Grußwort des Tourismusbeauftragten der Bundesregierung

Ernst Burgbacher, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie und Beauftragter der Bundesregierung für Mittelstand und Tourismus

Der demografische Wandel unserer Gesellschaft ist eine Tatsache. Und er spielt sich nicht in ferner Zukunft ab: Schon im Jahr 2013 wird knapp die Hälfte der Menschen in Deutschland 50 Jahre und älter sein, jeder dritte Mensch älter als 60.

Das bedeutet auch, dass der Altersdurchschnitt der Reisenden höher wird. Insofern ist der demografische Wandel nicht nur ein Thema für unsere sozialen Sicherungssysteme, sondern auch für die Tourismusbranche. Und zwar ein Thema, in dem Musik für die Branche steckt: Wir wissen, dass ältere Menschen heute über ein hohes wirtschaftliches Potenzial verfügen. Sie geben überproportional viel Geld für Gesundheit und Reisen aus. Das werden sie auch gerne in Ihrem Betrieb, in Ihrem Hotel oder in Ihrer Gaststätte tun – wenn Sie sich entsprechend auf die Ansprüche dieser Gäste eingestellt haben!

Vielfach fehlt es daran heute noch. Wenn man beispielsweise – ob als Tourist oder Einheimischer – ein Theater, eine Oper oder eine große Veranstaltungshalle besucht, kann man oft feststellen, dass der Zugang zu den Plätzen nur ungenügend auf die Bedürfnisse der Gäste zugeschnitten ist. Mitunter fehlt es an Rolltreppen oder Aufzügen. Oft ist deren Lage nur ungenügend ausgeschildert, so dass älteren Menschen das Finden der Aufzüge erschwert wird. Langes Warten und Gedränge an den Garderoben oder bei der Pausenversorgung kann den positiven Eindruck einer kulturellen Veranstaltung leicht trüben. Man ist nur dort gern und oft Gast, wo sich der Gastgeber auf die Bedürfnisse seiner Gäste einstellt.

Was wir brauchen, ist ein Umdenken in unserer Gesellschaft und in vielen mittelständischen Unternehmen der Tourismuswirtschaft. Das Älterwerden gehört zum Leben selbstverständlich dazu. Touristische Infrastruktur darf nicht nur für jugendlich-dynamische Gäste zugänglich sein, sondern für alle. Dabei ist es besonders wichtig, ältere Menschen nicht durch Angebote auszugrenzen – wer möchte schon in ein „Seniorenzimmer“? –, sondern sie als eine anspruchsvolle und gern gesehene Kundengruppe zu behandeln.

Ältere Gäste sind nicht per se körperlich eingeschränkt – und doch gibt es Unterschiede zu Zwanzigoder Vierzigjährigen. Nicht das Vorhandensein einer Rampe ist dafür entscheidend, ob sich ältere Gäste wohl fühlen. Sie erwarten vielmehr ein attraktives Angebot, das die gute Erreichbarkeit des Urlaubsortes, die Mobilität vor Ort und eine anregende Ferienzeit einschließt. Dafür sind nicht immer große Investitionen erforderlich. Oft reichen kleine Veränderungen aus, um den Bedürfnissen älterer Gäste entgegen zu kommen. Und ganz wichtig scheint mir: Ältere Gäste sind besonders interessiert an einem umfassenden, freundlichen und entgegenkommenden Service. Wer den oft sehr dynamischen und mitunter auch stressigen Berufsalltag hinter sich hat, freut sich über mehr Komfort, eine helfende Hand und eine größere Aufmerksamkeit. Und das nicht nur, wenn er gesundheitlich eingeschränkt ist.

Ich appelliere sehr an alle Unternehmerinnen und Unternehmer und Beschäftigten der Tourismusbranche: Machen Sie Ihren Betrieb fit für eine ältere Kundschaft! Ganz falsch wäre der Gedanke, ältere Reisende seien anspruchslos und würden Ihnen als Kunden einfach „in den Schoß fallen“. Die künftigen älteren Touristen sind sehr erfahrene Reisende und lieben auch ausländische Ziele. Sie sind nicht automatisch Inlandsreisende! Sie müssen sie immer wieder neu für sich gewinnen. Werben Sie gezielt mit attraktiven Angeboten um die Zielgruppe 50plus! Orientieren Sie sich an den Beispielen dieser Broschüre, holen Sie das Thema „Demografischer Wandel“ in Ihren konkreten Betriebsalltag! Dann haben Sie schon gewonnen.