In dieser Reihe stellen wir Ihnen die Mitglieder des RKW Fachbeirates Unternehmensführung und Innovation vor. Hierfür haben wir die Beiratsmitglieder um eine Einschätzung zu unserem Jahresthema 2025 „Nachhaltig Wirtschaften“ gebeten.
Frau Horn, bitte beschreiben Sie kurz, was Sie in Ihrem „richtigen Leben“ beruflich machen.
Ich leite beim Deutschen Institut für Normung (DIN e.V.) die neu geschaffene Abteilung für Expertengewinnung und Kooperationen. Dieser Bereich ist dafür zuständig, dass wir die interessierten Kreise ganzheitlich und transparent über alle relevanten Normungsvorhaben informieren und sie vor allem für die aktive Mitwirkung in der Normung interessieren. Oft ist ja gerade kleinen und mittleren Unternehmen nicht bewusst, dass sie sich auf Augenhöhe in ihrem Interesse und mit ihrem Wissen in die Normung einbringen können.
Ein weiteres Herzensprojekt ist der neu geschaffene KMU-Rat, den ich leiten darf. Hier kommen KMU-Multiplikatoren unter dem Dach von DIN zusammen, um Vorschläge zu erarbeiten wie der Zugang zu Normung und zu Normen weiter verbessert werden kann. Wir freuen uns, dass das RKW auch mit dabei ist. Ein schönes Beispiel für Ergebnisse dieser Beratungen ist z.B. der kostenfreie Normungsmonitor, den jeder zu seinen Themen abonnieren kann. Der Normungsmonitor gibt monatlich passgenaue Updates, was zu den angegebenen Themen gerade in der Normung passiert – eine perfekte Grundlage, um zu entscheiden, ob man in der Normung aktiv werden möchte.
Nachhaltigkeit ist ein zentrales gesellschaftliches Thema und zugleich Jahresthema des RKW. Welche persönliche Bedeutung hat Nachhaltigkeit für Sie – und inwiefern spielt sie in Ihrem beruflichen Alltag eine Rolle?
Als Mutter zweier Kinder beschäftige ich mich auch persönlich seit vielen Jahren mit der Frage, wie ein nachhaltiges Leben aussehen kann und versuche dies im kleinen Rahmen meiner Möglichkeiten umzusetzen. Bei DIN bin ich praktisch täglich mit Nachhaltigkeitsthemen konfrontiert. Ob Circular Economy, Smart Farming, Green IT – fast alle Themen, mit denen wir uns befassen, erfüllen die Kriterien nachhaltig, digital, resilient. Mein Anliegen ist es, dass wir die Stimme der KMU zu diesen Themen in die Normung einbringen. Die Regeln, die bei uns entstehen, müssen auch von denjenigen mitgestaltet werden, die sie letztlich anwenden. Das ist eine riesige Gestaltungs- und Marktchance, die viele im Mittelstand noch nicht erkannt haben.
Welche Bedeutung wird Ihrer Einschätzung nach das Thema Nachhaltigkeit künftig für den deutschen Mittelstand haben?
Ich erlebe im öffentlichen Diskurs, dass eine gewisse Nachhaltigkeitsmüdigkeit eingetreten ist. Leider wird Nachhaltigkeit in erster Linie mit zusätzlichen Kosten und Wettbewerbsnachteilen verbunden. Langfristig ist das Gegenteil der Fall. Spätestens jetzt gilt es, strategisch in nachhaltige Geschäftsmodelle zu investieren. Auch hier gilt der Dreiklang nachhaltig, digital, resilient. Wir sehen, wie uns China auch bei nachhaltigen Geschäftsmodellen mittlerweile überholt, weil auch dort das Potenzial erkannt wurde.
Was ist Ihre Motivation für Ihr Engagement im Fachbeirat Unternehmensführung und Innovation?
Ich habe die Arbeiten des RKW über viele Jahre verfolgt und habe mich daher sehr gefreut, in den Beirat berufen worden zu sein. Das Angebot des RKW steht für Qualität, Praxisnähe und Innovation. Ich möchte meinen Beitrag dazu leisten, unsere Netzwerke miteinander zu verzahnen und gemeinsame Themen für den Mittelstand voranzubringen.
Über den Fachbeirat Unternehmensführung und Innovation
Der heutige RKW-Fachbeirat „Unternehmensführung und Innovation“ ist eines der ältesten Gremien des RKW. Bis Anfang 2007 führte der Fachbeirat den Namen „Bundesausschuss Betriebswirtschaft“ (BBW), der bereits am 21. Juli 1953 gegründet wurde. Gründungsmitglieder waren 40 Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gewerkschaften, beratenden Berufen und den beteiligten Bundesministerien.
1953, das Jahr in dem der Koreakrieg mit einem Waffenstillstand endet, Josef Stalin stirbt und Elizabeth II. zur Königin gekrönt wird. In Deutschland wird die Adenauer-Regierung bei den Wahlen zum zweiten deutschen Bundestag bestätigt und in der DDR kommt es zum Arbeiteraufstand, der niedergeschlagen wird.
In den über siebzig Jahren seines Bestehens ist der Fachbeirat in seiner Programmatik stets am Puls der Zeit geblieben. Lagen in den ersten Jahrzehnten die fachlichen Schwerpunkte auf den Themen Betriebsvergleich, Planungsrechnung, Unternehmensplanung und Kooperationsförderung, setzte er später seine Akzente auf betriebswirtschaftliche Arbeiten in der Unternehmensführung, Strategieentwicklung und im Kooperationsmanagement. In den 90-er und 2000er Jahren befasste sich der Beirat unter anderem mit Fragen des Controllings, der Finanzierung und der Förderung von Innovation. Seitdem spielen u.a. Themen wie Ressourceneffizienz, Nachhaltigkeit und Digitalisierung wichtige Rollen in der Arbeit des Fachbeirats.
Das RKW Kompetenzzentrum dankt dem Fachbeirat „Unternehmensführung und Innovation“ herzlich für sein Engagement und seine wertvollen Impulse. Denn die Fachbeiräte des RKW waren immer und sind bis heute wichtige Beratungsgremien für die entsprechenden fachlichen Organisationseinheiten des RKW und unterstützen sie in ihrer Arbeit. Dafür ist der Fachbeirat mit erfahrenen Expertinnen und Experten besetzt, die wir Ihnen in dieser Serie vorstellen möchten.