Im zunehmenden Veränderungsdruck steht der deutsche Mittelstand vor der Herausforderung, anpassungsfähig zu bleiben und seine Innovationskraft zu erhalten. Wer dabei in Silos agiert und entscheidet, bremst sich früher oder später selbst aus. Indem Sie Silodenken abbauen, steigern Sie Ihre Zukunftsfähigkeit.

Traditionelle Entscheidungs- und Organisationsstrukturen sind geprägt von Abteilungsdenken und einer vorgegebenen Hierarchie, an die man sich hält, vielleicht aus purer Gewohnheit. Durch solches Silodenken entstehen Wissensinseln und die Schwierigkeit, eigentlich vorhandenes Wissen und die Kompetenzen der Mitarbeitenden bestmöglich abschöpfen zu können. Das bremst nicht nur die Innovationsdynamik, sondern auch die Reaktionsfähigkeit auf Marktveränderungen aus. Wer ein Unternehmen in die Zukunft führen will, kommt daher nicht drum herum, die Art und Weise wie die Menschen im Unternehmen zusammenarbeiten zu überdenken.

Partizipative Zusammenarbeit als Schlüssel gegen Silodenken und zu mehr Innovation

Ein wirksamer Hebel, um Silodenken abzubauen, ist partizipative und abteilungsübergreifende Zusammenarbeit. Partizipative Zusammenarbeit bedeutet, die systematische Einbindung unterschiedlicher Perspektiven in Entscheidungsprozesse. Es geht darum, den Wissens- und Erfahrungsschatz sowie unterschiedliche Sichtweisen aus den unterschiedlichen Unternehmensbereichen und Hierarchieebenen zusammenzubringen, um innovativere und damit langfristig tragfähigere Entscheidungen zu ermöglichen. Durch den Austausch über funktionale Grenzen hinweg ergibt sich ein starkes Fundament für Organisationen, um in dynamischen Zeiten mit den bereits vorhandenen Ressourcen erfolgreicher zu agieren.

Gerade in Zeiten zunehmender Komplexität profitieren Organisationen, die interdisziplinäre Zusammenarbeit fördern, von einer Verbesserung der Effizienz und der spürbaren Stärkung ihrer Innovationsfähigkeit.

Warum ist partizipative Zusammenarbeit ein entscheidender Vorteil?

Studien belegen*, dass heterogene Teams nachhaltigere, marktnähere Lösungen entwickeln, indem durch ihre sogenannte kognitive Vielfalt die Innovationsfähigkeit um bis zu 20% gesteigert wird. Wenn die Zusammenarbeit über strukturelle Grenzen hinweg ermöglicht wird, maximieren Sie die Perspektivenvielfalt innerhalb des Unternehmens und somit seine Problemlösungskompetenz.

Das weit verbreitete Arbeiten in Silos und damit einhergehend die Förderung von Silodenken führt oft zu Kompetenzgerangel zwischen den eingegrenzten Fachbereichen. Dadurch erhöht sich der Abstimmungsaufwand und letztlich die Umsetzung von Entscheidungen. Setzen Sie partizipative Formate ein, fördern Sie geteiltes Verständnis und reduzieren dadurch Reibungen.

Zudem wollen Fachkräfte mitgestalten, anstatt nur auszuführen. Ob erfahrene Fachkräfte oder jüngere Mitarbeitende: Mitarbeitende erwarten Sinnhaftigkeit und Mitgestaltung. Daher wirken Unternehmen, die Beteiligung ermöglichen, attraktiver als Arbeitgeber und das spiegelt sich wiederum in der Bindung der Mitarbeitenden an „ihr“ Unternehmen.

Ein weiterer Vorteil ist der aktive Umgang mit der immer weiter steigenden Komplexität der Unternehmensumgebung. Entscheidungen wirken sich nur selten auf einen einzelnen Bereich aus. Kundenerwartungen überschneiden sich zum Beispiel mit technologischen Möglichkeiten und regulatorischen Anforderungen. Werden derlei komplexe Umgebungen immer nur aus einer Perspektive betrachtet und bewertet, werden entscheidende Risiken und auch Chancen schneller übersehen. Es ist also empfehlenswert, nicht nur auf diese Umstände zu reagieren, sondern den Umgang mit ihnen aktiv zu gestalten.

Wie können Sie also damit beginnen, Silodenken abzubauen?

