Auswirkungen der Digitalisierung auf das Personal

Grundsätzlich können durch betriebliche Digitalisierung bestehende Jobs an Bedeutung gewinnen oder verlieren, sich Anforderungsprofile verändern, Anforderungen und Jobs gänzlich wegfallen oder neue Jobs mit völlig neuen Anforderungsprofilen entstehen. Nicht immer sind diese Auswirkungen aber klar unterscheidbar. Denn es kann durchaus schwer abschätzbar sein, ob sich Anforderungen im Zuge von Digitalisierungsprojekten zwar verändern, diese aber beispielsweise durch Weiterbildungsmaßnahmen kompensiert werden können, oder ob man es bereits mit einem völlig neuen Anforderungsprofil zu tun hat.

Fast 80 Prozent der befragten Unternehmen (39 Fälle) rechnen damit, dass im Zuge ihrer Digitalisierungsprojekte – oft mehrere, insgesamt 75 – Jobs in ihrem Betrieb an Bedeutung gewinnen. Das betrifft beispielsweise Aufgaben im Vertrieb (bspw. Key Account Management), in der Konstruktion/Entwicklung (bspw. Produktentwicklung) sowie in der Fertigung/Produktion (bspw. die mechatronische Produktion). Über sämtliche Bereiche hinweg gewinnen programmierende Tätigkeiten bzw. solche mit IT-Anforderungen an Bedeutung.

Die Interviewpartner ließen keinen Zweifel daran, dass die Bedeutungsgewinne in der Regel mit Verschiebungen oder Neuerungen innerhalb der jeweiligen Anforderungsprofile einhergehen. Das Anforderungsspektrum an betriebliche Personalressourcen wird anscheinend breiter oder komplexer. Dies hätte zwei Folgen: Erstens muss der betriebliche Aufwand an Kompetenzentwicklungsmaßnahmen (und vermutlich auch deren Vielfalt) steigen. Und zweitens differenzieren sich auch die betrieblichen Arbeitskräftenachfragen (weiter) aus. Es wäre zu vermuten, dass zukünftig bei der Personalsuche neben formalen Qualifikationsabschlüssen deutlich mehr und konkretere Anforderungen formuliert werden.

Deutlich weniger (14) Unternehmen erwarten, dass aufgrund ihrer Digitalisierungsprojekte Jobs im Betrieb an Bedeutung verlieren. Dies betrifft etwa solche in der Fertigung/Produktion (bspw. Betongießen), in Einkauf/Lager (bspw. Versandhilfe) oder Entwicklung/Konstruktion (bspw. Metallbau). Meist handelt es sich um Einzelnennungen (insgesamt 16). Mitunter gibt aber auch Überschneidungen mit Bereichen bzw. Jobs (z. B. Zerspanungsmechanik in der Produktion), die andernorts an Bedeutung gewinnen.

Noch geringer (5) ist die Anzahl jener Unternehmen, die mit (insgesamt 5) komplett wegfallenden Aufgabenbereichen rechnen. So will ein Unternehmen beispielsweise zukünftig auf Gießereimechaniker verzichten, weil diverse Konstruktions- und Produktionsprozesse digitalisiert werden (sollen). Zwei weitere Unternehmen sehen aufgrund der vernetzten und digitalisierten Produktionsprozesse Meister- bzw. Qualitätssicherungstätigkeiten zukünftig als entbehrlich. Ein vierter Betrieb würde perspektivisch auf den klassischen Produktvertrieb verzichten. Das fünfte Unternehmen erwartet einen Wegfall von Sachbearbeitungstätigkeiten in der Verwaltung.

Insgesamt sprechen diese Ergebnisse dafür, dass die Digitalisierungswege der KMU auch für das Personal nur ausnahmsweise (wenn überhaupt) disruptiv verlaufen.

In weitaus mehr der befragten Unternehmen entstehen neue Jobs, als bestehende wegfallen: 13 Unternehmen rechnen mit insgesamt 24 neuen Aufgabenbereichen. Die Grenze zwischen erheblichen Veränderungen im Anforderungsprofil und der Entstehung eines gänzlich neuen Jobs ist durchaus fließend. So bescheinigten einige interviewte KMU bestehenden Jobs einen Bedeutungszuwachs, sehen aber aufgrund der Anforderungsänderungen (perspektivisch) ein ganz neuartiges Aufgabengebiet mit neuem Anforderungsprofil. Anscheinend wird hier mit einer sukzessiven Weiterentwicklung hin zu neuen Jobs gerechnet, bei der sich auch die Rekrutierungs- und Qualifizierungswege, tariflichen Eingruppierungen sowie Vergütungen etc. ändern könnten – ggf. eine echte Herausforderung für die Personalarbeit.

Häufig entstehen neue Jobs im Bereich Vertrieb (bspw. E-Commerce), in Beratung/Betreuung (bspw. OnlineKundensupport, Helpdesk) und Marketing (bspw. Content-Marketing), weil Kommunikationskanäle nach innen und außen digitalisiert bzw. Beratung und Verkauf digital unterstützt werden (sollen). Digitale Workflows, Tools und Robotereinsätze führen absehbar auch zu neuen Tätigkeitsfeldern in Entwicklung/Konstruktion (bspw. Interaktionsdesign) und Einkauf/Lager (bspw. digitale Beschaffung). Mitunter werden im IT-Management auch neue Administratoren-Jobs erwartet, beispielsweise für Datenbanken.