Führung im Zeitalter der Digitalisierung wirksam machen

Die großen Veränderungen unserer Zeit machen keinen Bogen um das Thema Führung und die verantwortlichen Führungskräfte. Die Antworten vieler Experten lauten heute: Digital-Leadership, Führung 4.0 oder New Work. Diese Ansätze beschreiben und enthalten wichtige Neuerungen. Fast allen Ansätzen ist gemein, dass die uns umgebende und permanent steigende Komplexität nicht mehr durch einzelne Führungskräfte überblickt oder gar noch verstanden werden kann. Ebenfalls wichtig ist, dass im Zeitalter der Digitalisierung die Innovationszyklen immer kürzer werden und Wissen zum „Rohstoff“ wird. Hier entwickelt sich vor allem die kreative und produktive Verwendung von Wissen zum Wettbewerbsfaktor. Dies hat zur Folge, dass

  • der gegenseitige Austausch und die erfolgreiche Zusammenarbeit (von Menschen mit verschiedenen Hintergründen, die sich unterschiedlich gut kennen und mögen) zum „Flaschenhals“ im Wettbewerb werden und
  • angesichts der steigenden Komplexität Entscheidungen und Führungsaufgaben vermehrt von den Menschen (mit-)getroffen und ausgeübt werden, die auch davon betroffen sind. Das kann wiederum dazu führen, dass viele Aufgaben der Führungskräfte „überflüssig“ beziehungsweise direkt in den Teams wahrgenommen werden.

All dies bringt für die Funktion Führung neue und veränderte Rollen mit sich: Sie treten in den Hintergrund, moderieren den Austausch, vernetzen die Experten, ermöglichen die produktive Zusammenarbeit in hierarchiereduzierten Unternehmen und müssen Vertrautheit mit neuen Arbeitsformen wie Scrum, agilem Arbeiten oder Design-Thinking gewinnen. Alte Leitbilder, wie das der heldenhaften Führungskraft (die alles wissen, können und entscheiden muss), ausgeprägtes Status- und Hierarchiedenken, die Angst vor Fehlern oder der Glaube an Planbarkeit und Steuerbarkeit komplexer Prozesse sind für diese Aufgaben ebenso hinderlich wie das Festhalten an verstaubten Managementtools.

Die neuen Führungsansätze sind zwar in vieler Hinsicht eine Fundgrube. Aber auch sie müssen im Tagesgeschäft erst wirksam werden! Wirksamkeit entsteht jedoch nicht allein durch die Anwendung neuer agiler Arbeitsformen, Kreativitätstechniken und Führungsrollen – denn auch diese müssen am Ende zu den gewünschten Effekten und Ergebnissen führen. Dies „tun“ sie jedoch nicht von selbst. Daher sind wir davon überzeugt, dass auch in Zukunft Wirksamkeit über Management, im Kontakt mit anderen Menschen und über die eigene Person entsteht. Auch wenn sich die Methoden ändern oder Führungskräfte vieles nicht mehr allein machen müssen, braucht es am Ende weiterhin jemanden, der für Orientierung oder Ziele sorgt, den Erfolg beurteilt oder wichtige Entscheidungen fällt. Fehlt dies, wird Führung nicht wirksam – mit allen Konsequenzen für die Ergebnisse.