Dietmar Schäfers

Bis 2050 wird sich die Zahl erwerbstätiger Personen stark verringern. Schon heute zeigt sich dies beispielhaft an der Altersstruktur der Baubelegschaften: 14 % der gewerblichen Arbeitnehmer, bei den Angestellten sogar 18 %, sind älter als 55 Jahre. Das wird unsere Lebenswirklichkeit in Familie und Beruf, Gesundheitsvorsorge und Alter, in Betrieben und Unternehmen wie in Städten und Gemeinden prägen. Es gilt den Wandel zur Bildungs- und Wissensgesellschaft zu gestalten, denn Wissen und Fähigkeiten schaffen Innovation, Fortschritt, Wohlstand, neue Märkte und qualifizierte Berufsfelder und Arbeitsplätze. Dazu brauchen wir alle Talente, keines sollte mehr verloren gehen. Übersetzt heißt das: wir brauchen mehr vorsorgende Qualifizierungs- statt nachsorgende Sozialpolitik – die allen gleiche Karrierechancen eröffnet: keiner der jungen Leute darf mehr ohne Berufsausbildung ins Leben gehen, insbesondere gilt dies für junge Menschen mit Hauptschuloder ohne Schulabschluss – sie schaffen oft den Sprung in die Ausbildung nicht. Gemeinsam müssen die Sozialpartner, Bund und Länder insbesondere die duale Berufsausbildung wieder stärken. Ziel muss es sein, Interessengegensätze durch Konsenspolitik zu lösen und Konflikte einzuebnen. Junge Menschen haben ein Recht auf Ausbildung. Betriebe dürfen nicht nur über den vermeintlichen Fachkräftemangel und Akademisierungswahn klagen, sie müssen wieder mehr ausbilden und dabei die Ziele und das Wesen junger Menschen stärker einbeziehen.

Wir brauchen einen stärkeren Konsens für gute Ausbildung und leistbares lebenslanges Lernen, der Jugendlichen zum Start in das Berufsleben einen Ausbildungsplatz sichert, der ausbildende Betriebe stärker unterstützt und Warteschleifen im Übergang von Schule in Ausbildung verringert. Auch attraktive Aufstiegsperspektiven, insbesondere für beruflich Qualifizierte, gehören mit dazu.

Eine Politik, unabhängig in welchem Wirtschaftsbereich, die rein auf Wettbewerb und Innovation setzt, greift zu kurz – ohne nachhaltig qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit ihrem belastbaren Know-how als Fach- und Führungskräfte funktionieren weder Arbeitsmarkt noch Gesellschaft. Wie begrüßen das Erscheinen der Arbeitsmappe zum Ausbildungsmarketing und Azubi-Recruiting daher sehr und hoffen, dass die hilfreichen Tipps Eingang in die Praxis finden und zu mehr und guten Ausbildungsverhältnissen führen.