Merkmale von Gründerökosystemen

Das Gründerökosystem als neue Perspektive zur Stärkung des Gründungsgeschehens

Welche Faktoren und Rahmenbedingungen kennzeichnen erfolgreiche Gründungsregionen? In diesem Zusammenhang werden immer wieder eine Reihe von „Zutaten“ genannt, die in der richtigen Mischung zum gewünschten Ergebnis führen: Es geht um das Zusammenwirken von Talenten, Investoren, Unternehmen und ambitionierten Gründerpersonen, die über Netzwerke in regem Austausch zueinander stehen. Hinzu kommen förderliche Rahmenbedingungen und eine Reihe von positiven Standortfaktoren. Die Dosierung und die Kausalketten sind häufig nicht klar nachvollziehbar und variieren außerdem mit dem regionalen Kontext. Hieraus resultiert eine große Herausforderung für die Gestaltung öffentlicher Fördermaßnahmen.

Der Gründerökosystemansatz bietet für regionale Stakeholder eine Orientierung. Das vom RKW entwickelte Modell in Abbildung 1 zeigt, durch welche Akteure und Institutionen ein Gründerökosystem gekennzeichnet ist. Als Ausgangspunkt im Gründerökosystem gelten die Menschen in der Region – genauer: potenzielle Gründerinnen und Gründer – mit ihren besonderen Kenntnissen, Fähigkeiten und Einstellungen. Zu den gründungsaffinen Einstellungen gehören Risikofreude, Chancenorientierung und ein Hauch von Rebellion gegenüber bestehenden Strukturen. In der Praxis erfolgt die Gründung am häufigsten dort, wo man zu Hause ist. Und wenn das Umfeld stimmt, dann steigt die Chance, dass die Gründung positiv verläuft. Erfolgreiche Vorhaben sprechen sich herum und führen langfristig zur Nachahmung und somit zu mehr Gründungen.

Als wesentlicher Aspekt gilt die aktive Präsenz einer Mindestzahl an Gründungen und Startups, die sich in räumlicher Nähe zueinander befinden. Man spricht auch von einer „Gründerszene“. In diesem Zusammenhang wird häufig der Begriff der „kritischen Masse“ verwendet. Eine wissenschaftliche fundierte Größe hierzu gibt es nicht. In einer Reihe von Fallbeispielen wird von mehreren Dutzend Gründungen und Startups gesprochen, die sich an einem Ort, in einem Stadtviertel oder Quartier ansiedeln. Die Gründerszene ist die entscheidende Schnittstelle im Ökosystem und steht für die Gründungen und Startups mit ihren Netzwerken in die Wirtschaft und Politik sowie zu den relevanten Bildungseinrichtungen. Ein häufig beobachteter Erfolgsfaktor ist das Engagement erfolgreicher Gründerinnen und Gründer, die als Promotoren Netzwerke entwickeln, als Investoren Kapital bereitstellen und als Rollenmodelle in der Öffentlichkeit auftreten. Hieraus entsteht ein sich selbst verstärkender Entwicklungskreislauf.

Das besondere des Gründerökosystemansatzes ist der Fokus auf die Netzwerke und Beziehungen zwischen den Akteuren und die führende Rolle von ambitionierten Gründerinnen und Gründern. Die öffentliche Förderung übernimmt eine unterstützende Funktion („Feeder“) und sollte engagierten Gründerpersonen („Leader“) eine passende Bühne schaffen, aber auch bürokratische Hürden aus dem Weg räumen. Dort wo regionale Gründerinnen und Gründer zusammenkommen und bereit sind, in langfristiger Hinsicht eine Führungsrolle zu übernehmen, besteht das Potenzial für die Entwicklung eines dynamischen Gründerökosystems.