Auswertungsergebnisse: Webseiten von Handelsunternehmen

Auswertungsergebnisse: Webseiten von Handelsunternehmen

Struktur der Stichprobe

Gruppierungsmerkmale

Der größte Anteil der untersuchten Firmenwebseiten (N = 82) entfällt auf Unternehmen des kooperativen Handels (N = 38). Es handelt sich dabei um Internetseiten von Verbundgruppenzentralen, die für ihre zahlreichen Mitgliedsunternehmen wichtige Funktionen/Leistungen im Einkauf, im Vertrieb, im Investitions-/ Finanzbereich und auch für den Bereich der Berufsausbildung übernehmen. Zweitstärkste Gruppe sind Unternehmen des Einzelhandels mit insgesamt 28 Webseiten. Auf den Bereich des Groß- und Außenhandels entfallen insgesamt 16 Webseiten.

Zielgruppen der Webseiten

  • Schüler und Abiturienten sind die Hauptzielgruppen der Webseiten von Handelsunternehmen

Nur knapp die Hälfte der untersuchten Firmenwebseiten (40/82) richtet sich an junge Nachwuchskräfte. Vor allem Einzelhandelsunternehmen sprechen diese Zielgruppe weitaus stärker an als Unternehmen des Groß- und Außenhandels und des kooperativen Handels.

Schüler (40/82) und Abiturienten (37/82) sowie Bewerber mit Berufserfahrung (32/82) und ohne Berufserfahrung (29/82) sind die am häufigsten angesprochenen Zielgruppen. Studierende (28/82), Akademiker (25/82) und Auszubildende (23/82) stellen die zweitstärkste Gruppe. Bewerber ohne Schulabschluss (18/82) oder Migranten sind wie bei den untersuchten MultiplikatorenWebseiten kaum Adressaten von Unternehmenswebseiten. Lehrer (2/82) und Eltern (2/82) spielen als Zielgruppe beim Thema Ausbildung auf diesen Webseiten so gut wie gar keine Rolle.

Inhalte / Angebote der Webseiten

Themen zur Ausbildung

  • Informationen zur Handelsbranche sowie zum Unternehmen dominieren das Informationsangebot von Firmenwebseiten

Auf fast allen untersuchten Unternehmenswebseiten (75/82) ist ein ausführliches Informationsangebot zur Handelsbranche zu finden. Im Fokus stehen vor allem vertiefende Informationen zur Branche sowie zum Unternehmen selbst (55/82). In diesem Kontext wird das Thema "Karriere im Handel" auf einem Drittel der untersuchten Firmenwebseiten (25/82) angesprochen, das Thema "Ausbildung" taucht dagegen nur auf wenigen Webseiten auf (8/82).

Ähnlich wie bei den untersuchten Multiplikatoren-Webseiten bestimmt also auch bei den Handelsunternehmen nicht die Zielgruppe "junge Nachwuchskräfte" (z. B. Schüler, Abiturienten, Auszubildende) die Informationsangebote zur Ausbildung auf den Webseiten, Vorrang haben die Branche oder das Unternehmen selbst.

Gleichwohl zeigen die Untersuchungsergebnisse einen Trend zur stärkeren Ausrichtung der Informationen auf junge Nachwuchskräfte. So zeichnet die untersuchten Webseiten von Unternehmen des Einzelhandels weitaus häufiger ein auf die Zielgruppe orientiertes und breiteres Informationsangebot zur Ausbildung aus als bei Unternehmen des Groß- und Außenhandels oder bei Verbundgruppenzentralen. Dies kann als Reaktion auf den aktuell höheren Wettbewerbsdruck im Einzelhandel um qualifizierte Nachwuchskräfte gewertet werden.