Der Einstieg in Partizipation und interdisziplinäre Zusammenarbeit muss kein Großprojekt sein. Es lohnt sich auszuprobieren, erste Erfahrungen zu sammeln, sich an das Thema heranzutasten und dann zum Unternehmen passend Formate einzuführen. Mit folgenden Ansätzen können Sie starten:

1. Beteiligung gezielt einführen und ausprobieren 

Es muss nicht alles auf den Kopf gestellt werden. Beginnen Sie mit einfachen Formaten, um alle Mitarbeitenden an Partizipation heranzuführen und erste Erfahrungen zu sammeln. Beispielsweise können Sie erste Beteiligungs-Workshops anbieten, bei denen Mitarbeitende über Abteilungsgrenzen hinweg Lösungen gemeinsam entwickeln. Oder führen Sie ein abteilungs- und hierarchie-übergreifendes Austauschformat ein, zum Beispiel in Form eines fixen digitalen Termins pro Woche. Holen Sie aktiv Feedback von den Beteiligten ein und tasten sich wenn gewünscht weiter vor. Wenn Sie sich sicherer damit fühlen, können Sie diesen hierarchie-übergreifenden Austausch auch zunächst auf einen bestimmten Testzeitraum begrenzen.

2. Führung neu denken

Nehmen Sie die bisherige Führung im Unternehmen unter die Lupe mit der Bereitschaft, gegebenenfalls umzudenken. Führungskräfte sollten nicht als Alleinentscheidende agieren, sondern Möglichmacherinnen und Möglichmacher sein für kluge Entscheidungen, die langfristig angenommen werden. Statt im Alleingang zu entscheiden, lassen Sie Führungskräfte Rahmen setzen, die Orientierung schaffen und innerhalb derer aktive Mitgestaltung erwünscht und willkommen ist. Diese Orientierung setzen Sie zum Beispiel dadurch um, dass Führungskräfte klare Zielvorstellungen kommunizieren, anstelle Aufgaben und Vorgehensweisen vorzugeben. Die Umsetzung, wie die Zielvorstellung erreicht wird, darf das Team innerhalb des Rahmens selbst bestimmen.

3. Achten Sie auf Transparenz und Feedback

Entscheidungen, die nachvollziehbar sind, werden besser angenommen. Kommunizieren Sie daher offen über Ihre(n) Entscheidungsprozess(e). Ein offener Umgang auch mit Fehlern stärkt das Vertrauen der Mitarbeitenden in die Organisation und fördert Lernprozesse. Haben Sie Feedback eingeholt, gehen Sie zeitnah darauf ein. Lassen Sie konstruktives Feedback nicht ins Leere laufen.

4. Pilotprojekte

Starten Sie mit einem oder mehreren kleinen Projekten. Projekte bieten als zeitlich abgeschlossene Einheiten einen idealen Raum, um neue Formen der Zusammenarbeit auszuprobieren. Lassen Sie dafür zum Beispiel Projektteams so entstehen, dass sich Teilnehmende aufgrund ihrer Expertise und ihrer Eigenmotivation, eine Herausforderung zu lösen, als Team zusammenfinden – nicht rein aufgrund ihrer aktuellen Position. So können alle Beteiligten erste Erfahrungen damit machen, das Risiko ist sehr überschaubar und durch den Austausch über die Erfahrungen kann weiter entschieden werden, ob und wie Sie die Grenzen zwischen Fachabteilungen und anderen abgeschlossenen Einheiten öffnen wollen.

Der Weg hin zu partizipativer und silo-übergreifender Zusammenarbeit erfordert den Mut, Neues auszuprobieren und die Bereitschaft zur Veränderung. Sie führt zu besseren Entscheidungen und motivierteren Mitarbeitenden. Damit ist sie ein echter Wettbewerbsfaktor, der Silodenken überwindet und Sie weiterbringt.

*Bourke, Juliet, et al. The Diversity and Inclusion Revolution: Eight Powerful Truths. Deloitte Insights, 2018.
 

Anja-Madlen Lackinger ist zertifizierte Managerin für Digitale Transformation und Kultur- und Wirtschaftswissenschaftlerin. Als Expertin für die Entwicklung partizipativer Arbeitsformen setzt sie auf interdisziplinäre und silo-übergreifende Zusammenarbeit.

Moderationsmappe „Zusammenarbeit bestreiten“

Workshop Silodenken abbauen

Für alle, die Widersprüche gezielt als Chance für ihr Unternehmen nutzen wollen, bietet das RKW Kompetenzzentrum die Moderationsmappe „Zusammenarbeit bestreiten“ an. Die Moderationsmappe fördert das Aufbrechen von Silodenken zwischen Funktionsbereichen, damit eine (gesamt-)zielorientierte Zusammenarbeit (wieder) möglich wird.

Um direkt loslegen zu können, enthält das Set neben einer ausführlichen Moderationsanleitung Plakate mit den vorgedruckten Tools. 

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