Knapp 30 Prozent der Bachelorstudenten brechen ihr Studium ab - so eine aktuelle Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW). Ein halbes Jahr später haben 43 Prozent von ihnen eine Berufsausbildung begonnen, 31 Prozent sind erwerbstätig. Das sind die guten Nachrichten, vor allem für Unternehmen, die händeringend nach Azubis suchen: Abbrecher sind die eher leistungsstarken, hoch motivierten!

Aber:
Warum fangen sie überhaupt erst ein Studium an?

In der genannten Studie wurde nach den Gründen für den Abbruch gefragt: Unbewältigte Studienanforderungen, mangelnde Studienmotivation und der Wunsch nach einer praktischen Tätigkeit sind die drei wichtigsten Gründe. Man könnte auch sagen: ungeeignet für die akademische Laufbahn, besser aufgehoben in einem praktischen Beruf.

Ganz offensichtlich ist in der Berufsorientierung manches falsch gelaufen. Stereotype feiern fröhliche Urstände:

  • Wer schon Abi hat, MUSS doch studieren.
  • Richtig Geld verdienen kann man nur mit Studium.
  • Karriere ohne Studium geht heute gar nicht mehr.
  • Handwerk ist altbacken, Digitalisierung ist hip.

Blöd nur, dass das alles nicht stimmt:

  • Wer den Meistertitel und Lust dazu hat, kann studieren, ganz ohne Abi.
  • Mancher Handwerker verdient schon heute mehr als ein Bachelor, der als Sachbearbeiter sein Dasein fristet.
  • Handwerk, vor allem in der Meisterausbildung, orientiert auf Unternehmertum, und da kann man nicht nur viel verdienen, sondern hat auch das Sagen als Eigentümer.
  • Und wie viel Digitalisierung zum Beispiel in der neuen Heizung steckt, merkt jeder studierte Betriebswirt, Jurist, Geistes- oder Sozialwissenschaftler sehr schnell, wenn er mal versucht, die selber einzustellen.

Was es braucht, ist endlich eine Berufsorientierung in allen Schulformen inklusive Gymnasium, die Jugendlichen ermöglicht, ihre eignen Fähigkeiten und Interessen zu erkennen und auszuprobieren.

Die Betriebe sind gefordert

Und zwar gleich doppelt: Erstens müssen sie sich in der Berufsorientierung engagieren, frühzeitig und mit anregenden Praktika. Dafür plädieren wir in unserer Arbeitsmappe Azubimarketing auf fast jeder Seite.

Und zweitens müssen auch Handwerksunternehmen Hochschulmarketing betreiben. Nur so kommen sie an die Abbrecher heran, bevor sie von "Großen" weggeschnappt werden. Viele Kammern haben entsprechende Unterstützungsprojekte. Aber wer sich dafür nicht interessiert - an dem geht der Braten vorbei. Das Mindeste: Auf der Website bei den Ausbildungsangeboten ausdrücklich Studien- (und auch Ausbildungs-) Abbrecher zur Bewerbung auffordern. Dann wird eine Erfolgsstory geschrieben, wie in unserem Praxisbeispiel.