  • Fachkräftemangel zeigt erste Wirkung – Handelsunternehmen nutzen immer mehr das Internet zur Gewinnung von Auszubildenden

Zweithöchste Priorität genießen nach branchen- und unternehmensspezifischen Informationen zusätzliche Angebote zur Gewinnung von Auszubildenden, wie etwa Stellenangebote (49/82), Stellenbörsen (40/82), Praktika (30/82) sowie Angebote zur Ergänzung der Berufsausbildung (14/82) auf den untersuchten Webseiten. Diese Angebote rangieren noch vor ausbildungsspezifischen Informationen (z. B. über Berufsbilder im Handel oder zur Bewerbung), die weitaus weniger häufig auf den Firmenwebseiten angeboten werden.

Auch in Handelsunternehmen setzt sich der allgemeine Trend zur vermehrten Nutzung des Internets bei der Gewinnung von Fach- und Nachwuchskräften allmählich durch.

  • Ausbildungsrelevante Inhalte sowie die Berufsorientierung tangierende Themen sind im Informationsangebot der Firmenwebseiten unterrepräsentiert

Nur ein Drittel der untersuchten Unternehmenswebseiten bieten Informationen über Berufsbilder im Handel (34/82) an. Am häufigsten wird über die Berufe Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel (30/82), Fachkraft für Lagerlogistik (30/82) und Kaufmann/-frau im Einzelhandel (27/82) informiert.

Auch das Thema Bewerbung wird nur auf einem Drittel der Firmenwebseiten (30/82) angesprochen, am häufigsten bei Unternehmen des Einzelhandels (19/28). Bei Unternehmen des Groß- und Außenhandels (3/16) und den Verbundgruppenzentralen (8/38) spielt es dagegen nur eine marginale Rolle.

Das Informationsangebot beim Thema Bewerbung beschränkt sich hauptsächlich auf Tipps zur Bewerbung (27/82), die Bewerbung auf ausgeschriebene Stellen (24/82) sowie die Onlinebewerbung (24/82).

  • Nachholbedarf besteht auch beim Thema "Karriere im Handel"

Nur die Hälfte der Firmenwebseiten bieten Informationen zur Karriereunterstützung (42/82) an. Unternehmen des Einzelhandels (64 %) und des Groß- und Außenhandels (56 %) informieren auf ihren Webseiten häufiger zum Thema Karriere als Verbundgruppenzentralen (39 %).

Die Informationsangebote konzentrieren sich vor allem auf das Duale Studium, Fort- und Weiterbildungsangebote sowie Traineeprogramme.

Weitere für die Berufswahl und Bewerbung der Zielgruppe reizvolle Themen wie Auslandsaufenthalte und -tätigkeiten (7/82), Mentoring-/Coaching-Angebote für Nachwuchskräfte (8/82) oder Kooperationsprojekte mit Hochschulen (7/82) sind kaum Gegenstand der Informationen im Internet.

Vernetzung / Verlinkung

Vernetzung über Links

Die Chancen der Vernetzung mit wichtigen Akteuren im Bereich der Ausbildung nutzen Handelsunternehmen auf ihren Webseiten zu wenig und zu einseitig Lediglich 18 der 82 untersuchten Firmenwebseiten weisen Vernetzungen zu anderen Partnern im Ausbildungsbereich auf. Dabei entfallen mehr als die Hälfte der erfassten Links (32/59) auf Bildungsträger allgemein (22/59) und des Handels (10/59). Duale Hochschulen, Fachhochschulen, Akademien sowie Berufsschulen sind die häufigsten Netzwerkpartner beim Thema Ausbildung auf den Internetseiten von Handelsunternehmen.

Vernetzungen mit anderen wichtigen Akteuren im Bereich der Berufsausbildung wie zum Beispiel Partner mit bildungspolitischen und beratungsspezifischen Auftrag (Bundesministerien, Bundesagentur für Arbeit (BA), Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB), Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK/IHK), Personaldienstleister oder auch Medienvertreter sind nur marginal vertreten. Auch die Vernetzung mit anderen Unternehmen der Branche findet nur selten statt.

