Der Gendergap bei Gründungen schrumpft!

Die GEM-Gründungsquote der Frauen war im Jahr 2024 mit 8,5 Prozent so hoch wie nie zuvor. Sie stieg im Vergleich zum Vorjahr um 2,6 Prozentpunkte. Und auch bei den Gründern stieg die Quote – auf 11 Prozent, das sind 1,7 Prozentpunkte mehr als in 2023 – ebenfalls ein Allzeithoch. Demnach führt der höhere Zuwachs bei Gründungen von Frauen zu einer Verringerung des Gendergaps: Während die GEM-Gründungsquote der Männer im Jahr 2023 um 3,4 Prozentpunkte höher war als die der Frauen, sind es im Jahr 2024 nur noch 2,5 Prozentpunkte. Der Gendergap bei Gründungen schließt sich also immer mehr. Deutschland befindet sich im Vergleich mit anderen Ländern mit hohem Einkommen im oberen Mittelfeld auf Platz 5 von 12 und weist damit einen unterdurchschnittlichen Gendergap auf.

Die GEM-Gründungsquote wird als Anteil derjenigen 18- bis 64-Jährigen definiert, die während der letzten 3,5 Jahre ein Unternehmen gegründet haben und/oder gerade dabei sind, ein Unternehmen zu gründen. Gründerinnen und Gründer sind als diejenigen, auf die diese Eigenschaften zutreffen, definiert.

Trotzdem ist der Gendergap ein internationales Phänomen

In den meisten einkommensstarken (GEM-)Ländern wird das große Potenzial von Gründerinnen nicht voll ausgeschöpft – dort sind die GEM-Gründungsquoten der Männer höher als die der Frauen. In Norwegen ist die Lücke zwischen den Geschlechtern zum Beispiel sehr groß, es sind nur 31 Frauen und 69 Männer, in Österreich dagegen 48 Frauen und 52 Männer. In Deutschland standen im Jahr 2024 unter 100 Gründungspersonen 43 Frauen und 57 Männer.

Warum gründen Frauen?

Keine Überraschung: Viele Gründerinnen und Gründer wollen mit ihrer Selbstständigkeit finanziell erfolgreich sein: 58,7 Prozent der Frauen und 69,3 Prozent der Männer stimmen der Aussage zu, mit ihrer Gründung großen Wohlstand oder ein sehr hohes Einkommen erreichen zu wollen. Über die Hälfte der Gründerinnen (54 Prozent) und Gründer (52,2 Prozent) gründen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern, weil es an Arbeitsplätzen mangelt. Aber auch der Wunsch, die Welt zu verändern, ist ein häufiger Beweggrund (Zustimmungsrate 45,9 Prozent der Frauen, 45,1 Prozent der Männer). Weniger wichtig hingegen ist die Fortführung einer Familientradition (Zustimmungsrate 29,9 Prozent der Frauen, 23,6 Prozent der Männer).

Welche Unterschiede bestehen zwischen Gründerinnen und Gründern?

Die GEM-Daten zeigen, dass Gründerinnen etwas zurückhaltender bezüglich ihrer eigenen Chancen und Fähigkeiten sind als Gründer. Verglichen mit Männern sehen Frauen auch seltener gute regionale Gründungschancen: Knapp 70 Prozent der Gründerinnen stimmen der Aussage zu, dass sich in den nächsten sechs Monaten in ihrer Region gute Gründungschancen ergeben – unter Gründern sind es über 80 Prozent. Frauen glauben auch seltener als Männer, die erforderlichen Fähigkeiten für eine Gründung zu besitzen (82,5 Prozent bei Gründerinnen, 91,2 Prozent bei Gründern).

Beim „Gründerinnen-Standort Deutschland“ ist noch Luft nach oben

Insgesamt werden die Rahmenbedingungen für Gründerinnen in Deutschland von Gründungsexpertinnen und -experten auf einer Skala von 0-10 mit 4,4 bewertet. Das ist mittelmäßig – acht der zwölf anderen untersuchten Rahmenbedingungen wie zum Beispiel öffentliche Programme, Beratung und Zulieferung für neue Unternehmen oder Physische Infrastruktur erhalten eine bessere durchschnittliche Expertinnen- und Expertenbewertung. Bei den Rahmenbedingungen für Gründerinnen in Deutschland gibt es also noch Verbesserungspotenzial. Ein Grund für die niedrige Bewertung könnte darin liegen, dass über die Hälfte der befragten GEM-Expertinnen und -experten den Zugang zu Finanzierung in der Regel für Unternehmer leichter einschätzt als für Unternehmerinnen. Auch die Beschaffung von Startkapital vor einer Gründung scheint für Männer in der Regel einfacher zu sein als für Frauen.

Was kann man tun, um Gründerinnen zu unterstützen? 

Förderprogramme wie „Exist-Women“, könnten zukünftig zu einer weiteren Reduktion des Gendergaps beitragen. Denn der Akademikerinnenanteil unter Gründerinnen ist mit 28,9 Prozent fast doppelt so hoch wie unter Gründern, was darauf schließen lässt, dass Studentinnen besonders gründungsaffin sind. Außerdem ist eine frühe und zielgerichtete Ansprache von potenziellen Gründerinnen essentiell. Wenn es um Ansprachekanäle geht, über die sich Frauen und Männer häufig über Gründungsthemen informieren, bevorzugen sowohl die Gründerinnen als auch die Gründer Webseiten und den persönlichen Kontakt zu Gründungsunterstützungsorganisationen, gefolgt von Social Media. Dagegen wurden Kanäle wie Radio, Fernsehen und Printmedien am seltensten von den beiden befragten Zielgruppen genannt. Mehr Informationen dazu unter - http://rkw.link/frauen

 

Für weitere Informationen oder Interviews zum Thema stehen Ihnen die Expertinnen und Experten des RKW Kompetenzzentrums sowie des Johann Heinrich von Thünen-Instituts für Innovation und Wertschöpfung in ländlichen Räumen gerne zur Verfügung: presse(at)rkw.de

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  • © shironosov / iStock.com – Homeoffice Frau (2024_homeoffice_frau.jpg)

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