TEA-Quoten nach Alter und Geschlecht in den einkommensstarken Ländern

Eine Stärke der GEM-Daten und der diversen darauf basierenden Gründungsquoten sind zahlreiche Demografievariablen, mit deren Hilfe personenbezogene Merkmale der Befragten (und damit auch der Gründenden) statistisch repräsentativ abgebildet werden können. Die GEM-Daten erlauben differenzierte Varianten z. B. der TEA-Quote u. a. nach Alter, Geschlecht, Bildungsstand, Geburtsland oder Erwerbsstatus der Gründerperson. So gründen in Deutschland 35–44-Jährige traditionell häufiger als 18–25-Jährige oder 55–64-Jährige (die entsprechenden TEA-Quoten lagen 2018 bei 6,14 % bzw. 5,99 % bzw. 2,44 %). Interessant zu beobachten ist allerdings, dass in Deutschland erstmals seit Beginn der GEM-Datenreihen im Jahre 1999 die höchste TEA-Quote nicht bei den 35–44Jährigen, sondern bei den 25–34-Jährigen (6,64 %) zu finden ist. Es wird in den zukünftigen GEM-Länderberichten spannend sein zu beobachten, ob dies eine singuläre, eher zufällige Veränderung darstellt oder Ausdruck eines Trends zu größerer Beliebtheit unternehmerischer Selbstständigkeit unter Jüngeren ist.

Ein anderes interessantes Demografiemerkmal von Gründenden ist der Erwerbsstatus: 2018 differieren die TEA-Quoten der befragten 18–64-Jährigen zwischen Erwerbstätigen (5,47 %), Nicht-Erwerbstätigen (1,89 %) sowie Studierenden und Rentnern (2,37 %) erheblich und teils statistisch signifikant, ähnlich wie in den Vorjahren.

In zunehmend mehr Ländern möchte die Politik mit ihren gründungsunterstützenden Maßnahmen insbesondere solche Gruppen der Gesellschaft erreichen, die bislang eher wenig gründen. Auch in Deutschland haben derartige Politiken zugunsten „Inclusive Entrepreneurship“ wie in mehreren anderen einkommensstarken Staaten (vgl. das gleichnamige Programm der OECD und die jährlichen Publikationen dazu, OECD The Missing Entrepreneurs 2017 – Policies for Inclusive Entrepreneurship) an Bedeutung gewonnen. Von besonderer gründungspolitischer und gesellschaftlicher Relevanz sind die Unterschiede zwischen Männern und Frauen. In Deutschland lag die TEA-Quote unter Männern 2018 bei 6,57 %, bei Frauen lediglich bei 3,29 % – der Unterschied ist statistisch signifikant (5 %-Niveau). Bei den TEA-Quoten der Frauen belegte Deutschland Rang 29 unter den 31 einkommensstarken Ländern, bei den Männern Rang 28. Zusätzlich zeigt die Abbildung 4 die Relation zwischen beiden TEA-Quoten: Auf eine Gründerin kamen in Deutschland 2018 exakt zwei Gründer. Dieser Wert liegt beträchtlich über dem Mittelwert aller Länder mit hohem Einkommen (1,61) und entspricht dem Rang 26, nähme man eine ausgeglichene Geschlechterbeteiligung als Maßstab (d. h. einen Wert von 1,00).

Aus volkswirtschaftlicher Sicht lässt sich nicht schlüssig zugunsten oder zuungunsten einer höheren (oder niedrigeren) Frauengründungsquote argumentieren. Auch offenbart der Vergleich von Abbildung 4 mit Abbildung 1, dass es zumindest für die 31 Länder mit hohem Einkommen keinen statistischen Zusammenhang zwischen der TEA-Quote insgesamt und der Relation von der TEA-Quote der Männer und jener der Frauen gibt. Länder mit einem relativ hohen Anteil an Gründungen von Frauen haben also nicht generell eine höhere Gründungsquote insgesamt – und umgekehrt.

Falls es aber das Ziel der Gründungsförderpolitik sein sollte, das Gründungspotential insgesamt stärker auszuschöpfen, sprich mehr bislang abhängig oder gar nicht beschäftigte Personen zu einer Gründung zu bewegen, dann macht es Sinn, sich auf die Unterstützung von Frauen zu fokussieren – denn hier ist das Potential offenbar weniger gut ausgeschöpft als bei den Männern. Die Diskrepanz hat sich in Deutschland gegenüber dem Vorjahr noch erhöht: Unterschieden sich die geschlechterspezifischen TEA-Quoten 2017 (zuungunsten der Frauen) um 2,70 Prozentpunkte, so waren es 2018 3,28 Prozentpunkte. Erinnert sei daran, dass diese Unterschiede vor einigen Jahren bereits einmal deutlich geringer waren (2008: TEA-Quote für Männer bei 4,09 %, für Frauen bei 3,44 %), wie der GEM-Länderbericht Deutschland für 2008 dokumentierte (vgl. Brixy et al. 2009).

Erstmal seit Beginn der GEM-Datenreihe im Jahr 1999 ist die höchste TEA-Quote nicht bei den 35– 44-Jährigen, sondern bei den 25–34-Jährigen (6,64 %) zu finden.