Zielgruppenansprache und Nutzerfreundlichkeit (Usability)

Informationstiefe und Sprachstil, Layout und Struktur, Einsatz von Multimedia

  • Auch bei den Firmenwebseiten gehören ein übersichtlicher Seitenaufbau sowie kurze und prägnante Informationen zu den Qualitätsstandards einer guten Webseite

Wie bei den Multiplikatoren-Webseiten zeichnen sich nahezu alle untersuchten Firmenwebseiten (79/82) durch eine klare Struktur und einen übersichtlichen Seitenaufbau (Startund Unterseiten) aus. Informationen werden kurz und prägnant dargestellt (72/82) und durch Textüberschriften übersichtlich präsentiert (75/82). Bilder und Grafiken ergänzen häufig den Text (76/82).

Textuntergliederungen in kurze, übersichtliche Absätze sind dagegen nur noch auf etwas mehr als der Hälfte der Unternehmenswebseiten (47/82) zu finden. Printversionen und Downloads sowie Hinweise auf Kontaktstellen für vertiefende Informationen kommen nur noch auf weniger als einem Drittel der Webseiten vor.

Der Informationsfluss ist ebenfalls nur bei etwas mehr als der Hälfte der untersuchten Firmenwebseiten (44/82) standardgemäß gestaltet.

  • Handelsunternehmen schöpfen die grafischen Gestaltungschancen zur zielgruppenorientierten Darstellung von Ausbildungsinhalten im Internet noch zu wenig aus

Auf den Firmenwebseiten werden Bilder und Grafiken fast ausschließlich nur zur Textergänzung eingesetzt. Fotogalerien oder reine Fotorubriken (12/82) kommen ebenso wie animierte Bilder und Grafiken (22/82) kaum zum Einsatz. Auch die Auflösungsqualität der eingesetzten Bilder ist nur auf knapp der Hälfte der untersuchten Webseiten (42/82) zufriedenstellend.

Gestaltungsfaktoren einer zielgruppenorientierten Präsentation von Ausbildungsinhalten (Textgestaltung und Layout) sind am häufigsten auf den Webseiten von Einzelhandelsunternehmen vertreten. In Internetpräsentationen von Unternehmen des Groß- und Außenhandels sowie von Verbundgruppenzentralen kommen sie erheblich seltener vor.

  • Baustelle Multimedia – auch auf die Webseiten der Handelsunternehmen trifft dies zu

Handelsunternehmen setzen zwar im Vergleich zu den untersuchten Multiplikatoren-Webseiten Multimedia häufiger auf ihren Webseiten ein, konzentrieren sich dabei aber genauso auf wenige Tools. Video-Podcasts (26/82) und Social Bookmarking (27/82) werden am häufigsten eingesetzt. Mehr als die Hälfte der Einzelhandelsunternehmen (> 60 %) bieten diese an, während sie auf den Webseiten der Verbundgruppenzentralen und Unternehmen des Groß- und Außenhandels wesentlich seltener vorkommen (< 20%).

Favoriten im Kommunikations- und Austauschangebot sind Meinungs- und Erfahrungsberichte. Knapp ein Drittel der untersuchten Firmenwebseiten (24/82) bieten diese an. Andere, der Zielgruppe vertraute Kommunikationsmöglichkeiten wie Blogs, Chats, Foren und Audio-Dateien, aber auch Fun-Angebote (Spiele, Quiz, Chatroom) kommen nur selten zum Einsatz (< 8/82).

Die Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme sind ebenfalls auf wenige Angebote konzentriert. In der Hauptsache wird der Kontakt über ein Formular (49/82) ermöglicht oder über eine Kontaktseite (37/82). Eine Hotline sowie interaktive Angebote spielen so gut wie keine Rolle.

