Digitalisierung in den befragten Unternehmen

Die ganz überwiegende Mehrzahl (46 von 50) der befragten Unternehmen hat bereits Digitalisierungserfahrungen. Nur vier verneinten dies, drei davon planen jedoch Digitalisierungsvorhaben. Die meisten digitalisierungserfahrenen Unternehmen planen weitere Digitalisierungsprojekte auf dem bereits eingeschlagenen Weg, ein gutes Drittel auch in anderen Bereichen.

In den meisten befragten Unternehmen gibt es mehrere laufende oder bereits abgeschlossene Digitalisierungsprojekte. Gegenstand sind meist die internen Prozesse, insbesondere mit dem Ziel der Optimierung der internen Abläufe und der (internen) Steuerungsfähigkeit. Beispielsweise modernisieren oder erweitern Unternehmen ihre Produktionsplanungs- und -steuerungssysteme, ihre digitalen Konstruktionssysteme mit Kopplung zur Fertigung und/oder ihre betriebswirtschaftliche Ressourcenplanung (ERP-Systeme). Dabei gerät zunehmend der Gesamtprozess der Auftragsabwicklung – von der digitalisierten Akquise bis zur digital unterstützten Logistik – in den Blick. Ein Unternehmen arbeitet zum Beispiel an der Digitalisierung seiner Auftragssteuerung (80 Prozent realisiert), führt in diesem Zusammenhang ein Produktionsplanungs- und Steuerungssystem (PPS) und eine digitale Erfassung von Prozessdaten sowie des Materialverbrauchs ein – mit der Perspektive, seine Auftragssteuerung zu 100 Prozent zu digitalisieren. In fünf Fällen ging es darum, „Grenzen zu sprengen“, wobei es sich hier weniger um komplett neue Technologien (z. B. 3D-Druck) handelt, sondern vielmehr um das Auflösen oder Verschieben der Grenzen hin zu anderen Unternehmen (Verbundlösungen), um wichtige externe Ressourcen zu erschließen (z. B. eine digital vernetzte, gemeinsame Auftragsbearbeitung durch mehrere Unternehmen).

Immerhin 20 Digitalisierungsprojekte beziehen sich auf die Kanäle zum Kunden. Dabei geht es entweder um die Herstellung des Kundenkontakts oder die Unterstützung von Beratung und Verkauf. Eher selten hatten Digitalisierungsprojekte in den befragten Unternehmen hingegen das Ziel, neue Angebote zu entwickeln oder bestehende Angebote aufzuwerten oder zu individualisieren. Keine Rolle spielten Digitalisierungsprojekte zur Kundenbindung oder zur Veränderung des Erlösmodells.

Die geplanten Digitalisierungsprojekte der Unternehmen sind ähnlich ausgerichtet, was nochmal verdeutlicht, dass in den Digitalisierungsbemühungen überwiegend bestehende Ansätze fortgesetzt oder erweitert werden. Allerdings steigt bei den geplanten Digitalisierungsvorhaben die Anzahl derjenigen Projekte in erheblichem Maß, die auf Angebotsverbesserungen und -entwicklungen zielen. Zunehmende Bedeutung erlangt in geplanten Digitalisierungsprojekten zur Verbesserung des Kundennutzens der Einsatz digitaler Modelle zur Generierung von Angebotsvorteilen („neuartige Angebote entwickeln“): Beispielsweise werden gemeinsam mit dem Kunden virtuelle 3D-Prototypen erstellt, die auch (virtuell) in dessen Anlagen integriert werden können. Aus diesen digitalisierten Prototypen werden später automatisch die erforderlichen Konstruktionsund Fertigungsdaten generiert.

Diese Befunde sprechen für die Annahme, dass die Dynamik der betrieblichen Digitalisierung einer Logik „von innen nach außen“ folgt, d. h., die ersten Digitalisierungsschritte dienen internen Optimierungen. Erst danach wird der Blick nach außen, also auf Kanäle zum und Angebote für den Kunden, gerichtet. Typische Beispiele dafür: Ein Unternehmen arbeitet an Robotereinsätzen in Schweiß- und Brennprozessen für die Blechbearbeitung und zugleich an der vorgelagerten Digitalisierung der Blechzuschnitte. Beide Elemente werden in einer digitalisierten zentralen Auftragsverwaltung miteinander vernetzt. Parallel wird geplant, den Robotereinsatz in der Blechbearbeitung zu erweitern. Der Fokus liegt auf den internen Prozessen. Ein weiteres, produzierendes Unternehmen verfügt über ein Dokumentenmanagementsystem, das mit ERP und PPS vernetzt wurde, und plant nun eine gemeinsame digitale Plattform für seine Lieferanten und Kunden. Ähnlich das Verlaufsmuster bei einem dritten Unternehmen: Nach der Digitalisierung des Workflows und der Einführung von OnlineMarketing soll letzteres nun ausgebaut und Online-Tutorials für die Kunden entwickelt werden. Auch in der Kategorie „Grenzen sprengen“ geht es erst im zweiten Schritt um den Kunden: Hier handelt es sich sowohl bei den laufenden als auch geplanten Projekten weniger um komplett neue Technologien, sondern vielmehr um das Auflösen oder Verschieben der Unternehmensgrenzen: Bei den laufenden Aktivitäten sind dies vor allem Vernetzungen mit anderen Unternehmen. Bei den geplanten Projekten kommen Verknüpfungen mit Kunden oder Lieferanten (z. B. digitale Kunden- und Lieferantenplattformen) hinzu.