Wie wirkt sich die Corona-Krise auf das Handwerk – eine Branche mit großem Nachfolgebedarf – aus? Welche Unternehmensnachfolgepotenziale können an Hochschulen durch eine zielgerichtete Lehre entfaltet werden? Welche Begleitmaßnahmen können die Unternehmensnachfolge in Mittelsachsen fördern?  
Mit diesen Fragen beschäftigen sich drei Studien von Modellprojekten der BMWi-Initiative „Unternehmensnachfolge – aus der Praxis für die Praxis“. Am 21.10. haben sie nach einer Begrüßung durch Frau Dr. Anette Rückert, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, in einem Fachdialog die Ergebnisse ihrer Studien präsentiert – einige interessante Ergebnisse haben wir hier für Sie zusammengefasst:

Moderate ökonomische Auswirkungen der Corona-Krise auf das Handwerk in Baden-Württemberg

Herr Dr. Dirk-Frederik Gebert von der Handwerkskammer Freiburg stellte für das Modellprojekt „Nachfolgenetzwerk“ die gemeinsame Studie der Kammer und der Universität Göttingen mit dem Titel „Ökonomische Reaktion des Handwerks in Baden-Württemberg auf die Corona-Krise“ vor. Insgesamt berichtet er von eher geringen Auswirkungen der Corona-Krise auf das Handwerk in Baden-Württemberg. So liegen die Austragungen aus den Kammerverzeichnissen auf dem niedrigsten Wert seit 2010. Einige Corona-Effekte sind jedoch zu verzeichnen: Unternehmensgründungen im Handwerk in Baden-Württemberg wurden 2020 ganz überwiegend in den städtischen Ballungsräumen getätigt, auch wurden 2020 weniger Gründungsfinanzierungen bewilligt, und die Anzahl bestandener Meisterprüfungen in Baden-Württemberg ist in 2020 deutlich zurückgegangen. Für die Projektarbeit des „Nachfolgenetzwerkes“ wird unter anderem die Notwenigkeit abgeleitet, in ländlichen Regionen gezielte Gründungsförderung durchzuführen sowie junge Menschen verstärkt für die Meisterausbildung und die Unternehmensnachfolge zu gewinnen.

Unternehmensnachfolgeausbildung an Hochschulen – hohes Übernahmepotenzial

Das Modellprojekt „Successor – Qualifizieren – Vernetzen – Nachfolgen“ der Hochschule Koblenz  sensibilisiert, qualifiziert und vernetzt MINT-Studierende für eine familieninterne Nachfolge. In der Vorstellung der Studie „Das Potenzial für Unternehmensnachfolge an Hochschulen“ berichten Herr Prof. Holger Reinemann und Herr Muad Khemiri, dass jeder fünfte Studierende der Hochschule einen unternehmerischen Hintergrund in der Familie hat. Bei vielen Familienunternehmen in Koblenz steht die Unternehmensnachfolge an. Aufgrund der zunehmenden Akademisierung können Hochschulen bei einer entsprechenden Lehre den Pool an potenziellen Nachfolgewilligen und Nachfolgequalifizierten unter den Studierenden deutlich steigern und somit einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die in Deutschland bestehende „Nachfolgelücke“ zu schließen – hier setzt das Modellprojekt SUCCESSOR an.

Potenzialstudie zur wertorientierten Unternehmensnachfolge in Mittelsachsen in Zeiten der digitalen Transformation

Wie geht es Unternehmen in Mittelsachsen mit der Nachfolge? Wie muss ein Begleitangebot für die mittelsächsische Unternehmensnachfolge aussehen? Damit beschäftigen sich Frau Anna Voss von der Hochschule Mittweida und Frau Dr. Julia Breßler von der TeleskopEffekt GmbH aus dem Modellprojekt „Nexxt Mittweida“ im Rahmen ihrer Studie zur wertorientierten Unternehmensnachfolge in Mittelsachsen in Zeiten der digitalen Transformation. Sie kommen unter anderem zu dem Ergebnis, dass sich Nachfolgende und Übergebende hauptsächlich Unterstützung bei kaufmännischen und technischen Fragestellungen wünschen – z. B. bei der Ermittlung des Unternehmenswertes. Als Unternehmenswerte, die Übergebenden bei der Nachfolgesuche wichtig sind, erweisen sich in der Umfrage unter anderem Risiko- und Verantwortungsbereitschaft sowie Fleiß und Leistung. Eine Herausforderung für Übergebende ist es, Nachfolgeüberlegungen in ihren Arbeitsalltag zu integrieren. Wie packe ich Nachfolgeüberlegungen in einen 10-Stunden-Arbeitstag? – Das Modellprojekt „Nexxt Mittweida“ möchte Unternehmen bei solchen Überlegungen unterstützen.
Die Umfrage zur Studie ist noch bis zum 15.11.21 geöffnet – hier gelangen Sie zur Umfrage.

Letztendlich ist Thema Nachfolge komplex. Es müssen eine Reihe von wirtschaftlichen, persönlichen und emotionalen Voraussetzungen stimmen, damit eine erfolgreiche Übernahme zustande kommt. Viele Aspekte und Potenziale von Unternehmensnachfolgen sind noch nicht hinreichend erforscht – umso besser, dass die Studien der Modellprojekte langsam Licht ins Dunkel bringen. Wir bedanken uns noch einmal bei allen Referentinnen und Referenten für den spannenden Austausch!

 

Die Modellprojekte sind Teil der Initiative „Unternehmensnachfolge – aus der Praxis für die Praxis“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi). Insgesamt entwickeln bundesweit 30 Modellprojekte innovative Lösungen, um den Fortbestand und die Weiterentwicklung von kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland zu sichern. Sie sensibilisieren und qualifizieren zum Thema Nachfolge, sprechen neue Zielgruppen an und bauen (regionale) Netzwerke auf. Einen Überblick über alle geförderten Modellprojekte erlangen Sie hier.

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