Technische Ausgestaltung der Webseiten

Suchmaschinentauglichkeit, Navigationsmöglichkeiten, Aktualität der Webseite und Suchfunktion

  • Firmenwebseiten zum Bereich Ausbildung sind bis auf zwei Ausnahmen nicht suchmaschinentauglich

Bei Eingabe thematischer Suchwörter erscheinen mit REWE und Lidl nur zwei Handelsunternehmen mit ihrer Webseite auf der ersten Seite des Suchdienstes Google. Unter dem Suchwort "Ausbildung und Handel" erscheint die Ausbildungswebseite von REWE an erster Stelle, unter dem Suchwort "Karriere und Handel" die Webseite "Karriere bei Lidl". Bei allen anderen Suchwörtern (Ausbildung, Beruf, Beruf und Handel, Karriere) sind keine Webseiten von Handelsunternehmen genannt. Damit schneiden die Firmenwebseiten in puncto Suchmaschinentauglichkeit noch schlechter ab als die Webseiten von Multiplikatoren.

  • Klare und übersichtliche Navigation zeichnet die Mehrheit der Firmenwebseiten aus

Bis auf sechs Webseiten verfügen alle Firmenwebseiten über eine logisch aufgebaute Haupt- und Unternavigation. In der Hauptnavigation sind alle angebotenen Themen zur Ausbildung zu finden und die Navigationselemente sind klar benannt. Auch die Navigation innerhalb der Webseite, das heißt das Vor- und Zurück-Bewegen zwischen den Seiten erfolgt überwiegend (76/82) schnell und problemlos. Dagegen ist der aktuelle Standpunkt in der Navigationsstruktur nur noch bei knapp der Hälfte der untersuchten Firmenwebseiten (44/82) gut erkennbar.

  • Die Aktualität der Webseiten von Handelsunternehmen ist in einigen Punkten verbesserungswürdig

Die untersuchten Unternehmenswebseiten zeigen hinsichtlich der Aktualität einige Schwächen auf. So werden nur 65 % der untersuchten Webseiten (53/82) kontinuierlich gepflegt, aktuelle Nachrichten (23/82) und Pressemitteilungen (39/82) sind auf mehr als der Hälfte der Firmenwebseiten nicht im Angebot. RSS-Feed wird sogar nur auf neun Firmenwebseiten angeboten. Aktuell sind bis auf wenige Ausnahmen die Informationsangebote (78/82). Auch die erwähnten Quellen und Ressourcen sowie die Verlinkungen sind bei über 80 % der Webseiten aktuell und funktionsfähig.

  • Die Suchfunktion gehört auf Firmenwebseiten noch nicht zum Standard – das Impressum schon

Weniger als die Hälfte der untersuchten Firmenwebseiten (49 %) bieten eine Suchfunktion an. Diese ist jedoch bei der Suche nach den Begriffen "Ausbildung", "Berufsorientierung", "Praktika", nur auf etwas mehr als einem Drittel der Webseiten von jeder Seite aus erreichbar. Eine Auswahl zwischen Schnellsuche und erweiterter Suche oder eine spezifizierte Suchfunktion fehlen völlig.

Zusammenfassende Bewertung der Firmenwebseiten

Bewertung nach Index "Zielgruppenausrichtung"

  • Leuchttürme der Praxis

Von den insgesamt untersuchten Firmenwebseiten (N = 82) erreichen knapp ein Drittel das Prädikat "gut", das heißt sie erfüllen mehr als 50 % der zielgruppenorientierten Indikatoren und gelten deshalb auch als Good-Practice-Beispiele. Besonders positiv ist, dass jeder Handelsbereich ein bis zwei Webseiten der Bewertungsklasse "gut" und damit Good-Practice-Beispiele aufzuweisen hat, an denen sich andere Unternehmen der jeweiligen Kategorie orientieren können.

Die auf der Grundlage des Index "Zielgruppenausrichtung" bewerteten Webseiten von Handelsunternehmen (N = 82) führten insgesamt zu folgendem Ergebnis:

Bewertungsklasse mit Prädikat "gut" (Good-Practice): 22 Firmenwebseiten

Bewertungsklasse mit Prädikat "ausbaufähig": 8 Firmenwebseiten

Bewertungsklasse mit Prädikat "verbesserungswürdig": 52 Firmenwebseiten

Nachfolgende Abbildung zeigt die Zuordnung der Firmenwebseiten nach Handelsbereich auf die drei Bewertungsklassen: