Die Oberlausitz: Chancen für Gründungen in einer Grenzregion

Das Gründernetzwerk „IdeenReich“ Oberlausitz ist vor allem in den Landkreisen Bautzen und Görlitz aktiv. Diese sind aufgrund der demografischen Entwicklung, vor allem dem Bevölkerungsrückgang, gegenwärtig dünn besiedelt und eher kleinstädtisch geprägt. Die Region Oberlausitz ist unmittelbar an der polnischen Grenze gelegen. Die räumliche Nähe zu Polen spielt eine bedeutende Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung. Die Kreisstadt Görlitz ist dabei das wirtschaftliche Zentrum der Oberlausitz und gleichzeitig die östlichste Stadt Deutschlands. Dieser Artikel skizziert regionale Rahmenbedingungen für Gründungen und greift die Inhalte aus unserer Podcast-Folge „Spezial: Ostdeutschland – Gründungen im Handwerk in der Oberlausitz“ auf. 

Regionale Ausgangsbedingungen für Gründungen in der Oberlausitz

Die Oberlausitz kann im überregionalen Vergleich durchaus mit gut ausgebildeten Arbeitskräften, niedrigen Steuersätzen und einer hohen Selbstständigenquote punkten. Das verarbeitende Gewerbe ist dabei prägend für die Wirtschaftsstruktur.

In der Stadt Görlitz arbeiten unterstützende Agenturen und Dienstleistungsunternehmen für Selbstständige und Gründerpersonen aus Polen, von denen aber nur ein Teil in der Region selbst bzw. dauerhaft wirtschaftlich aktiv wird. Da jedoch diese kleinbetrieblichen, oft nur temporär aktiven Gründungen ihre Gewerbeanmeldung in Görlitz vornehmen, weist der Landkreis eine der höchsten gewerblichen Existenzgründungsintensitäten Deutschlands auf.

Beide Kreise gehören zum Fördergebiet der Braunkohle-Bergbauregionen. Einige Nachteile im Verkehrssektor werden möglicherweise durch angekündigte Investitionspläne behoben. Das Gründungsklima wird in einer Langzeitperspektive auch durch die Investitionen des Staates in Verwaltungseinrichtungen und Forschungseinrichtungen beeinflusst. Hieraus können sich bestenfalls auch technologieorientierte Gründungen entwickeln.

Wenn auch die wirtschaftlichen Effekte der Zuwanderungen von Selbstständigen aus Polen gegenwärtig in der Region selbst geringer als erwartet ausfallen mögen, könnte allein von der Existenz der deutsch-polnischen Gründungsinfrastruktur zukünftig ein größerer wirtschaftlicher Effekt ausgehen.

>> Weiterführende Analysen zur Region finden Sie hier: Analyse von Gründungsökosystemen in Ostdeutschland (Studie des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn, April 2023)

Podcast-Folge der Reihe "Gründungsupdate - Spezial: Ostdeutschland"

In dieser Folge dreht sich alles um das Thema Gründen im Handwerk. Unsere Gäste in dieser Podcast-Folge sind Jens Gerlinghoff, Geschäftsführer beim „Fachkräftenetzwerk Oberlausitz“ und Martin Schröter, Gründer der „Tischlerei Mond Luchs“.

Wir hören, wie wichtig es ist, eine gute Beratung bei der Handwerksgründung in Anspruch zu nehmen, sowohl für den betriebswirtschaftlichen Teil der Selbstständigkeit als auch für Herausforderungen von Technik, Know-how und Ausstattung. Martin erzählt uns, wie er nach einem mehrjährigen Auslandsaufenthalt zurück in die Lausitz gekommen ist und seine Tischlerei gegründet und etabliert hat. Dabei hilft ihm sein Firmennetzwerk, gutes Marketing, sein Fahrrad und die Möglichkeit, die Räumlichkeiten und Geräte einer bereits bestehenden Schreinerwerkstatt nutzen zu können.

Jens spricht über die Aufgaben des Fachkräftenetzwerks: Fachkräfte zu halten und in die Region zurückzuholen ist einer der Schwerpunkte der Aktivitäten. Dafür gibt es beispielsweise Veranstaltungen in Schulen, um den Jugendlichen aufzuzeigen, dass Übernahmen von Handwerksbetrieben eine Option bieten. Die Akteure der Gründungsunterstützung in der Lausitz arbeiten dabei in den letzten Jahren immer mehr zusammen und betonen die Vorteile der Region und die Welcome-Kultur.