Fazit

Die Untersuchungsergebnisse zeigen insgesamt, dass die Digitalisierung im Mittelstand angekommen ist. Fast alle der 50 befragten KMU digitalisieren – schrittweise und sukzessive. An erster Stelle steht oft die Optimierung des Workflows bzw. interner Prozesse, gefolgt von einer Digitalisierung von Angeboten oder Kanälen zum Kunden. Meist werden zuerst eingeschlagene Prozessdigitalisierungen fortgesetzt und ausgeweitet, bevor der Kunde, Kanäle zu ihm oder Angebote für ihn in den Blick genommen werden. Disruptiv scheint die Digitalisierung im Mittelstand nicht zu sein.

In fast allen befragten digitalisierenden Betrieben ist man sich bewusst, dass dies Konsequenzen für das Personal mit sich bringt. Das Anforderungsspektrum an das Personal scheint breiter oder komplexer zu werden. Damit gehen große Herausforderungen an die Kompetenzentwicklung und die betrieblichen Arbeitskräftenachfragen einher.

In nur fünf der befragten Unternehmen rechnet man mit einem Wegfall von Jobs im Zuge der betrieblichen Digitalisierung. Die Nennungen sind aber zu gering und zu heterogen, um daraus Trends ableiten zu können. Die Digitalisierungswege der KMU scheinen auch für das Personal eher nicht disruptiv zu verlaufen.

Im Zuge von Digitalisierungsprozessen entstehen in weitaus mehr der befragten Unternehmen neue Jobs, als bestehende wegfallen. Die Grenzen zwischen sich verändernden Anforderungsprofilen und im Betrieb neu entstehenden Tätigkeitsfeldern sind jedoch fließend. Denn oftmals scheinen neue Jobs aus bisherigen hervorzugehen. „Nährboden“ für neue Tätigkeitsfelder sind beispielsweise neuartige digitale Verkaufs-, Vertriebs- bzw. Kommunikationswege, neue digitale Prozesse und Arbeitswerkzeuge sowie neuartige digitale Produkte.

Dort, wo betriebliche Digitalisierungsprojekte laufen oder geplant sind, setzt man sich meist auch personalwirtschaftlich mit den neuen Herausforderungen auseinander. Vor allem investieren die KMU in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. In der Regel sind dies klassische Schulungen, teilweise aber auch digitale Lernformen oder arbeitsplatzintegriertes Lernen. Inhaltliche Schwerpunkte der Weiterbildungen sind eine neue betriebliche Software bzw. ein neues digitales System im Betrieb, die meist auch zu Veränderungen in Arbeitsabläufen führen, Programmierkenntnisse, Online-Marketing und -Verkauf sowie Soft Skills. Allgemeine Informationsbzw. Sensibilisierungsveranstaltungen zur Digitalisierung sind eher selten dabei. Auch reagieren einige befragte KMU mit einer Aufstockung ihres Personals, mit Personalumschichtungen, Mitarbeiterbindung und Anpassungen der Arbeitsorganisation.

Es sind aber auch Grenzen des Personalmanagements in KMU erkennbar: Die Personalarbeit scheint in digitalisierenden Betrieben eher reaktiv zu sein. Die vielfältigen und mitunter enormen personalwirtschaftlichen Aktivitäten dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele der befragten KMU eher „auf Sicht fahren“. Eine strategische Planung ist nur vereinzelt erkennbar. Dies könnte dort zu Engpässen führen, wo kurzfristige Weiterbildungen an ihre Grenzen stoßen. Beispielsweise, wo neue Kompetenzanforderungen nicht durch Weiterbildung kompensiert werden können, aber auf dem Arbeitsmarkt stark nachgefragt werden. Die Vorlaufzeit, die Personalarbeit an diesen Stellen braucht, könnte zum wettbewerbsentscheidenden Faktor werden.