. Über digitale Kanäle wie beispielsweise die Nachbarschafts-App „nebenan.de“ machten Sie potentielle Kundinnen und Kunden erfolgreich auf das Angebot aufmerksam.

Angebote

Dieser Aspekt des Geschäftsmodells wurde in der Corona-Krise besonders häufig angepasst. Insbesondere jene Unternehmen, deren Angebot üblicherweise vor Ort in Anspruch genommen wird, standen während der Lockdowns unter besonderem Handlungsdruck. Auch hier führte der Weg vieler Unternehmen ebenfalls ins Digitale: So wurden beispielsweise Online-Wine-Tastings, Online-Escape Rooms oder Online-Krimis entwickelt. Doch auch abseits der digitalen Welt waren Unternehmerinnen und Unternehmer durchaus kreativ. Die Lackiererei Schleich bot beispielsweise wegen der sinkenden Nachfrage vorübergehend Lackierarbeiten rund um Haus und Büro an und konnte so die Werkstatt auslasten.

Erlösmodelle

Auch die Art, wie Geld verdient wird, änderte sich bei einigen Unternehmen im Laufe der Corona-Pandemie. In der Gastronomie und Eventbranche hat sich beispielsweise die Initiative „paynoweatlater“ etabliert. Statt Ware gegen Geld, gab es verstärkt Gutschein gegen Geld. Ein weiteres Beispiel für pandemie-bedingte Umstellungen ist Marios Musikschule. Sie nahmen die Krise als Anlass, sich von dem überholten Vertragssystem zu verabschieden. Hier gilt nun nach dem pay-per-use-Prinzip: Musikstunde gegen Bezahlung.

Prozesse

Die Kernprozesse der meisten KMU mussten durch die Corona-Pandemie neu geordnet werden. All jene, die im Home-Office arbeiten konnten, taten dies. Dafür mussten notwendige Strukturen und Abläufe aufgebaut sowie Hard- und Software bereitgestellt werden. Doch auch Unternehmen, welche sich nicht ins Home-Office verlagern konnten, mussten die Art, zu wirtschaften, überdenken: Wie gestaltet man die Zusammenarbeit vor Ort sicher? Wie kann der Kundenkontakt möglichst sicher gestaltet werden? Kann Kontakt durch die Etablierung kontaktloser Zahlungsmöglichkeiten reduziert werden? …

Kundschaft

Nicht zuletzt, haben sich einige Unternehmen neue Zielgruppen erschlossen. Dies ist vor allem möglich, wenn sich Unternehmen ins Digitale verlagern. „I love Mauldasch“, ein Streetfood- und Event-Caterer bietet beispielsweise nun auch schwäbische Spezialitäten im Online-Versand an. Dadurch ist das Unternehmen nicht mehr auf den Großraum Stuttgart beschränkt, sondern kann Kundschaft aus aller Welt ansprechen und beliefern.

Sie sehen, Geschäftsmodell-Entwicklung in Umbruchzeiten kann vielfältig sein. Wichtig ist, dass die Auswirkungen einer Maßnahme auf andere Kernbereiche des Unternehmens berücksichtigt und durchdacht werden. Wer beispielsweise nun Maultaschen in der Dose produziert, braucht dafür eine völlig neue Lieferkette, möglicherweise neues Personal, um eine Versandabteilung und den Online-Shop aufzubauen.

Wenn Sie nun Lust haben, an Ihrem Geschäftsmodell zu feilen, schauen Sie doch gerne auf www.erfolgreich-digitalisieren.de vorbei. Auf dieser Webseite finden Sie weitere Impulse und Praxisbeispiele rund um Geschäftsmodell-Entwicklung und Digitalisierung.

Sie kennen weitere inspirierende Praxisbeispiele? Dann freue ich mich auf Ihre Nachricht oder Ihren Anruf!

Julia Rettig Digitalisierung & Innovation / Referentin

06196 4953219

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